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Ein Taferl, schwarz, mit Löchern

Von Carsten Hebestreit, 15. Februar 2015, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Ein Taferl, schwarz, mit Löchern
Bild: Lentia Verlag (www.lentia.at)

Unverwüstlich: An einigen Autos ist noch ein schwarzes Nummerntaferl angeschraubt, obwohl seit 1990 nur noch die weiße Version ausgegeben wird. Josef Ortner hat noch ein schwarzes Exemplar an seinem Pajero.

  • Unverwüstlich: An einigen Autos ist noch ein schwarzes Nummerntaferl angeschraubt, obwohl seit 1990 nur noch die weiße Version ausgegeben wird. Josef Ortner hat noch ein schwarzes Exemplar an seinem Pajero.

Unverwüstlich

Das Blech misst gerade einmal 52 mal zwölf Zentimeter, ist ein paar Millimeter dick und ein paar Dekagramm schwer. Klein, aber oho! Denn das Leichtgewicht hat seit jeher Emotionen ausgelöst: das Kfz-Nummerntaferl.

Wie exakt vor 25 Jahren, als der damalige Verkehrsminister Rudolf Streicher verkündete, dass die neue, fünfte Taferl-Generation das EU-Design haben werde: schwarze Schrift auf weißem Untergrund. Es war der 14. Februar 1988.

Sogar Ausnahmekünstler Friedensreich Hundertwasser legte danach einen Design-Vorschlag vor, um die Streicher-Taferl zu verhindern, doch im Herbst 1989 beschloss das Parlament, der Minister-Vorlage grünes Licht zu geben. Seit 2. Jänner 1990 werden die weißen Taferl ausgegeben.

Rückblende: Die Schweiz, Italien, Frankreich, England, die Niederlande und etliche deutsche Bundesländer führten 1899 die Kennzeichenpflicht für Zweiräder und Autos ein. Erst 1905 folgte Österreich (Ungarn 1910). Das Problem damals waren die vielen Unfallflüchtigen, die ein Unglück auslösten und unerkannt entkommen konnten, weil die Unglückslenker wegen fehlender Kennzeichen nur selten identifiziert werden konnten.

Taferlzwang entwürdigend

Heimische Herrschaften empfanden den Nummernzwang damals freilich als entwürdigend und protestierten. Allerdings vergeblich, der Staat drückte die Kennzeichenpflicht durch. Ein kleines Trostpflaster gab’s dennoch: Dem Adel waren die niedrigen Nummern vorbehalten.

1930 folgte die erste wesentliche Änderung: Nach britischem Vorbild wurden ausschließlich weiße, arabische Ziffern auf schwarzem Untergrund verwendet. 1939 wurden die Farben wieder vertauscht (schwarze Schrift, weißer Hintergrund), einige Jahre später, 1947, das umgekehrte Farbenspiel (weiße Schrift, schwarzer Hintergrund). Dieses Design hielt bis 1990.

"Ich glaub", sagt Josef Ortner, "die Taferln waren schon auf meinem ersten Auto." Auf einem Opel Rekord, Baujahr 1959, den sich der damals 21-Jährige 1967 gekauft hatte. "Aber so genau kann ich mich nicht mehr erinnern." Fest steht: Als sich der Pettenbacher Landwirt 1989 einen Mitsubishi Pajero um 380.000 Schilling (27.616 Euro) kaufte, "waren schon Löcher vom Anschrauben in den Taferln". Sprich: Das Auto war neu, die Kennzeichen waren alt.

Bis heute prangen die schwarzen Taferl an dem Mitsubishi, der mittlerweile 295.000 Kilometer auf dem Tacho hat. "Ich habe bisher nur Verschleißteile gewechselt, sonst nix", sagt Ortner. Den Allradler – und damit die schwarzen Kennzeichen – wird der mittlerweile 69-Jährige behalten. "Mein Pajero mit seinen 90 PS frisst um ein Viertel weniger als das Nachfolgemodell mit 100 PS", schwärmt der Jäger. Nachsatz: "Das Auto ist wie ein Freund." Und Freundschaft ist eben nicht austauschbar.

5,59 Euro für ein Taferl

Als 1990 die Zulassungsstellen auf weiße Kennzeichen umstellten, kostete das Blech nicht mehr 77 Schilling (5,59 Euro), sondern 170 Schilling (12,35 Euro). Die Wunschkennzeichen waren um 2320 Schilling (168,60 Euro) zu haben. Heute sind die schwarzen Nummerntaferl eine Rarität. Häufig sind noch Traktoren und alte Motorräder mit den "L"- und "O"-Nummern unterwegs. Fix ist jedenfalls: Das schwarze Blech ist eine Auszeichnung für die Qualität des Fahrzeugs.

Ein Taferl, schwarz, mit Löchern
Beliebt: Wunschkennzeichen. Bild: OON

Nachgefragt bei Paul Zeilinger

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"Damals hatte die High Society von Linz ausnahmslos dreistellige Kennzeichen."

Paul Zeilinger, Präsident des Linzer Autofrühlings

  1. Sie waren ja ein legendärer Autoverkäufer in Linz, der auch das G’riss um die niedrigen Nummern miterlebt hat. Wie ist denn die Vergabe zu Ihrer Zeit abgelaufen?

    Die dreistelligen Nummern waren Firmen und Repräsentanten vorbehalten. Als „normaler“ Bürger ist man an diese begehrten Taferl ohnehin nicht herangekommen.
    Die Taferl waren fix vergeben. Aber manchmal ist trotzdem ein dreistelliges Kennzeichen zurückgegeben worden. Da musste man öfters anfragen und dann eigens ansuchen. Zuständig für die Vergabe war der Polizeidirektor, der dann den Leumund und die Verkehrsstrafen des Ansuchenden überprüft hat. Und wenn der Polizeichef keinen Einwand gefunden hat, hat man eine Bestätigung erhalten, mit der man dann an der Zulassungsstelle das dreistellige Taferl bekommen hat.
    Für die vierstelligen Kennzeichen war übrigens der Stellvertreter des Linzer Polizeichefs zuständig.
  2. Wann war die Vergabe so geregelt?


    Das war in den 1950er-Jahren so, als ich ins Autoverkäufer-Geschäft gekommen bin (1954). Damals hatte die High Society von Linz ausnahmslos dreistellige Kennzeichen.
  3. Ist damals unter der Hand Geld für Promi-Kennzeichen bezahlt worden?


    Nein, da ist bei der Behörde nichts bezahlt worden. Allerdings sind ja drei- und vierstellige Nummerntaferl dann und wann abgemeldet worden – wegen Krankheit, Tod etc. Da sind dann schon privat um die 500 Schilling geflossen.
    Mir ist damals selbst ein Fleischhauer ein Jahr lang nachgelaufen, weil er unbedingt mein dreistelliges Kennzeichen haben wollte. Ich hab’s natürlich nicht hergegeben. Aber, noch einmal: Das hatte alles mit der Behörde, mit der Polizei nichts zu tun.

 

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