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Warum ein China-Restaurant für den SK Vorwärts historische Bedeutung hat

Von Stefan Minichberger und Gerald Winterleitner, 08. April 2019, 00:05 Uhr
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Bildergalerie 100 Jahre Vorwärts: Das waren die Höhepunkte
Bild: Privatarchiv Stockinger

STEYR. Am 23. März 1919 wurde im damaligen Gösser-Bräu die Gründung des Vereins eingeleitet.

In der Engen Gasse 20, wo heute im Restaurant Xin Xin Gäste asiatische Speisen konsumieren, trafen sich am 23. März 1919 zehn Männer im damaligen Gösser-Bräu mit einem gemeinsamen Ziel: einen Fußballverein zu gründen. Gesagt, getan! Drei Wochen später, am 14. April, wurde der Steyrer Fußballklub Vorwärts im Casino-Saal aus der Taufe gehoben.

Dressen aus Fahnenstoff

Josef Wokral, Sozialdemokrat (SdAP) und Bürgermeister der Stadt, wurde erster Präsident. Der Großteil der Spieler und Mitglieder waren Arbeiter. Der Verein startete mit viel Elan. Vizebürgermeister Karl Dedic (SdAP) betrieb ein Stoffgeschäft am Stadtplatz und stattete den Verein mit rotem Fahnenstoff aus. Anhänger nähten daraus Trikots. Die Hosen waren weiß mit rotem Seitenstreifen. Das erste Spiel am 15. Juni 1919, auswärts gegen den "Linzer Athletik-Sportklub Siegfried" (heute LASK), endete 2:2. Da die Bahn Samstagabend bzw. am Sonntag nicht fuhr, kehrten die Spieler erst Montag früh aus Linz zurück. Zwei Wochen später endete die Revanche beim ersten Spiel auf Steyrer Boden mit 0:1. Von solch kleinen Rückschlägen ließen sich die Spieler aber nicht entmutigen. Schon im Herbst 1919 startete die erste Meisterschaft. Neben Vorwärts nahmen der LASK, Urfahr und Germania Ried teil. Von 1920 bis 1923 sicherten sich die Steyrer den Landesmeistertitel, wobei der erste Triumph 1920 nachträglich annulliert wurde: Spieler sollen unberechtigt eingesetzt worden sein.

1925 hatte der Verein ein Wappen, das dem heutigen schon sehr ähnlich sah. Ab Mitte der 1920er-Jahre ging es sportlich aber bergab. Grund war die Wirtschaftskrise. Die Steyr-Werke mussten viele Menschen entlassen, darunter auch Spieler des Vereins. Diese zogen auf der Suche nach neuer Arbeit weg, teilweise bis Brasilien. Dafür traten andere Sektionen in den Vordergrund: Kajak, Leicht- und Schwerathletik sowie Boxen wurden im Verein betrieben.

Warum ein China-Restaurant für den SK Vorwärts historische Bedeutung hat
Die Athletik-Sektion 1925 Bild: Privatarchiv Stockinger

Krise in den 30er-Jahren

Die Arbeiterfußballvereine hatten derweil 1926 mit dem "Verband der Arbeiterfußballer Österreichs" (VAFÖ) einen eigenen Verband gegründet. Zwar gelang 1932 mit dem Cup-Sieg noch ein sportliches Highlight. Die Weltwirtschaftskrise hatte den Arbeiterstädten und ihren Menschen aber zugesetzt. Der 1920 als SK Freiheit gegründete Lokalrivale Amateure wechselte 1930 in den bürgerlichen Verband. Eine Zeit ohne Derbys startete, in der kurzfristig Amateure zur neuen Nummer 1 in Steyr wurde und Vorwärts den Vereinsstatus verlor. Dadurch übernahm der Rivale 1934 den Vorwärts-Platz an der Lauberleite.

