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Nach seiner Befreiung radelte KZ-Häftling heim nach Polen

Von Gerald Winterleitner, 03. Juli 2020, 00:04 Uhr
Nach seiner Befreiung radelte KZ-Häftling heim nach Polen
Stanislaw Kudlinski fuhr auf diesem Fahrrad, das hier im Museum in Mauthausen von Johanna Mikl-Leitner betrachtet wird, zurück in sein Leben. Bild: rubra

STEYR, MAUTHAUSEN. Nonnen hatten Stanislaw Kudlinski nach seiner Befreiung aus dem KZ ein grünes Fahrrad geschenkt. Dann machte er sich auf den Weg.

"Ich wollte um jeden Preis nach Hause." Dieser lange Zeit nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Gusen vom KZ-Überlebenden Stanislaw Kudlinski ausgesprochene Satz ist auf der virtuellen Gedenkseite der Homepage des Mauthausen-Komitees Österreich zu lesen.

Kudlinski war 1915 in Polen geboren worden und wurde während des Nazi-Regimes als Widerstandskämpfer verhaftet. Im Jahr 1942 kam er ins KZ Mauthausen, danach ins Außenlager Steyr-Münichholz und schließlich nach Gusen. Hier wurde er 1945 befreit.

Mit einer kleinen Gruppe schlug er sich daraufhin nach Linz durch. Dort trafen sie auf einige Ordensschwestern und baten diese erschöpft um Unterkunft. Zu ihrer Freude kamen die Schwestern der Bitte nach, und sie durften sogar einige Wochen in der Scheune des Erholungsheimes für Krankenschwestern verbringen, wo sie sich von ihrem Leid erholen konnten. Auch eine Arbeit wurde ihnen angeboten.

Kudlinski aber wollte auf eine organisierte Heimreise nach Polen nicht mehr warten. Er wollte unbedingt sobald wie möglich – "um jeden Preis", wie er es später beschrieb – nach Hause. Deshalb beschloss er, mit zwei weiteren KZ-Überlebenden zu Fuß in seine polnische Heimatstadt Poznan (Anm.: Posen) zu gehen.

Die Schwestern schenkten Kudlinski aber ein Fahrrad, ein zweites bekamen die drei von einem polnisch-amerikanischen Soldaten. Also machte sich das Trio mit den beiden Rädern auf den Weg.

Kuss für polnische Heimaterde

Dieser führte sie nach Wien und durch die Tschechoslowakei über Prag in die Heimat. Abwechselnd benutzten sie die fahrbaren Untersätze und legten die fast 1000 Kilometer in eineinhalb Monaten zurück. Gleich drei Mal hätten ihre Fahrräder beschlagnahmt werden sollen, allerdings wussten sich die Polen zu wehren. Zum Glück hatte Stanislaw Kudlinski auch ein Dokument bei sich, auf dem zu lesen war, dass ihm die Soldaten helfen sollten. So erhielten sie immer wieder Unterstützung, Menschen boten ihnen Verpflegung an, und in einem Restaurant an der österreichisch-tschechischen Grenze bekamen sie ihr Essen sogar gratis, da sie als ehemalige KZ-Häftlinge erkannt wurden.

Nachdem sie die polnische Grenze heil überquert hatten, küssten sie die Erde. "Ich weiß nicht, ob das der Papst von uns gelernt hat oder wir das vom Papst", sagte Stanislaw Kudlinski später darüber.

Bis zu seinem Lebensende im Jahr 2010 behielt Kudlinski sein Fahrrad als Erinnerung an diese abenteuerliche Reise zurück in die Heimat und zurück ins Leben. Heute ist das grüne Rad mit einem gelb-goldenen Lenker eines der wertvollsten Exponate des Museums im ehemaligen KZ Mauthausen.

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Autor
Gerald Winterleitner
Lokalredakteur Steyr
Gerald Winterleitner

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