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Auf da Alm ...

Von Helmut Wittmann, 01. Juni 2019, 00:04 Uhr
Auf da Alm ...
Illustration: Agnes Ofner

Was gibt es Erfrischenderes als eine durch und durch sinnlose Geschichte. Aber vielleicht ist sie ja auch gar nicht so sinnlos ...

Beginnen wir mit einem Spruch. Den hat mir meine Mutter immer wieder einmal aufgesagt. Und sicher war sie nicht die Einzige, die Kinder mit diesem Spruch begeistert hat:

"Auf da Alm, sitzt a Schwalb’m, lasst a Patzal oba falln, Kummt da Jaga mit’m Gwehr, schießt des Patzerl hin und her. Kummt a Alte mit der Butt’n, lasst des Patzerl einihupf’n. Tragt’s nach Haus, kocht se’s aus, macht a guad’s Kaffeetscherl draus."

Ja, auf der Alm, da ist vieles möglich. Auch diese Geschichte: Vor langer, langer Zeit, war’s gestern oder war’s heut, da war einmal ein Bauer. Der saß an einem Sonntagnachmittag droben auf der Alm in der Wiese. Es war einer dieser "faulen" Sonntagnachmittage, an denen man es sich einfach nur gemütlich und bequem machen will. Die sonnige Wärme hüllte die Landschaft in einen wohligen Mantel. Hin und wieder regte sich ein Lüftchen. Die Kühe grasten friedlich. Der Mann hatte es sich bequem gemacht. Ab und zu nahm er einen Schluck Most, schaute den Kühen auf der Wiese zu, war in Gedanken verloren, mit sich und der Welt zufrieden.

Da kam ein Wanderer des Weges. Der grüßte den Bauern freundlich. Der Bauer grüßte zurück. "Ein schöner Platz!", meinte der Fremde. "Darf ich mich zu dir setzen?" "Nur zu", sagte der Bauer, "magst einen Most?" "Gern!"

Der Fremde nahm einen ausgiebigen Schluck und schnalzte mit der Zunge: "Der schmeckt!" Dann saßen sie da, entspannt und ruhig, schauten ins Land, sahen zu, wie die Kühe grasten – das alles, ohne ein Wort zu reden. Nach einer Weile meinte der Fremde: "Und? Fressen die Kühe brav?" "Die welche von den zweien?", fragte der Bauer. "Die weiße!", sagte der Fremde. Ein paar Gedanken vergingen. "Die weiße?", sagte der Bauer nachdenklich. "Die weiße, ja!" Wieder satte Ruhe. Schließlich fragte der Fremde: "Und die schwarze?" "Die schwarze?", kam es nach einer Weile zurück. "Die schwarze auch!"

Ein Vogel zwitscherte im Baum, die zwei Kühe lagen in der Wiese und käuten wieder, was sie frisch gefressen hatten. Da war eine Ruhe, die durch nichts, aber auch gar nichts gestört wurde. Irgendwann meinte der Fremde: "Und? Geben sie auch viel Milch?" "Die welche?", kam es fragend zurück. "Die weiße!", meinte der Fremde. Ein paar Atemzüge vergingen. "Die weiße?", meinte der Bauer bedächtig. "Die weiße, ja!" "Und die schwarze?" "Die schwarze?", seufzte der Bauer, "die schwarze auch!"

Unten schmiegte sich das Dorf friedlich ins Tal. Nichts war zu hören. Nur hin und wieder das Summen einer Biene, das Schnaufen der Kühe und das Bimmeln der Kuhglocke, wenn eine Kuh den Kopf schüttelte oder durch einen Schwung mit dem Schwanz die lästigen Fliegen verjagte. "Jetzt sag einmal", fragte der Fremde, "warum sagst du immer: "Die welche?"" Der Bauer nahm in aller Ruhe einen Schluck Most. "Weil", meinte er dann, "die weiße Kuh, die gehört mir!" Jetzt trank auch der Fremde, ließ den Most sacken – und fragte: "Und die schwarze?" "Die schwarze?", meinte der Bauer nachdenklich. "Die schwarze auch!"

Der Autor. Helmut Wittmann

Wittmann ist seit bald 30 Jahren Märchenerzähler von Beruf. Im ORF, Radio Oberösterreich, gestaltet er jeden ersten Samstag im Monat die sagenhafte Stunde. Mehr unter maerchenerzaehler.at

Die Geschichte stammt aus dem Band „Das Geschenk der zwölf Monate – Märchen, Bräuche und Rezepte im
Jahreskreis“, Tyrolia-Verlag 

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