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Als der Dom eingeläutet wurde

Von Marlies Czerny, 29. April 2015, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Die Glocken des Linzer Mariendoms
Bild: Volker Weihbold

Eingeweiht: Zu Mittag vor genau 91 Jahren bimmelten alle Kirchenglocken in Linz eine Stunde lang. Dieser "Lärm" störte niemanden, die Ära des neuen Mariendoms wurde feierlich eingeläutet. Fertig ist der Dom bis heute nicht.

  • Eingeweiht: Zu Mittag vor genau 91 Jahren bimmelten alle Kirchenglocken in Linz eine Stunde lang. Dieser "Lärm" störte niemanden, die Ära des neuen Mariendoms wurde feierlich eingeläutet. Fertig ist der Dom bis heute nicht.

Die Weihung

Als am 1. Mai 1862 der Grundstein zwischen der Herrenstraße und der Hafnerstraße gelegt worden war, verflogen weitere 62 Jahre, ehe diese "würdige Domkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariens" (Copyright: Gründervater und Bischof Franz Joseph Rudigier) geweiht wurde. Drei Tage lang dauerte das Fest, das schlagkräftig eröffnet wurde. Bundeskanzler Ignaz Seipel kam nach Linz, 64 Bischöfe und Äbte erwiesen der bis heute größten Kirche Österreichs die große Ehre.

"Man muss sich vorstellen, was das heißt: 62 Jahre Bauzeit, dazwischen der Erste Weltkrieg, nur fünfeinhalb Jahre nach Kriegsende die Weihe. Das war auch ein Zeichen des Aufbaus", sagt der heutige Dompfarrer Maximilan Strasser.

20.000 Menschen – mehr als zu Baubeginn in Linz lebten – finden Platz im Neuen Dom. Als Zwölfjähriger habe Strasser einen annähernd mit Besuchern gefüllten Dom erlebt zum 100-jährigen Grundstein-Jubiläum. Der Dom ist in der Ebene größer als ein Fußballfeld oder der Wiener Stephansdom. Der Turm mit 135 Metern ist genau einen Meter kleiner als der "Steffl". Der Grund: In der Donaumonarchie durfte kein Kirchenturm höher ragen als der Stephansdom.

Das Geld ging aus

Als bereits gefeiert und später gepredigt wurde, war der Linzer Mariendom unvollendet. "Es war kein wirklicher Fußboden vorhanden. Die Fenster in den Turmkapellen kamen erst in den 30ern, der Kreuzweg folgte. Es fehlen heute noch viele Figuren – man sieht Nischen vorbereitet, die leer stehen. Es war kein Geld mehr da", weiß Dommeister Clemens Pichler.

Kein Wunder. Die Bausumme versetzt selbst den Pfarrer in Ehrfurcht. "Sie ist schwer zu beziffern. Mehr als eine Milliarde Kronen wurde überschritten. Eine Zahl, bei der ich mir denke: Puh, Teufel!" Eine Relation in Euro fehle Strasser, es gab einige Geldentwertungen. Phasenweise werkten nur ein oder zwei Arbeiter am riesigen Gotteshaus. Zermürbende Tagebucheinträge erzählen ihren Schmerz. Es ging aber auch anders, weiß Strasser. "Es wurde der damals modernste Kran verwendet – aus Chicago."

Finanziert sei der Dom mit seinen 164 neugotischen Spitztürmchen, 142 Fenstern, 54 Säulen und 16 Altären durch Spenden worden. "Bischof Rudigier hatte eine Gesamtkosten-Schätzung verboten. Die Bevölkerung hätte gesagt: ,Seid ihr wahnsinnig?’ So hätte der Bau nie begonnen werden dürfen", erzählt Dommeister Pichler. Der Bischof hatte den Dombauverein gegründet, der bis zu 100.000 (zahlende) Mitglieder zählte. "Der Marienpfennig war der kleinstmögliche Beitrag. Rudigier sagte: Viele kleine Spenden seien ihm wichtiger als ein paar große Spenden. So wurde der Großteil finanziert."

Darf’s ein Nachschlag sein?

