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Es musste Schwarz auf Weiß sein

Von Alexander Zambarloukos   19.März 2015

  • Vor 50 Jahren krönte sich der LASK zum ersten österreichischen Fußballmeister außerhalb Wiens: Ungläubigkeit traf auf grenzenlose Begeisterung.

LASK ist Meister

Zwickt’s mi, i man i tram! Wir schreiben den 3. Juli 1965. Der LASK stürmt die Hohe Warte, wird zum ersten und bis dato einzigen Mal Meister auf höchster nationaler Fußball-Ebene und führt als erster Bundesländer-Verein ein ungeschriebenes Gesetz ad absurdum. Ein Champion, der nicht aus Wien kommt – lächerlich, kann nicht sein, undenkbar?

Von wegen. Aus der vermeintlichen Provinzposse ist eine ernstzunehmende „Bedrohung“ für das überhebliche Hauptstadt-Denken geworden. Ein schwarz-weißes Märchen, das sich in dieser Form im Herbst 1964 nicht wirklich angekündigt hatte. Der LASK auf Platz sieben, der Respektabstand zum Thron satte acht Punkte, normal fährt da der Meisterzug ohne dich ab.

Dachte wohl auch der SK Rapid, der im dramatischen Herzschlagfinale beim GAK mit 0:1 den Kürzeren ziehen und anschließend zähneknirschend Glückwunschtelegramme nach Linz entsenden sollte. Also dorthin, wo sie nach dem grandiosen 2:0 von Wien-Döbling gegen die Vienna die Nacht zum Tag gemacht haben.

Als der „Puckjäger“ kam

Wer soll’s ihnen auch verdenken bei einem Ereignis dieser Tragweite? Nach einer denkwürdigen Aufholjagd, zu der die Athletiker unter einem „Eis-Heiligen“ aus einer anderen Welt geblasen hatten. Der damalige LASK-Präsident Otto Jungbauer zauberte am 1. Jänner 1965 einen gewissen Frantisek Bufka aus dem Hut und damit den Trainer-Erben des im Dezember 1964 gefeuerten Karl Schlechta. Ein 47-jähriger „No name“ in der Szene, ein Mann aus Ostrau, der eigentlich im Eishockey zu Hause war und plötzlich eine Mission impossible in Angriff nehmen sollte.

Mit tatkräftiger Unterstützung seines Assistenten, des unvergleichlichen Laszlo Simko, der mit seinem Fachwissen und Fingerspitzengefühl für den Turn-around sorgte. Im frostigen Winter wehte plötzlich ein frischer Wind durch die aus den Fugen geratene Athletiker-Landschaft, die eine harte Hand benötigte. Weg mit dieser Anarchie, mit diesem „Dolce Vita“! Knochenarbeit war gefragt. Ein Trainingslager in der „Schneehölle von Obertraun“, wo sich die Herren Stars wie ein Blitz aus heiterem Himmel mit der Realität des Unworts Kondition, das sie zuvor nur vom Hörensagen gekannt haben sollen, auseinandersetzen mussten.

Auf Händen getragen

„Sie sind eine Woche nur durch den Schnee gelaufen“, erinnerte sich Simko. Hätten sie es nicht getan, wäre ihnen irgendwann die Luft ausgegangen. Doch letztlich sollte der Atem so lang sein, dass Luka Liposinovic, Chico, Ferdinand Zechmeister, Dolfi Blutsch, Gerhard Sturmberger, Heribert Trubrig, Hans Kondert, Franz Viehböck, Helmut Köglberger & Co sogar noch jede Menge Luft für eine grandiose Party hatten.

Erst der Pokal, dann die Meisterschaft – ein grenzgeniales Double, das sich heuer zum 50. Mal jährt. Einzigartig! Die Meisterkicker brauchten es passend zu den Trikots Schwarz auf Weiß, um sich mit der Wirklichkeit vertraut zu machen. Deshalb führte der erste Weg nach dem Coup auch nicht sofort nach Hause, sondern zum Wiener Westbahnhof, wo die Mannschaft die brandaktuellen Abendausgaben regelrecht verschlang. Die OÖN waren mit der Schlagzeile „Meisterliches Spiel krönte den LASK“ in Druck gegangen: „Linz wurde jetzt Österreichs Fußball-Hauptstadt.“ Und eine Riesen-Partymeile.Gegen 1.30 Uhr in der Früh ist die Linzer Landstraße normalerweise Niemandsland, aber nicht an diesem 4. Juli 1965, der 5000 Fans aus ihren Betten holte.

Über die Grenzen hinaus

Auf der Blumau gab’s kein Halten mehr, die Massen zerrten die Helden aus dem Bus und starteten den Triumphmarsch zum Café Zentral. Mit dem legendären Chico auf den Schultern. Unvergessen! Ja, auch damals wusste man die Feste zu feiern, wie sie fielen. Wohl gemerkt über die Staatsgrenzen hinaus.

