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Wie es zur Schallplatte kam

Von Klaus Buttinger   21.März 2015

Wie es zur Schallplatte kam

  • Mit dem Phonoautographen wurde das Prinzip der Tonaufzeichnung patentiert. Sein Erfinder, der Pariser Drucker Léon Scott, erlitt ein österreichisches Schicksal. Das Grammophon kam erst 20 Jahre, die erste vernünftige Schellackplatte erst 40 Jahre später..

Vor gut 150 Jahren begann ein Prozess, an dessen Ende heute das Streamen digitaler Musikdaten über das Internet steht. Begonnen hat die Entwicklung mit recht analogen Mitteln: Holz, Ruß, Glas, Kautschuk und einer Schweineborste.

Geburtshelfer der Tonaufzeichnung war die Fotografie, genauer die Daguerreotypie, die 1835 in Frankreich entwickelt wurde. Dies ließ im Kopf des Pariser Druckers und Buchhändlers Édouard-Léon Scott de Martinville (1817–1879) die Idee entstehen, auch Töne abzubilden. Das gelang ihm mit seinem Phonoautografen, dem Schallselbstschreiber, für den er im März 1857 das Patent bekam. Kurz gefasst traf der Schall über einen Holztrichter auf eine Kautschukmembran, an der eine Schweineborste befestigt war. Sie kratzte die Schwingungen in die Oberfläche eines sich drehenden, rußgeschwärzten Glaszylinders. An eine Wiedergabe der aufgezeichneten Töne dachte Scott nicht. Ihm ging es darum, Sprache aufzuzeichnen.

Wie es zur Schallplatte kam
Phonoautograf: Schwingungen wurden mittels Schweineborste übertragen.

Sensationelle Rekonstruktion

Erst 2007 gelang es Forschern vom Berkeley National Laboratory in Kalifornien, einem Phonoautogramm von damals Töne zu entlocken. Über komplizierte Computerprogramme wurde das Geheimnis der ältesten bekannten Tonschwingungsaufzeichnung gelöst. Es handelt sich dabei um zehn verrauschte Sekunden des Volksliedes "Au clair de la lune" ("Im Mondschein").

Den Schritt zur Wiedergabe des aufgezeichneten Schalls vollzog erst zwanzig Jahre nach Scotts Patenteinreichung der US-Erfinder Thomas A. Edison (1847–1931) mit seinem Phonographen (Klangschreiber). Die "Sprechmaschine" schrieb Schallwellen mittels Nadel in eine Stanniolfolie. Ließ man die Nadel noch einmal über die Vertiefungen laufen, wurde die Aufnahme abgespielt. Dann war die Folie hinüber. Es sollte weitere zwanzig Jahre dauern, bis haltbare, wiederverwendbare Tonträger Edisons Sprechmaschine zum vollwertigen Grammophon machen sollten (siehe unten).

Léon Scott, der die Grundlagen dafür schuf, hatte außer Aufwendungen nichts von seiner Erfindung. Er warf Edison vor, die Idee des Phonoautografen kopiert zu haben, und haderte mit dem Schicksal des erfolglosen Erfinders. Doch der Ruhm dafür, die erste Tonaufnahme verwirklicht zu haben, bleibt Scott für immer.

Gebrauchte LPs werden im Schnitt zwischen 10 und 20 Euro gehandelt. Sammlerstücke erreichen tausende Euro. Für Spezialisten in Sammlerkreisen wurden Schallplatten zur Geldanlage.

Der Berliner

Es war der Berliner

Emil Berliner (1851–1929) wuchs als Sohn jüdischer Textilhändler in Hannover auf. Als junger Mann wanderte er in die USA aus, hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, studierte nachts und brütete über dem jungen Wissenschaftsgebiet Elektrotechnik. Es gelang ihm, ein funktionierendes Mikrophon für Graham Bells neuen Telefonapparat zu konstruieren und damit 50.000 Dollar Startkapital zu ergattern.

Berliner tüftelte weiter und meldete 1887 ein Patent für ein Abspielgerät mit scheibenförmigem Tonträger an. Um mit diesem Vorläufer des Grammophons aufzunehmen, wurden die Schallwellen in die Rußschicht einer Glasplatte eingenadelt und der Ruß anschließend chemisch gehärtet. Weitere Versuche, die Platte zu verbessern, führten über Metalle. Die älteste bisher erhaltene Schallplatte ist ein am 25. Oktober 1887 von Berliner selbst angefertigtes Zink-Positiv mit einer Spieldauer von vier Minuten.

Der Durchbruch mit Schellack

Auch die Verwendung von Hartgummi als Plattenmaterial wurde rasch verworfen. Erst mit der Schellack-Platte begann der kommerzielle Durchbruch des Plattenspielers. Er verfügte nunmehr über einen Federantrieb, die Pressmasse der Schallplatten bestand aus einer Mischung aus Schieferpulver, Baumwollflock und Schellack. Vinylplatten (PVC) kamen erst in den 1930er-Jahren auf.

Records and More in der Altstadt Linz

Nachgefragt

Nachgefragt bei Markus Meyr

Der Plattenhändler betreibt mit Willi Buchmayr seit einem Jahr erfolgreich den Plattenladen „records & more“ in der Linzer Hofgasse 7. Seit 1977 sammelt er Schallplatten.

  1. Schallplatten waren für ein paar Jahre ganz verschwunden, nun tauchen sie wieder auf. Was ist da passiert?

    Einen Nischenmarkt für Sammler hat es immer gegeben. Der Tiefpunkt war zwischen dem Aufkommen der CD Ende der 1980er-Jahre und der Erkenntnis, dass die so unverwüstlich nicht sind, rund um 2005. Schließlich hat auch die Musikindustrie über hippe und coole junge Bands, die auf Vinyl herauskamen, bemerkt, dass der Plattenmarkt immer noch da ist.
  2. Fans schwören auf den besseren Sound von Vinyl. Warum?


    Jeder Musiktechniker weiß: Vinyl klingt anders als eine CD. Jack White von den The White Stripes hat einmal gesagt, Vinyl sei die romantische Art, Musik zu hören. Es hat etwas Haptisches, man hat etwas in der Hand, und man muss sich dafür Zeit nehmen. Das ist schon eine bewusste Art, mit dem Speed unserer Zeit umzugehen.
  3. Wie viele Platten welcher Genres haben Sie auf Lager?


    30.000 LPs, 15.000 Singles und 7000 CDs quer durch alle Richtungen. Zum Spezialisieren auf ein Genre ist Linz zu klein.
  4. Wer sind Ihre Lieblingsinterpreten?


    „13th Floor Elevators“, Begründer der psychedelischen Musik.

 

Nähere Informationen: www.recordsandmore.at

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25. April 2024