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Hatscheks Patent für Eternit

Von Ulrike Rubasch   26.März 2015

  • Der genial-fatale Baustoff Eternit: Ludwig Hatschek war ein Pionier der Bau-Industrie.
  • Die Erfolgsgeschichte der Hatschek-Werke wird überschattet von der NS-Zeit und dem Asbest-Skandal.

Patent für Eternit

Die Marke Eternit begann ihren Siegeszug zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Vöcklabruck. Dort hatte der aus einer mährischen Bierbrauer-Familie stammende Ludwig Hatschek (geboren 1856) mit seinem Erbanteil von 100.000 Gulden die "Kochmühle", eine alte Asbest-Spinnerei, gekauft. Aus ihr machte er 1894 die "Erste österreichisch-ungarische Asbestwarenfabrik Ludwig Hatschek".

Nach fünf Jahren des Experimentierens wollte sich immer noch kein Erfolg mit einem neuen Baumaterial einstellen. Doch Hatschek gab nicht auf, bis er mit Portlandzement und Asbest endlich auf der "Hatschek-Maschine" steinharte Platten erzeugen konnte, die der Durchbruch sein sollten. Er meldete sein Verfahren in allen Kulturstaaten im Jahr 1900 zum Patent an. Das Material wurde zum Ersatz für die feuergefährdeten Stroh- und Schindeldächer, aber auch für teuren Schiefer. Hatschek verkaufte weltweit Lizenzen für das Verfahren und den Markennamen Eternit, den er vom lateinischen aeternus = ewig herleitete.

Der schwer erkrankte Industrielle, der sich den Ruf eines sozialen Unternehmers (Arbeiterwohnungen) erworben hatte, starb zwei Wochen vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, am 15. Juli 1914. Sein Sohn Hans Hatschek übernahm.

Die Wirtschaftskrise der 30er-Jahre traf die Hatschek-Werke schwer, nur noch 14 Mitarbeiter waren im Vöcklabrucker Stammwerk beschäftigt. 1939 erreichte der Mitarbeiterstand aber schon wieder 840 – den bis dorthin höchsten Stand. Dann kam der Zweite Weltkrieg.

Die Kriegswirtschaft wurde zum wichtigsten Absatzmarkt der Firma. Man lieferte Eternit- und "Durnat"-Platten für Baracken und "Gafa"-Rohre für Luftschutzbauten. Hans Hatschek schaffte es mit einem "Bestandsvertrag", einer Enteignung durch die Nazis zu entgehen. Darin wurde die Benützung des Steinbruchs in Ebensee geregelt, der zur Firma gehörte. Darin wurde eine Erdölraffinationsanlage errichtet.

Hatscheks Patent für Eternit
Enkel Fritz Hatschek (+ 2013)

Hatschek und die Nazis

Arrangement mit NS-Regime

Laut dem Historiker Wolfgang Quatember hatte die Firma Hatschek kaum Einfluss darauf, was auf ihrem Grund und Boden passierte, wenngleich sie einen durchaus "akzeptablen" Deal mit den Nationalsozialisten abgeschlossen hatte. Quatember: "Die Firma Hatschek hat selbst keine KZ-Häftlinge angefordert und beschäftigt", wenngleich 1945 3226 KZ-Häftlinge u. a. im Stollenausbau eingesetzt wurden und rund 20 Prozent der Gesamtbelegschaft Kriegsgefangene und russische Zivilarbeiter waren. Nach dem Krieg bekam Hatschek rund 1,5 Millionen Schilling Entschädigung für die Kriegsschäden.

Tausende Asbest-Opfer

Nach den Wirtschaftswunderjahren setzte die Asbest-Krise dem Unternehmen ab den 1980ern arg zu (siehe Kasten). Bis 2005 blieben die Eternit-Werke in Familienbesitz (Fritz Hatschek starb 2013). Heute ist der oberösterreichische Traditionsbetrieb im Eigentum der FibreCem, einer Gruppe des Schweizer Unternehmers Bernhard Alpstaeg. Eternit ist in Österreich Marktführer in den Bereichen Steildach und hinterlüftete Fassaden. Umsatz (2013): 128,2 Millionen Euro, 467 Beschäftigte.

Hatscheks Patent für Eternit
Ludwig Hatschek, Industriepionier mit sozialem Engagement

Meilensteine

Meilensteine

  • 15. Juni 1901: Das Patent Nummer 5970 wird Ludwig Hatschek für sein „Verfahren zur Herstellung von Kunststeinplatten aus Faserstoffen und hydraulischen Bindemitteln“ erteilt.
  • 1903 lässt er die Wortmarke „Eternit“ schützen.
  • 1928: Erste Eternit-Wellplattenproduktion im Vöcklabrucker Werk.
  • 1930 bis 1932: Bau des von Hans Hatschek gestifteten Krankenhauses in Vöcklabruck
  • 1990er: Alle Eternit-Produkte sind asbestfrei
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24. April 2024