Warum ein China-Restaurant für den SK Vorwärts historische Bedeutung hat
Die siegreiche Mannschaft im VAFÖ-Cup 1932. Der Pokal ist derzeit im Museum Arbeitswelt ausgestellt. Bild: Privatarchiv Stockinger

 

100 Jahre Vorwärts

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des größten Steyrer Fußballvereins bringen die OÖNachrichten als Medienpartner bis zum Jubiläumsspiel am kommenden Sonntag eine fünfteilige Serie zur Vorwärts-Geschichte, unterstützt von Vorwärts-Archivar Erwin Pöschl und Michael Stockinger, der als Fan ein umfangreiches Vorwärts-Archiv führt.

 

3 Fragen an ... Reinhard Schlager, Präsident des SK Vorwärts Steyr

Der 56-Jährige steht bereits seit März 2016 an der Spitze des Vereins.

1. Der SKV wird am Sonntag 100 Jahre alt. Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie?

Es ist eine besondere Ehre, dass dieses Jubiläum in meine Amtsperiode fällt. So viele Vereine in Österreich gibt es nicht, die auf eine derart lange Vergangenheit zurückblicken dürfen. Jetzt geht es für uns darum, den Klassenerhalt zu schaffen und den Verein fit für die Zukunft zu machen. Und wir wollen wieder alle Fans zurückgewinnen. Wir haben tolle Fans. Aber wenn ich an die 7000 Zuschauer in der Landesliga gegen Weißkirchen denke, davon sind wir noch weit entfernt.

2. Was macht die Faszination Vorwärts aus?

Vorwärts ist einfach Vorwärts, es gibt nichts Vergleichbares: Fans, Stadion, die vielen Erlebnisse, hier ist einfach alles besonders. Ich war schon als Kind mit dem Verein verbunden. Rudi Stadlbauer war ein Nachbar, ich bin mit seinen Söhnen aufgewachsen. Auch der Joschi Brunmayr hat drei Häuser weiter gewohnt.

3. Der schönste Vorwärts-Moment in Ihrer Erinnerung?

In meiner Präsidentenzeit war das sicherlich der Aufstieg in die Bundesliga. Aber wenn ich zurückdenke, dann kommt mir immer dieser 3:1-Sieg im Cup gegen Austria Wien in den Sinn. Das war ein Spiel, ein Moment, den ich nie vergessen werde.

 

Pilgerstätte für Fans und Stolz der Stadt: Der Vorwärts-Platz

12.000 Zuschauer kamen 1949 zum Rekordspiel gegen die Wiener Austria ins altehrwürdige Stadion an der Volksstraße.

„Gemma aufn Vorwärts-Platz!“ Ein Spruch, der Steyrer Fußball-Fans seit Generationen bekannt ist. Der jetzige Vorwärts-Platz an der Volksstraße, derzeit unter dem Namen „S.I.S.-Arena“ geführt und von Fans liebevoll „Volxroad“ tituliert, ist seit dem Frühjahr 1935 Spielstätte der Rot-Weißen. Seitdem hat der Verein das Stadion mit Tribünen, Zäunen, Kabinenräumlichkeiten, Flutlicht, VIP-Bereich und zuletzt einer Bewässerungsanlage ausgebaut.

Pilgerstätte für Fans und Stolz der Stadt: Der Vorwärts-Platz
Das Stadion im Jahr 1949 Bild: Archiv Stockinger

Das erste Vorwärts-Spiel fand 1919 auf einem Exerzierfeld nahe dem Schlüsselhof in unmittelbarer Nähe zum Enns-Fluss statt. Durch zahlreiche Erfolge hatte der Verein schnell ein treues, aber kritisches Publikum gewonnen, das sich großteils aus den Stadtteilen Schlüsselhof, Ennsleite und Innere Stadt rekrutierte. Der erste Platz stand auf Militärgrund, wurde aber von der Stadt dem Verein zur Verfügung gestellt.

