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Schuschniggs Flucht nach vorne

Von Markus Staudinger, 07. März 2018, 00:04 Uhr
Schuschniggs Flucht nach vorne
Kurt Schuschnigg: Mehrheit für eigenständiges Österreich? Bild: Archiv

Der Kanzler bereitet eine Volksabstimmung über die Eigenständigkeit Österreichs vor, durch eine Indiskretion erfährt Hitler frühzeitig davon.

Hitler-Grüße und Hakenkreuz-Abzeichen auf den Straßen, ein Innenminister, der sich wie ein Kanzler feiern lässt, und NS-Parteigänger, die mittlerweile ganz unverhohlen auftreten.

Mittlerweile dämmert es auch Österreichs Kanzler Kurt Schuschnigg, dass ihm die Kontrolle entgleitet. Er wählt die Flucht nach vorne. In einer Volksabstimmung sollen die Österreicher darüber abstimmen, ob das Land eigenständig bleiben soll. Präsentieren will er das Vorhaben am Mittwoch, 9. März, bei einer Rede in Innsbruck, stattfinden soll die Volksabstimmung schon am Sonntag, den 13. März.

Hitler ist wütend

Am 7. März informiert Schuschnigg die Landesführer der Vaterländischen Front über sein Vorhaben, auch die meisten Minister wissen schon Bescheid. Nach außen hin hält sich der Kanzler bedeckt, er will Hitler überrumpeln.

Das misslingt. Die deutsche Vertretung in Wien ist rasch über das Vorhaben informiert. Hitler ist wütend – und entschlossen, die Volksabstimmung zu verhindern. Im Verdacht, die Information weitergegeben zu haben, steht eine Sekretärin von Staatssekretär Guido Zernatto, Schuschniggs rechter Hand. Hitlers Vertreter in der österreichischen Regierung, allen voran Innenminister Arthur Seyß-Inquart, werden von Schuschnigg am 8. März eingeweiht.

Schuschnigg rechnet mit einer satten Mehrheit für ein eigenständiges Österreich. Angesichts der Jubelbilder beim Einmarsch der deutschen Truppen nicht einmal eine Woche später scheint das verträumt. Doch auch Historiker gehen davon aus, dass Schuschnigg sein Ziel erreicht hätte.

In der illegalen Gewerkschaft und der verbotenen Sozialdemokratie ist Ständestaat-Kanzler Schuschnigg zwar verhasst. Sie wollen ihre Anhänger dennoch aufrufen, für Österreich zu stimmen. Auf die katholische Kirche kann der autoritäre Ständestaat ohnehin zählen. Zusätzlich ergreift Schuschnigg Maßnahmen, die ein Ja zu Österreich absichern sollen. Weil der Nationalsozialismus besonders unter jungen Menschen viele Anhänger hat, setzt er das Wahlalter auf 24 Jahre hinauf. Österreichs Beamte sollen am Tag vor der Wahl ihre ausgefüllten Wahlzettel ihren Vorgesetzten offen übergeben. Und in den ersten Verlautbarungen zur Volksabstimmung sind gar nur Stimmzettel mit einem Ja zu Österreich vorgesehen. Das, sagt Schuschnigg später, sei nur der erste Entwurf gewesen.

Es sollte ohnehin eine akademische Frage bleiben: Am 13. März, dem Tag der geplanten Volksabstimmung, standen bereits deutsche Truppen in Wien.

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