„Was der LASK leistete, ist eine ganz großartige Sache. Das ist eine europäische Fußballsensa-tion!“, schrieb das deutsche Fachmagazin „kicker“ und widmete dem Klub eine Doppelseite. Diese Form der Publicity brauchte der Ex-Trainer der Schwarz-Weißen, Karl Daxbacher, nicht.

  • "1" -  Enorme Spannung: In der Endabrechnung der Fußball-Staatsliga 1964/65 hatte der LASK einen Punkt Vorsprung auf Rapid und Admira-Energie Wien.
  • 2:0 - Das Grande Finale: Heute ist die altehrwürdige Hohe Warte in Wien-Döbling eine drittklassige Fußball-Bühne und nach wie vor die Heimstätte der Vienna, die sich am 3. Juli 1965 mit jubelnden LASK-Kickern konfrontiert sah. Die Athletiker krönten sich durch Tore von Adolf „Dolfi“ Blutsch (11.) und Gyula Szabo (31.) zum Meister.

Helmut Köglberger

Helmut Köglberger wurde im November 2014 bei der OÖN-Sportlerehrung mit dem "Goldenen Leo" für das Lebenswerk ausgezeichnet.

Jahrhundert-Fußballer Helmut Köglberger im Interview

Ferdinand Zechmeister, Chico, Luka Liposinovic – wen wundert’s, dass Helmut Köglberger, damals 19, angesichts dieser geballten Sturm-Konkurrenz des Öfteren bittere Tränen vergoss.

„Ich war kein Held der Meistermannschaft von 1965, sondern meist auf der Bank. Wollt ihr nicht einen anderen nehmen?“, übt sich der spätere Jahrhundert-Fußballer des LASK in nobler Zurückhaltung. 

Die Wahl der OÖN fiel trotzdem auf Köglberger (heute 69), der für den Aufstieg der Schwarz-Weißen steht und den tiefen Fall hautnah miterlebt hat. Alexander Zambarloukos unterhielt sich mit jenem Mann, der am 12. Jänner 1946 in Steyr als Sohn eines amerikanischen Besatzungssoldaten das Licht der Welt erblickte und später zum 28-fachen österreichischen Nationalspieler werden sollte.

  1. OÖN: Double-Gewinner 1964/65 – wie konnte so etwas nach dieser durchwachsenen Herbstmeisterschaft noch „passieren“?

    Helmut Köglberger: Wir waren abgeschlagen, hatten keinen Druck mehr. Und dann ist auf einmal im Winter der Bufka Trainer geworden. Den kannte niemand. Ich weiß nicht, wo ihn der Jungbauer hergezaubert hat. Aber dem ist alles aufgegangen. Das hat schon mit der Schneehölle in Obertraun angefangen. Das war unmenschlich ... die Köpfe unter Wasser, diese Rennereien. Aber wir waren konditionell und im Kraftbereich auf der Höhe. Bufka wurde damit in Österreich zum Pionier für Trainingslager, die anderen Klubs sind später auf diesen Zug aufgesprungen.
  2. Rapid hatte im Staatsliga-Finish den viel zitierten Beistrich in der Hose, während der LASK von Erfolg zu Erfolg eilte. Alles eitel Wonne, oder?

    Das kann man so nicht sagen. Im Gegenteil. Die Woche vor dem Meisterstück (auf der Hohen Warte gegen die Vienna, d. Red.) hatte es in sich. Heute würde niemand drei Tage vor dem wichtigsten Spiel ein Testmatch einschieben. Wir sind nach Bayern gefahren und haben eine Prager Mannschaft 3:0 geschlagen. Dann war da noch der Trainingsstreik, weil der Jungbauer nicht zu Verhandlungen über die Meisterprämien erschienen ist. Von blendenden Voraussetzungen kann also keine Rede gewesen sein. Aber wir waren gut. Richtig gut. Die Gegner hatten großen Respekt vor uns. Außerdem haben wir Historisches geschafft und als erster Nicht-Wiener Klub den Meistertitel geholt. Damals wurde der Mythos LASK aus der Taufe gehoben.
  3. Nach Jahren der Zweit- und Drittklassigkeit, geprägt von finanziellen Turbulenzen, klopft der LASK aktuell wieder ans Oberhaus. Macht sich Optimismus breit?

    Es tut weh, auf die Gugl zu gehen und nur 2000 bis 3000 Zuschauer zu sehen. Das Linzer Stadion ist nicht mehr zeitgemäß, eine neue Arena überfällig. Die Freunde sind ambitioniert, aber alleine werden sie es nicht richten können. Es muss wieder in sein, zum LASK zu gehen. Man darf nicht vergessen, dass zu Beginn dieses Jahrtausends leider eine ganze Fan-Generation verloren gegangen ist.
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