Die sieben Glocken läuten 91 Jahre nach der Weihe immer noch, wenngleich in den Nachtstunden seltener. Weltweit wurde via Medien vom "Glockenstreit im Mariendom" gehört. Bekannterweise schritt ein Architekt vor Gericht, bis ihm das zu laute Geläut ruhiger gestellt wurde. Der Nachschlag wurde in den Nachtstunden als Kompromiss abgestellt. "Bis Ende Mai versuchen wir diese Lösung. Jetzt übersteigt es die erlaubten Grenzwerte nicht", sagt der Pfarrer, der dieses Thema nicht an die große Glocke hängt.

 

Die Linzer Herrenstraße
Genau wie der Kirchturm und die Rudigierorgel ist auch Maximilian Strasser untrennbar mit dem Neuen Dom an der Herrenstraße verbunden. Seit 1998 ist der 64-Jährige als Dompfarrer in Amt und Würden und kennt die monumentale Kirche so gut wie wohl nur wenige andere Personen. Bild: (Volker Weihbold)

Interview

Nachgefragt bei Maximilian Strasser

Der 65-jährige Linzer ist der fünfte Dompfarrer im Mariendom und seit 1998 in Amt und Würden.

 

  1. Was war das Besondere an der Domweihe 1924?


     Das Fest hat drei Tage gedauert. Bischof Gföllner hatte am 29. April den Dom geweiht, und im Anschluss daran feierte der Generalabt ein armenisches Pontifikalamt. Das hat einen furchtbar aktuellen Bezug. Das war neun Jahre nach dem Genozid in Armenien. Vielleicht hat man damals ein Zeichen setzen wollen. Am 30. April wurde eine griechisch-ruthenische Messe abgehalten. Das ist für mich ebenso interessant, dass man beim Linzer Domweihfest nicht nur römisch-katholisch gefeiert hat, sondern auch andere Christen einbezogen hat.
  2. Es wurde tagelang gefeiert – warum das?


    Das weiß ich streng genommen nicht. Wenn ich mir vorstelle, wie heute gefeiert wird – man stelle sich ein Altstadt-, Bruckner- oder Ars-Electronica-Fest vor, das nur einen halben Tag dauert –, sind drei Tage eine angemessene Zeit.
  3. Welches interessante Kapitel sehen Sie in der Baugeschichte?


    Der Dom wurde in drei Etappen gebaut. Er wurde vorne provisorisch abgemauert, dann wurde 1901 der Turm gebaut und die Glocken kamen rauf. Da standen zwei eigenständige Teile, man konnte dazwischen durchsehen. Erst dann wurden Langhaus und Querschiff eingebaut. Mehr als zehn Jahre bevor man mit dem Turmbau begonnen hatte, wurden zudem einige tausend Tonnen Granit als Fundament in die Erde gesteckt. Ein interessanter Gedanke schon damals.
  4. Wie viele Menschen verfolgen Ihre Messen?


    An einem durchschnittlichen Sonntag kommen rund 460 Menschen in die Kirche.

 

Mai 1924

Mai 1924

  • 4. Mai: Die VIII. Olympischen Spiele der Neuzeit werden in Paris eröffnet. Die kriegsverlierenden Nationen wie Bulgarien, Österreich, die Türkei und Ungarn, die 1920 ausgeschlossen waren, nahmen teil. Österreich gewann drei Silber- und eine Bronzemedaille.
  • 4. Mai: Wahl zum 2. Deutschen Reichstag der Weimarer Republik. Sie endet mit einem erheblichen Stimmengewinn der extremen Rechten DNVP und einer schweren Niederlage der gemäßigten Linken.
  • 7. Mai: Der deutsche Historiker Arno Lustiger wird in Polen geboren. Er starb am 15. Mai 2012 in Frankfurt am Main. Er erforschte die Geschichte des jüdischen Widerstands und wollte aufzeigen, dass den Juden während der Nazi-Vernichtungspolitik auch viele Nichtjuden halfen.
  • 10. Mai: J. Edgar Hoover wird Chef des von ihm initiierten FBI (Federal Bureau of Investigation). Der Amerikaner behält das Amt des Direktors 48 Jahre lang bis zu seinem Tod.
  • 25. Mai: Der deutsche Schauspieler, Autor und Maler Walter Schultheiß wird in Tübingen geboren.
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1  Kommentar
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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 29.04.2015 07:41

Der Linzer Hobby-Schriftsteller, Hermann J. Holzinger hat einen Krimi (Der Obrist) darüber geschrieben

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