1922 machte man sich auf die Suche nach einer neuen Spielstätte. Fündig wurde man nur 100 Meter entfernt an der Lauberleite, dem heutigen Amateure-Platz. 1924 wurde der Platz in Betrieb genommen. Mit der Zeit wurden ein Holzzaun, eine Holztribüne und ein Kabinengebäude errichtet.

Nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 wurden die VAFÖ und deren Vereine verboten, die Anlage konfisziert und dem SK Amateure übergeben. Ein Jahr später nahm Vorwärts den Sportplatz an der Industriehalle, den damaligen Car-Ludwig-Platz an der heutigen Volksstraße in Betrieb. Das Rekordspiel fand 1949 vor 12.000 Zuschauern gegen die Austria statt. Es endete mit 0:6. (mini)

Testen Sie Ihr Wissen über den SK Vorwärts Steyr im großen Jubiläums-Quiz!

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11  Kommentare
11  Kommentare
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magicroy (2.785 Kommentare)
am 08.04.2019 20:15

Es müsste sich mal die Stadt Steyr klar zum SKV bekennen! Über die Umwegrentabilität würde sich eine entsprechende Förderung sicher auszahlen!

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 09.04.2019 12:01

Die Stadt Steyr hat leider noch gut in Erinnerung, wie das war, als sie sich klar zum SKV bekannt hat - und dann draufgezahlt!
Jetzt fördert sie ihn halt auf Antrag, und zwar eh mit Summen, von denen andere Vereine nur träumen können.

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oneo (19.368 Kommentare)
am 08.04.2019 16:13

Vorwärts hat und hatte eben nicht solche Gönner wie der LASK. Aber die Fans sind trotzdem immer zu ihrer Vorwärts gestanden. Man hatte auch, als man in untersten Klassen spielte, immer überdurchschnittlich viele Zuseher. Der Lask hat in der RegioLiga vor 3-500 gespielt. Wo waren da die echten Fans????

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beisser (10.412 Kommentare)
am 08.04.2019 19:39

Du weißt aber schon dass das mit
PM Reichel zu tun hatte.

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oneo (19.368 Kommentare)
am 08.04.2019 20:12

Nicht alles, weil für die sportliche Leistung in der RegioLiga konnte er nichts. Natürlich hat er den Verein total ausgehungert und wahrscheinlich wärs ohnehin nicht mehr lange so gegangen, wenn nicht die "Retter" aufgetaucht wären.
Aber Vorwärts hatte zu Blochins Zeiten auch immer das Stadion voll.

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magicroy (2.785 Kommentare)
am 08.04.2019 20:09

Vorwärts Fans sind sehr bescheiden in den sportlichen Ansprüchen ihrer Mannschaft und extrem begeisterungsfähig wenns mal läuft. Leider müssen sie zur Zeit die Leidensfähigkeit unter Beweis stellen.

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oneo (19.368 Kommentare)
am 08.04.2019 20:13

Damit hast vollkommen recht...

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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 08.04.2019 13:35

Die ruhmreiche Zeit ist halt auch schon lange her ....... siehe das 4:0 gestern, das den Abstieg wohl besiegeln wird.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 08.04.2019 16:23

Dazu wäre viel zu sagen, aber das sprengt hier den Rahmen ...

Nur so viel: Auch ein Abstieg ist nicht das Ende!

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beisser (10.412 Kommentare)
am 08.04.2019 19:37

So ist es. Einzig der Fortbestand des Vereines zählt 👍
Alles Gute für die nächsten 100 Jahre. Vielleicht sieht man sich ja wieder einmal. Der Cup wäre dafür eine gute Gelegenheit. Ebenfalls schwarzweiße Grüße

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laskpedro (3.380 Kommentare)
am 08.04.2019 12:32

berührend ..schön dass es noch vereine mit so einer historie gibt .. dem skv alles gute für dei nächsten 100jahre und sw grüße aus der stahlstadt

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