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Paul Zauner: Warme Töne

Von Roman Kloibhofer, 05. Dezember 2015, 00:04 Uhr
warme töne
Paul Zauner Bild: VOLKER WEIHBOLD

Weihnachten ist für den Jazzmusiker und Biobauern Paul Zauner emotionaler Höhepunkt im Jahr. Schon im Sommer steigt die Spannung auf diese Zeit. Dann steigt bei ihm auch das Bedürfnis nach emotionaler Wärme. Für Jazzfreunde hält er zu Weihnachten Musik als Geschenk bereit.

Die Augen von Paul Zauner glänzen, wenn er von Weihnachten erzählt. Von einer Zeit, über die er sagt, dass sie noch immer emotionaler Höhepunkt im Jahr ist. Das war sie schon früher, in seiner Kindheit, als er jeden Tag im Advent genossen hat, mit diesen Gerüchen von Tannenreisig, von Äpfeln, von Kerzen. Advent und Weihnachten – das ist für den Innviertler Jazzmusiker und Bio-Bauern noch immer eine wichtige Zeit. Weil er dann seine Balance und Ruhe findet. "Ich kann mich wieder einmessen", sagt er und blickt schweigend aus dem Fenster in die spätherbstlich gefärbte Landschaft.

Das Warten auf den Advent hat schon im Sommer angefangen: "Wenn ich an was Schönes gedacht hab, dann an Weihnachten...", sagt er. Ein leidenschaftlicher Skifahrer sei er als Bub gewesen, jeden Nachmittag mit den Skiern unterwegs auf den Hügeln des Sauwaldes, auf einem selbst ausgesteckten Slalomkurs. "Wenn ich heut im Sommer durch die Gegend fahr und die Hügel seh, dann stell ich mir vor, wie ich ihn mit den Skiern herunterfahr – genauso wie damals, in meiner Kindheit."

warme töne
Äpfel: Dort, wo im Frühsommer die Jazzmusiker bis in den frühen Morgen spielen, lagern und duften Äpfel. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Dort, wo im Frühsommer die Jazzmusiker bis in den frühen Morgen spielen, lagern und duften Äpfel.

Wenn es kalt wird, steigt bei Paul Zauner das Bedürfnis nach Geborgenheit, nach "seelischer Wärme", wie er es nennt. Dann wird auch seine Musik weihnachtlich-warm. Jedes Jahr im Advent geht der Musiker mit seinen Jazz-Freunden aus aller Welt auf Konzerttour durch Österreich und Bayern. "Früher haben s’ gesagt: Ein Konzert im Dezember? Unmöglich!" Doch die Leute sind trotzdem gekommen. So sind die Weihnachtskonzerte zur Tradition geworden. Zur Tradition, aber nicht zur Routine.

"Ich krieg das mit, wenn die Leute glücklich sind, wenn sie diese Ruhe suchen und finden. Die Musik, in der man sich fallen lassen kann, die tut gut." Warum? "Die Musik, die wir spielen, ist nichts Zielgerichtetes. Es verbindet sich alles: die Musik mit den Zuhörern, die Musiker untereinander. Nicht ein Einzelner ist wichtig, sondern nur noch das, was herauskommt." Dann verbinden sich Gospelmelodien mit Weihnachtsliedern, österreichisches Volksliedgut mit Jazz-Themen. "Musik, die von innen kommt, die bleibt." Es gehe nicht um Stil, sondern um Berührung.

Sobald der Adventkranz am Tisch steht, kommt für ihn jedes Jahr aufs Neue dieser eine so emotionale Gedanke: "Jetzt kommt diese bestimmte, diese schöne Zeit. Jetzt dauert’s nicht mehr lang bis Weihnachten!" Früher hat die Großmutter täglich am Abend vor dem Adventkranz den Rosenkranz gebetet, erzählt Zauner. Er sei einfach fasziniert gewesen, gebannt von dieser Stimmung: "Ich hab mich dazugesetzt, hab auf die Lichter geschaut und einfach mitgemurmelt. Ich kann die G’setzl vom Rosenkranz bis heut nicht gscheit."

Diese bleibende Erinnerung

Der Höhepunkt in jedem Jahr sei der Heilige Abend gewesen. "Wir haben am Vormittag einen Baum aus unserem Wald geholt – das machen wir jetzt übrigens auch wieder", erzählt er. Dann begann das Warten auf die Bescherung. "Das war immer etwas Besonderes. Nicht, weil wir so viel bekommen haben, nein. Aber wenn es am Abend so weit war – das ist eine bleibende Erinnerung. Da seh ich alles noch sehr, sehr gut: Wie das ganze Zimmer in dieses leicht rötlich gedämpfte Licht gefärbt war... Und es hat geduftet!" Ein Moment aus seiner Kindheit werde ihm unvergesslich bleiben, sagt er. "Wie meine Schwester zu Weihnachten das Akkordeon bekommen hat, das werde ich nie vergessen. Da war’s völlig egal, dass es nicht mein Geschenk war."

