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Kriegsberatungen in der Ischler Sommerfrische

Von Von Markus Staudinger   09.Juli 2014

Die Herren reisten gern über Nacht. Um Punkt 6.59 Uhr trafen Außenminister Leopold Graf Berchtold und sein Kabinettschef Alexander Graf Hoyos am 9. Juli 1914 mit dem Zug in Bad Ischl ein.

Zweck der Reise war eine Unterredung mit Kaiser Franz Joseph. Der war schon am 7. Juli wieder in seine Sommerresidenz Ischl gereist. "Sehr frisch" sehe der 83-jährige Monarch aus, notierte die Tages-Post bei dessen Ankunft nach fünfstündiger Bahnfahrt. Das Wetter ist in diesen Tagen trüb und regnerisch.

Nicht zum Vergnügen

Doch die Herren Berchtold und Hoyos sind ohnehin nicht zum Vergnügen gekommen. Nach kurzem Halt im Hotel "Elisabeth" trifft Berchtold um 8.30 Uhr zur Audienz beim Kaiser ein. Er soll Franz Joseph über den Verlauf jenes Ministerrats vom 7. Juli informieren, in dem die Weichen Richtung Krieg gestellt worden waren (siehe Serie, Teil 6).

Ein Widerspruch des Kaisers ist nicht überliefert. Für den Historiker Manfried Rauchensteiner ist das nicht verwunderlich. Für den Kaiser sei schon vor der Rückreise nach Ischl klar gewesen: Es sollte Richtung Krieg gehen. Berchtold hält sich nach der Audienz nicht lange in Ischl auf. Schon am Abend reist er wieder nach Wien zurück. Am nächsten Tag setzt er den deutschen Botschafter von Tschirschky in Kenntnis über die Sicht Franz Josephs.

Der kabelt darauf nach Berlin: Franz Joseph sei "ganz unserer Auffassung, dass man jetzt zu einem Entschluss kommen müsse". Allerdings neige "Seine Majestät der Ansicht zu, dass konkrete Forderungen an Serbien zu stellen sein würden. […] Es würde damit das Odium einer Überrumpelung Serbiens, das auf die Monarchie fallen würde, vermieden und Serbien ins Unrecht gesetzt werden".

Kaiser Franz Joseph setzt unterdessen neben seinen Regierungsgeschäften die Sommerfrische fort. Mal unternimmt er "eine Spazierfahrt in geschlossenem Wagen" (Regenwetter!), mal nimmt er – am 11. Juli, als das Wetter endlich aufklart – einen "längeren Spaziergang im Park und im anstoßenden Reservegarten", wie die Tages-Post berichtet.

Ein Abschied für immer

Bis zwei Tage nach der Kriegserklärung gegen Serbien, die er am 28. Juli im Arbeitszimmer der Bad Ischler Kaiservilla unterfertigt, wird Franz Joseph im Kurort bleiben. Am frühen Morgen des 30. Juli reist der Kaiser dann doch nach Wien zurück. Es wird ein Abschied für immer: Franz Joseph wird in den ihm verbleibenden zwei Lebensjahren nicht mehr nach Ischl zurückkehren.

 

Vor 100 Jahren in der Tagespost

In der Abendausgabe vom 9. Juli 1914 berichtet die Tages-Post, die Vorgänger-Zeitung der OÖNachrichten, schon über das Treffen von Außenminister Berchtold mit dem Kaiser in Bad Ischl. „In kürzester Zeit“ werde eine „Demarche unserer Regierung beim serbischen Kabinett erfolgen“, wissen die Tages-Post und der Ischler Korrespondent des „Neuen Wiener Tagblatts“ zu berichten.

Ob Steyr, Enns oder Donau: Oberösterreichs Flüsse treten nach „unaufhörlichem Regen“ über die Ufer. Aktuelle Nachrichten von der Hochwasser-Lage – ob in Steyr, Mauthausen, Grünburg oder Klaus – finden die Oberösterreicher in der Tages-Post. In Frauenstein etwa haben die „Fluten der Steyr“ den Verbindungssteg Richtung Steinwänd weggerissen.

Hier die Originalausgabe der Linzer Tagespost vom 09. Juli 1914 lesen:

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