Der frühe Tod eines findigen Unternehmers
Eternit-Erfinder Ludwig Hatschek stirbt am 15. Juli 1914 im Alter von 57 Jahren in seiner Villa in Linz.
Vom Linzer Rathaus wehte erneut die schwarze Flagge. Es war einer der prominentesten Bürger der Stadt, der im Alter von nur 57 Jahren verstorben war: Ludwig Hatschek, der Erfinder des Eternits. Einer der "bedeutendsten und angesehensten Großindustriellen" der Monarchie, schreibt der Pester Lloyd in Budapest.
Eigentlich hätte er ja Bierbrauer werden sollen: 1866 war Hatscheks Familie aus dem mährischen Töstitz (Tesetice) nach Linz gezogen, wo Vater Philipp das Linzer Brauhaus übernahm. Als die Brauerei 1892 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird, lässt sich Ludwig seinen Anteil auszahlen.
Erfolg in Vöcklabruck
1893 erwirbt er eine stillgelegte Papiermühle bei Vöcklabruck – und beginnt mit Experimenten zur Erzeugung eines wetter- und feuerfesten Baumaterials. Erst 1900 ist es so weit: Hatschek meldet seinen Asbestzement als Patent an, dem er 1903 den Markennamen "Eternit" gibt.
Eine Erfolgsgeschichte nimmt von Vöcklabruck aus ihren Lauf. Allein in Österreich-Ungarn werden 1913 zwölf Millionen Quadratmeter Eternit-Bedachungsmaterial geliefert. 1907 erwirbt Hatschek die Guglvilla am Bauernberg – an ihrer Stelle steht heute die Landwirtschaftskammer. Er übersiedelt zurück nach Linz, lässt rund um die Villa (bald bekannt als Hatschekvilla) den Bauernberg-Park anlegen, schenkt ihn der Stadt Linz. "Eine Zierde von Linz", schreibt die Tages-Post.
Doch gesundheitlich geht es Hatschek immer schlechter. Die schädigende Wirkung von Asbest ist damals noch nicht bekannt. Erholungsaufenthalte im Ausland helfen nicht. Am 15. Juli 1914 verstirbt Hatschek in Linz.
Der Linzer Gemeinderat kündigt eine Sondersitzung an. Offizielle Trauerfeiern finden auch in Vöcklabruck und Gmunden statt, wo Hatschek 1908 die Gmundner Zementfabrik gegründet hat.
Bis 2005 in Familienbesitz
Bis 2005 bleiben die Eternit-Werke Ludwig Hatschek AG zur Gänze im Besitz der Familie (prägend für das Unternehmen in der Zweiten Republik: Ludwigs Enkel Fritz Hatschek, der Anfang 2013 im Alter von 91 Jahren starb).
2005 beteiligt sich Cross Industries (Stefan Pierer) zu 80 Prozent an Eternit. Seit 2009 gehört das Unternehmen, das in Vöcklabruck rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, zu 100 Prozent dem Schweizer Unternehmer Bernhard Alpstäg. Eternit-Produkte sind mittlerweile natürlich asbestfrei: In den 1990er Jahren wurde die Erzeugung umgestellt.
Vor 100 Jahren in der Tagespost:
wurde in den mittleren 60ern mehr oder weniger zum thema. vorher war davon nichts zu hören........