Traditionen sind dem Musiker aus dem Innviertel sehr wichtig. Sie seien richtungsweisend, würden eine Basis schaffen für einen selbst. "Wichtig ist aber auch die Freiheit, dass ich mit Traditionen umgehen kann, wie ich will."

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INNtöne ist später: Der Advent ist für Paul Zauner die Tür zu einer ganz besonderen Zeit, zu einer ganz besonderen Musik. Bild: VOLKER WEIHBOLD

INNtöne ist später: Der Advent ist für Paul Zauner die Tür zu einer ganz besonderen Zeit, zu einer ganz besonderen Musik.

 

Eine dieser Traditionen am Heiligen Abend bei ihm zu Hause, religiös motiviert: das Fasten am Heiligen Abend. Das wurde in seiner Familie hochgehalten. "Am Vormittag gab’s keine Keks mehr, es wurde gefastet. Und zu Mittag hat’s nur eine einfache Brotsuppe gegeben. Das war nicht viel, aber sie war einfach köstlich." Erst am Abend, nach dem Beten vor dem Christbaum, gab’s dann die Bäckereien. Und auch das Christkind hat er sich als Bub ganz traditionell vorgestellt: "Wie ein Engel mit weißgoldenen Flügeln."

Mit den Weihnachtskonzerten will der Posaunist sein Publikum glücklich machen und auf eine ruhige und friedliche Zeit einstimmen. Weihnachtliche Musik hat für Paul Zauner auch schon viel bedeutet, noch ehe er als Jazzer in die ganze Welt gereist ist. "Wir haben am Heiligen Abend gesungen, am Klavier und an der Gitarre oder mit der Mundharmonika gespielt", erzählt er. "Es ist nie darum gegangen, wie schön es geklungen hat, es ist nur ums gemeinsame Singen gegangen."

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Der Schaukelstuhl gibt dem Musiker jene Balance, die er im Advent findet. Dann fühlt er sich wieder „eingemessen“. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Der Schaukelstuhl gibt dem Musiker jene Balance, die er im Advent findet. Dann fühlt er sich wieder „eingemessen“.

 

"Noch nie!" Die Antwort von Paul Zauner auf die Frage, ob er Weihnachten jemals anderswo als daheim verbracht habe, kommt unmittelbar und bestimmt. Weihnachten auswärts? Nein. Es ist das Familienfest. Da eilt er heim aus aller Welt, von dort, wo er gerade ist. Und es kann schon vorkommen, dass es zeitlich knapp wird. Wie damals, als er zwei Tage vor dem Heiligen Abend noch in New York gespielt hat und den Flug nach Europa verpasst hat. Irgendein Problem mit der U-Bahn hat ihn aufgehalten. "Das war knapp, aber ich hab’s noch geschafft."

Neben der Sehnsucht nach emotionaler und physischer Wärme und nach Geborgenheit wird vor Weihnachten bei Paul Zauner auch Sehnsucht nach dem Wünschen spürbar. Wünschen sei "etwas ganz Gutes", sagt er leise. Wünschen drücke aus, dass man etwas mag, dass man Bedürfnis nach Freude habe. "Und dass man nicht alles hat." Seine Wünsche sind zugleich bescheiden und maßlos: "Ich wünsch mir, dass ich mein Leben so gestalten kann, dass meine Umgebung und ich glücklich sind." 

 

Paul Zauner: Der Diersbacher (56) ist Jazzposaunist, Musikproduzent und Biobauer. Sein Festival „INNtöne“ lockt jedes Jahr zu Pfingsten Jazzfreunde aus der ganzen Welt in den kleinen Ort im Bezirk Schärding.

Soulful Christmas: Weihnachts-Konzerttour und CDs

Melodien aus ferner Kindheit sind es, die Paul Zauner und seine Freunde im Zuge der Konzerttour „Soulful Christmas“ präsentieren. Die Tour führt den Jazz- und Soulmusiker und dessen Musikkollegen (in unterschiedlicher Besetzung) auch nach Oberösterreich und nach Bayern: Am 6. Dezember nach Schärding, am 11. nach Ried, am 13. nach Gmunden, am 15. und 27. Dezember nach Passau. Die Besetzung variiert. Paul Zauner spielt u. a. mit Mario Rom, Jan Korinek, Christan Salfellner bzw. Dwight Trible (aus Los Angeles), Nobuntu (aus Zimbabwe), Carlton Holmes, Mansour Scott (beide aus New York), Klemens Pliem, Wolfram Derschmidt und Dusan Novakov.

Einfach zum Nachhören

Weihnachts-CDs von Paul Zauner (als Musiker und Produzent) sind bei PAO Records erhältlich. Nicht nur von den „Christmas All Stars“ mit Paul Zauner gibt es eine CD mit weihnachtlichen Klängen, bei PAO Records wurde vor einigen Jahren auch von „Saxofour“ die CD „Lasst uns froho uhund munter sein“ aufgenommen. 

 

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