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Der Kaiser hält in Linz, genau vier Minuten lang

Von Von Wolfgang Braun   30.Juli 2014

Am nahenden Krieg wollen viele verdienen. Das sieht man auch an den Inseraten in der Tages-Post: Geworben wird für "Feldausrüstungs-Wäsche", für Karten des Kriegsschauplatzes und für Kriegs-Versicherungen (siehe Faksimile).

In diesen Juli-Tagen 1914 wirkt der Krieg auch noch nicht schrecklich, sondern wie ein großes Abenteuer. Tausende säumten die Bahnstrecke, auf der Kaiser Franz Joseph von Bad Ischl nach Wien zurückreiste. Überall wird von Ovationen und patriotischen Gesängen berichtet.

Auf telegraphisches Ersuchen von Erzherzog Josef Ferdinand hatte der Kaiser gestattet, dass es in Linz einen kurzen Halt samt militärischem Empfang geben dürfe. Nicht nur die abkommandierten Soldaten und Offiziere strömten daraufhin am Morgen des 30. Juli zum Bahnhof. Der Andrang sei so "beängstigend" groß gewesen, dass die Polizei "den Perron vom gesamten Zivilpublikum räumen musste", schreibt die Tages-Post. 

Um 9.01 Uhr fuhr der Hofsonderzug in Linz unter den Klängen der Volkshymne ein. Von einer "tiefernsten Bemerkung" des Kaisers schreibt die Tages-Post: "Ich wollte den Frieden erhalten", habe er zu Erzherzog Josef Ferdinand gesagt. Und schließlich habe er sich vor die Offiziere gestellt und diese kurz angesprochen: "Es hat mich sehr erfreut, die Herren hier zu sehen, und ich sage zum Abschied in dieser ernsten Stunde nur die wenigen Worte, dass ich auf den guten Geist, die Ausdauer und die Tapferkeit der Armee baue."

"Rüstiges Gehaben"

Dann war er schon wieder vorbei, der Besuch des Kaisers. Vier Minuten dauerte der Aufenthalt laut Tages-Post, die deswegen aber nicht gram war. Im Gegenteil: Man lobte die gesundheitliche Verfassung des Kaisers, die in den Wochen zuvor schon Anlass zur Sorge gegeben hatte. "Das rüstige Gehaben des Kaisers fiel allgemein auf", hieß es in der Reportage der Tages-Post.

Jener Erzherzog Josef Ferdinand, der den Aufenthalt des Kaisers in Linz erwirkte, war übrigens eine schillernde, aber auch tragische Figur. Seit seiner Kindheit war er fasziniert von der Luftfahrt. Von seinem Wohnsitz Linz aus organisierte er eine 16-stündige Ballonfahrt nach Frankreich. Während des Krieges war er dann als Feldherr wie so viele Habsburger glücklos.

Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wurde er von der Gestapo verhaftet und kurzzeitig im KZ Dachau interniert. Er starb 1942.

 

Vor 100 Jahren in der Tagespost

Die Tages-Post-Ausgabe vom 30. Juli 1914 kennt zwei große Themen: Erstens die Spekulation darüber, ob sich der Krieg auf Serbien begrenzen lasse, oder ob Russland Serbien zur Seite steht und dies damit aufgrund der bestehenden Bündnisse den Kriegseintritt von Frankreich und England bzw. Deutschland nach sich zieht.

Das zweite große Thema ist die Rückreise von Kaiser Franz Joseph nach Wien, auf der er in Linz kurz Station macht.
Zudem ruft die Tages-Post zu einer Hilfsaktion und zu Spenden für die Familien der Soldaten auf. 310 Kronen sind am ersten Tag der Aktion bereits zusammengekommen.

Lesen Sie hier die Gesamtausgabe der Linzer Tagespost vom 30. Juli 1914

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