Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Wahrzeichen in Flammen

Von Alfons Krieglsteiner   16.Mai 2015

  • Zwei Blitzschläge lösten 1919 den Großbrand der Pöstlingbergkirche aus – Für die Feuerwehren damals ein extrem schwieriger Löscheinsatz

Wahrzeichen in Flammen

Jeder kennt die Pöstlingbergbahn als beschauliche Tramway auf den Linzer Hausberg. Dass sie aber auch einmal als Transportmittel der Feuerwehr herhalten musste, wissen heute nur noch die wenigsten. Denn am 17. Mai 1919, einem Samstag, tobte ein heftiges Gewitter über Linz. Zwei Blitze schugen in die Wallfahrtskirche ein und setzten sie in Brand. Die Linzer Feuerwehr musste an diesem Abend die elektrische Pöstlingbergbahn für den Transport der Schläuche zweckentfremden.

Das war gar nicht so einfach, „denn die Talstation war von Schaulustigen blockiert, die man erst vertreiben musste“, berichtet Andreas Reiter (32), der sich mit dem Heimatforscher Manfred Carrington mit der Linzer Feuerwehrgeschichte befasst hat. Ihr Buch „Streiflichter zur Stadtgeschichte. Die Feuerwehren der Stadt“ ist in zwei Bänden beim Lentia-Verlag erschienen.

Die „Tages-Post“ hatte damals ausführlich über den Großbrand berichtet. Gegen 19.25 Uhr hatte der erste Blitz in den Pfarrhof eingeschlagen und die elektrischen Leitungen aus der Wand gerissen. In der Ortschaft Pöstlingberg fiel der Strom aus, 60 Fensterscheiben gingen zu Bruch. Doch für Pfarrer Johann Hagleitner hatte der Albtraum erst begonnen. Kurz darauf ging ein Blitzstrahl auf das Kirchenschiff nieder. „Bald stand das Schindeldach in Flammen, die aufs Dachgestühl und den linken Turm übergriffen“, sagt Reiter. Der gerade erst installierte Blitzableiter der Linzer Elektrizitätsgesellschaft war wirkungslos geblieben.

Ansturm der Schaulustigen

Die Feuerwehr Pöstlingberg unter Kommandant Franz Ganser war zuerst ausgerückt. Mehr als eine Stunde kämpfte sie allein gegen die Flammen, erst dann schafften es die Wehren aus Linz, Urfahr und den Nachbargemeinden zum Brandherd. Bis 1 Uhr nachts dauerten die Löscharbeiten. Das Kircheninnere und die Seitenkapelle konnten gerettet werden. Nur die letzte, von den Metallsammlungen des Kriegs verschonte Glocke war geschmolzen und wie das ganze Dach zerstört. Am Sonntag musste die Pöstlingbergbahn die Schaulustigen im Zehnminutentakt zur Ruine bringen.

Noch einmal ging die Kirche in Flammen auf: Bei Lötarbeiten hatte am 31. Mai 1963 das Turmdach Feuer gefangen, das Dach des Mittelschiffs brannte völlig aus, die Türme wurden zerstört.

Ende Mai 1963 wütete wieder ein Feuer auf dem Pöstlingberg. 

 

Nachgefragt

Nachgefragt bei Andreas Reiter
 

Der Oberamtswalter für Öffentlichkeitsarbeit der Freiwilligen Feuerwehr Linz-Stadt, Andreas Reiter, hat sich gemeinsam mit Heimatforscher Manfred Carrington mit der Linzer Feuerwehrgeschichte beschäftigt. Mit den OÖNachrichten sprach er über den Einsatz beim Großbrand auf dem Pöstlingberg im Mai des Jahres 1919. 
 

  1. Wie waren die Feuerwehren 1919 ausgerüstet?


    Mit Dampf- und Handdruckspritzen, vereinzelt gab es Spritzen mit Benzinmotor. Die Feuerwehr Linz hatte kurz vor dem Brand ein modernes Feuerwehrauto mit „Turbinenspritze“ bestellt, das war aber zum Zeitpunkt des Feuers noch nicht da.
     
  2. Wie wurde die Ausrüstung auf den Pöstlingberg gebracht?


    Schläuche und Handdruckspritzen mit der Bergbahn, die schweren Rüstwagen und Dampfspritzen mit Pferdebespannung. Die Pferde wurden zum Teil von Fiakern zur Verfügung gestellt.
     
  3. Gab es beim Löscheinsatz auf dem Pöstlingberg Verletzte?


    Es ist davon auszugehen, dass manche Feuerwehrmänner Rauchgasvergiftungen erlitten, denn es gab keine Atemschutzmasken, sondern meist nur wassergetränkte Mundschwämme.
Reiter
Andreas Reiter

 

 

Mai 1919

Das passierte im Mai 1919
 

  • 2. Mai: Die in Bayern gegründete kommunistische Räterepublik wird von Regierungstruppen und rechten Freikorps in München niedergeschlagen.
     
  • 13. Mai: Alfred Proksch gründet in Linz die erste NSDAP-Ortsgruppe.
     
  • 18. Mai: Erste Landtagswahlen in der Republik Österreich. Die Christlichsozialen erhalten 32 Mandate, die Sozialdemokraten 18, die Großdeutschen 10.
     
  • 22. Mai: Errichtung von Zollgrenzen zwischen der Tschechoslowakei und Oberösterreich.
     
  • 28. Mai: Oberösterreichs Volkswehrkommandant Arthur Pösch-mann geht in Pension, ihm folgt Franz Drtina nach.
copyright  2024
29. März 2024