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Zwischen Kultur und Ideologie

Von Peter Grubmüller, 05. Juni 2019, 00:04 Uhr
Odin Wiesinger: "Euch merke ich mir, und irgendwann seid ihr dran"
Doch nicht künftiges Mitglied im Landeskulturbeirat: Der von der FPÖ nominierte Maler Manfred "Odin" Wiesinger Bild: APA/WALTER WOBRAZEK

Landeskulturbeirat: FPÖ nominiert Kultursprecherin Anita Neubauer anstelle von Maler Manfred "Odin" Wiesinger – Vorsitzender Paul Stepanek verlässt das Gremium.

Nach einer guten Dreiviertelstunde war alles vorbei. Die letzte Sitzung des Landeskulturbeirats (LKB), der nichts anderes tut, als die Landesregierung kulturpolitisch zu beraten, war am Montagabend unter der Leitung des Vorsitzenden Paul Stepanek eine konfliktfreie Formalität. Stepanek, der stellvertretende Landeskulturdirektor außer Dienst, verlässt das Gremium. Der neue LKB samt seinen 25 Mitgliedern wird sich am 14. Juni konstituieren. Fest steht nun auch, wen die FPÖ für den letztlich freiwillig verzichtenden deutschnationalen Maler Manfred "Odin" Wiesinger (die OÖN berichteten) als dritte Nominierung in den LKB entsendet: Neben dem Schärdinger Architekten Wolfgang Sedelmaier und der Linzer Schriftstellerin/Galeristin Birgit Standl übernimmt Anita Neubauer, die Kultursprecherin der Landes-FP, den frei gewordenen Platz.

Zwischen Kultur und Ideologie
Anita Neubauer Bild: FPÖ-Klub

Nach Elisabeth Manhal und Martina Pühringer (beide ÖVP) zieht nun die dritte Landtagsabgeordnete in den LKB ein, der die Kulturpolitik an sich beraten soll. Das wundert auch Grünen-Kultursprecher Severin Mayr, der lieber Kultur-Experten im LKB sehen würde: "Eine Auslagerung der politischen Debatte in den Landeskulturbeirat halte ich nicht für zielführend. Vielmehr sollten die Kompetenzen des Beirates deutlich aufgewertet werden."

Zu Odin Wiesinger wollte sich Neubauer im Gespräch mit den OÖN nicht mehr äußern. Seine Bilder gefallen ihr dennoch, vor allem die Wasserspeier-Zeichnungen. Bei ihr zuhause hänge ein von Wiesinger gemaltes Andreas-Hofer-Porträt, zumal ja bekannt sei, dass ihr Mann, der Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer, Südtirol-Sprecher der FPÖ ist. Ebenfalls bekannt ist, dass Werner Neubauer in der rechtsradikalen Zeitschrift Aula publiziert hat.

Anita Neubauer ist obendrein Mitglied des Uni-Rates der Bruckner-Privatuniversität und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Theater- und Orchester GmbH, also des Landestheaters. In dieser Funktion stellte sie im Mai bei der Generalversammlung des Vereins "Freunde des Musiktheaters" Landestheater-Intendant Hermann Schneider zur Rede, warum er die Initiative "Die Vielen" unterstütze. "Die Vielen" (www.dievielen.at) sind eine Bewegung für Vielfalt und Freiheit der Kunst. Quasi alle namhaften Künstler im deutschsprachigen Raum befürworten deren Ziele, gegen die auch sonst kein aufgeklärter Mensch etwas haben kann. Neubauer warf Schneider vor, das Landestheater für persönliche Interessen zu instrumentalisieren.

Rechts- und Linksextremismus

Hinter Schneiders Unterstützung stehe also ideologisches Kalkül. Neubauer: "Wenn das Herr Schneider als Privatperson unterschreibt, dann soll er. Aber ich denke nicht, dass alle Mitarbeiter des Landestheaters mit ihm einer Meinung sind. Außerdem treten ,Die Vielen’ für eine Positionierung gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ein. Wenn sie auch eine Abgrenzung gegen Linkspopulismus und Linksextremismus fordern, würde ich auch unterschreiben."

Die Debatten des designierten Gremiums versprechen also Zündstoff. In der Sitzung am Montag wurden alle elf Anträge einstimmig angenommen. Darin empfiehlt der LKB unter anderem, die Fördermittel für das Projekt "Lange Nacht der Bühnen" zu erhöhen, Pflege und Förderung des traditionellen Handwerks zu forcieren, das Ehrenamt zu stärken und die Gründung eines "Freien Radios Innviertel" zu unterstützen. Außerdem rät der für Raumordnung zuständige Fachbeirat, dem Bau des LASK-Stadions im "Naherholungsgebiet" Pichling nicht zuzustimmen.

Dass Menschen, die gegen das Prinzip der Gleichstellung von Mann und Frau bewusst verstoßen, im LKB nichts verloren haben, könnte man zwar als selbstverständlich voraussetzen. Als Folge des Falles "Odin Wiesinger" formulierte der LKB diese Empfehlung zu einer neuen Präambel. Allerdings: Alle Punkte (inklusive Präambel) sind bloß Empfehlungen. Entschieden wird in der Landesregierung.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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1  Kommentar
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 05.06.2019 08:21

Landeskulturbeirat: Zum Teil Landtagsabgeordnete beraten die Politiker (Landtagsabgeordneten, Landesregierungsmitglieder (Kulturreferent Stelzer), wie die Landespolitik Kultur-Agenden wahrnehmen soll.

Wenn das nicht wirkungsmächtig und objektiv und unabhängig ist, dann weiß ich auch nicht.

"Ironiemodus off".

Dieser Landeskulturbeirat sollte sich entweder selbst abschaffen oder dafür sorgen, dass wirklich Künstler und Kultur-wissende in ihrem Gremium die Politiker beraten und nicht die Politiker sich selbst (auf Basis von breiter Unwissenheit und noch breiterer Ideologie) beraten.

Außer natürlich, es hört eh niemand auf die Empfehlungen dieses Beirates und er agiert völlig umsonst...

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