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Zorniger Feuerkopf und unruhiger Universalkünstler

Von Peter Grubmüller, 18. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Zorniger Feuerkopf und unruhiger Universalkünstler
Oswald Oberhuber (re.) Bild: APA

Nachruf: In der Nacht auf gestern verstarb der Künstler, Galerist und Lehrer Oswald Oberhuber im Alter von 88 Jahren.

Über den pervertierten Kunstmarkt und dass für Werke von Gerhard Richter 100 Millionen Euro bezahlt werden, konnte er sich köstlich amüsieren. Er selbst sträubte sich gegen jede Einordnung und erfand seine Ausdrucksformen ununterbrochen neu. In der Nacht auf gestern ist Oswald Oberhuber – der Künstler, Galerist und ehemalige Rektor der Wiener Universität für angewandte Kunst – im Alter von 88 Jahren gestorben.

Oberhuber wurde 1931 in Meran geboren. Als er neun war, wurde seine Familie im Zuge des Abkommens zwischen dem faschistischen Italien und NS-Deutschland nach Nordtirol ausgesiedelt. Ab 1945 besuchte er an der Gewerbeschule in Innsbruck die Abteilung Bildhauerei. Ab 1950 lernte er bei Fritz Wotruba an der Meisterschule. Damals beschäftigte er sich mit informeller Malerei und kreierte die informelle Plastik. Anfang der 60er-Jahre entstanden monumentale Selbstporträts und die Zeichenserie "Ich als Kind". Kurz davor hatte er sein legendäres Manifest "Permanente Veränderung in der Kunst" (1956) veröffentlicht, das die Ablehnung jeglicher Stilbildung postulierte.

Zorniger Feuerkopf und unruhiger Universalkünstler
"Zerstörte Formen" (Leimfarbe, Öl, Lack auf Jute, 1949) Bild: Belvedere

Gemeinsam mit Hans Hollein vertrat er Österreich 1972 bei der Biennale in Venedig, 1977 und 1983 nahm er an der documenta in Kassel teil und wurde schließlich künstlerischer Leiter der von Otto Mauer gegründeten Galerie nächst St. Stephan.

Ab 1973 lehrte er als Professor an der Wiener Universität für angewandte Kunst, 1979 bis 1987 und 1991 bis 1995 war er Rektor. Dem Zuwachs an Renommee der Institution stand Oberhubers Verurteilung zu einem Jahr bedingter Haft wegen widmungswidriger Verwendung von Stipendien (400.000 Schilling) gegenüber. Oberhuber: "Ich habe das Geld ja nicht für mich verwendet, es blieb an der Angewandten. Und ich habe der Uni viele Arbeiten geschenkt." Nach acht Jahren Verhandlung verlor er auch den Prozess gegen Kunsthändler Julius Hummel, dessen Beuys-Arbeiten Oberhuber als Fälschung bezeichnet hatte.

> Video: Oswald Oberhuber ist tot

Aus Wut, weil er sich 1990 bei der Direktoren-Besetzung des Wiener Museums moderner Kunst (mumok) übergangen fühlte, erwog er, die italienische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Zuvor hatten ihn Arnulf Rainer, Markus Prachensky und Josef Mikl als "Kriminellen" beschuldigt, der Werke aus dem Nachlass Otto Mauers widerrechtlich verkauft haben soll.

Mit allen hat sich Oberhuber angelegt. Mit seiner Arbeit war er lediglich zufrieden, "wenn ich sie nicht verstanden habe". Als Künstler müsse man sich selbst auslöschen, sagte er. Wie hielt er es mit der Wahrheit? Oberhuber: "Politiker müssen lügen, weil sie nie wissen, wo die Wahrheit steckt. Künstler wissen das auch nicht, aber sie behaupten nicht, die Wahrheit zu sagen."

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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