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Wop baba lu ba!

Von Helmut Atteneder   16.März 2019

Irgendwie scheint dieser Mann ja nicht älter zu werden, dennoch: Am Montag feiert der österreichische Schauspieler und Sänger Peter Kraus seinen 80. Geburtstag. Mit Hits wie "Sugar Baby" oder "Mit siebzehn" eroberte er in den 1950er-Jahren die Rock’n’Roll-Bühne und war damit ein musikalischer Wegbereiter für die damalige junge Generation. Auch als Schauspieler reüssierte er. Peter Kraus ist seit 50 Jahren mit dem Fotomodell Ingrid verheiratet. Die beiden haben einen Sohn (Mike). Seine Ehefrau brachte eine Tochter (Gaby) mit in die Ehe, die Kraus adoptierte. Die Tochter starb 2001 an Krebs. Peter Kraus lebt am Luganer See und besitzt ein Weingut in Gamlitz in der Südsteiermark. Er verkaufte in seiner Karriere rund zwölf Millionen Tonträger.

 

OÖNachrichten: Herr Kraus, wie wird der 2018er-Jahrgang?

Peter Kraus: Wir haben noch nicht abgefüllt, aber er wird sehr gut, laut Tement. Ein bissl weniger, rund die Hälfte … A bissl weniger ist gut. Wesentlich weniger, aber sehr gut.

Wop baba lu ba!
Kraus und Conny Froboess im Film „Peter und Conny machen Musik“ 1960

Ihre Karriere als Musiker und Entertainer hat gleich beim ersten Konzertauftritt im Oktober 1956 in München begonnen. Dann kam schon "Tutti Frutti". Ein kometenhafter Aufstieg.

Die große Karriere ging wirklich schnell. Es sollte nur ein Spaß sein, dass ich dort aufgetreten bin. Eigentlich war geplant, dass ich auf eine Schauspielschule gehe. Und dann kam halt der Rock’n’Roll dazwischen. Bei dem Konzert waren nur Herren reifen Alters wie Max Greger auf der Bühne, und wir haben aus Protest mitgemacht, weil es damals nichts für die Jugendlichen gab. Ja und dann habe ich die Schauspielschule wieder abgesagt und Karriere gemacht.

> Video: Peter Kraus im Porträt

An welches Lebensgefühl erinnern Sie sich – die 1950er und 1960er waren ja alles andere als eine prüde Zeit?

Die Jugend kam plötzlich drauf, dass es andere Dinge gibt, als brav und folgsam zu sein. Ich habe das nicht so erlebt, weil ich ja aus einer Künstlerfamilie kam. Dadurch war noch mehr Drang in mir, das an die Jugend weiterzugeben und zu kämpfen, dass die diese Musik haben und damit eine Revolte einlegen gegen die Eltern. Ein Mädl sagte mir damals, dass nur eine von fünf Freundinnen vernünftige Eltern hat, bei denen sie meine Musik hören können. Dort hatten sie auch ihre Petticoats gelagert, die sie am Wochenende geheim angezogen haben. Dafür galt es, ein bissl zu kämpfen. Das war damals eine Revolution. Eine, die die Eltern überhaupt nicht mochten.

Wop baba lu ba!
Der Hobby-Rallye-Fahrer hier bei der "Ennstal-Classic"

Der Hobby-Rallye-Fahrer hier bei der "Ennstal-Classic"

 

Die Eltern Ihrer Fans nannten Ihre Musik Hottentotten- oder Negermusik – was haben Sie persönlich an Gegenwind erlebt?

Es war heftig bei den Konzerten. Das waren damals ja bunte Abende, man war nicht allein auf der Bühne. Bei meiner ersten Tournee war Freddy Quinn der Star. Da habe ich natürlich Gegenwind vom Publikum bekommen. Die haben gesagt, um Gottes willen, was macht der da! Der meiste Gegenwind kam allerdings vom Herrn Quinn.

Aha?

Weil ich besser angekommen bin als er. Also Remmidemmi-mäßig. Eine der lustigen Geschichten: In Zürich hat mich die katholische Kirche vorgeladen. Da hab ich zu meinem Manager gesagt, da gehen wir natürlich hin. Dann haben die losgewettert, dass der Text von "Sugar Baby" verboten gehört. Wegen Vielweiberei. "Ich kenn Susi und Marleen, ich kenn Mary und die Jane, auch Diana ist bezaubernd und nett …" Hirnrissige Dinge! Da war Gegenwind da, aber Gegenwind ist immer gut.

Sie stehen seit 60 Jahren auf der Bühne. Warum kommen gerade Sie so gut an?

Weil ich meine Hits, mein "Sugar Baby", als Visitenkarte verwerte. Aber ich begnüge mich nicht damit zu sagen, okay, ich singe jetzt alles von vorn bis hinten herunter, was die Leute gerne hören. Das hätte den Nachteil, dass diese Leute nicht wiederkommen. Mein Bestreben war immer, etwas Neues dazu zu tun. Eine gewisse Selbstironie kommt auch gut an. Und natürlich die Tatsache, dass man zu seinen Liedern steht. Es gibt Kollegen, wie meine liebe Gitte, die ich über alles bewundere, die irgendwann einmal gesagt hat, ich kann diese Lieder von damals nicht mehr singen. Das hat ihr das Genick gebrochen.

Wop baba lu ba!
Seit 50 Jahren verheiratet: Peter und Ingrid Kraus

Seit 50 Jahren verheiratet: Peter und Ingrid Kraus

 

Liegt es nicht auch ein bisschen daran, dass Sie halt einfach ein sympathischer Mensch sind?

Da sag ich jetzt einfach, ich kann nicht raus aus meiner Haut. Ich bin immer der Peter Kraus geblieben. Und dadurch glaubwürdig.

Gibt es Freundschaften, die bis heute geblieben sind, etwa zu Conny Froboess?

Klar, die Conny. Die kommt auch zu meinem Geburtstag. Sie hat gesagt, da komm ich, ich lass dich nicht im Stich. Aber, siehe Gus Backus: Die Jungs sterben weg, was soll ich machen. Bill Ramsey geht es auch nicht gut.

Sie sind seit 50 Jahren mit Ihrer Frau Ingrid verheiratet. Ist sie der große Anker bei all den Verführungen in Ihrem Leben?

Wir sind wie vor 50 Jahren ein Liebespaar. Es ist wunderbar. Sie ist einfach total an meiner Seite, das ist ein herrliches Gefühl. Gerade für einen Künstler, der doch wieder in den Trubel reinsteigen muss.

Sie haben privat schlimme Erfahrungen durchstehen müssen, etwa den Krebstod Ihrer Adoptivtochter.

Das sind Dinge, die einen noch mehr zusammenschweißen. Sie ist einfach bei uns. Ich habe ja wenig Schlimmes erleben müssen. Die letzte Geschichte mit meinem Armbruch, da waren wir auch einfach zusammen und wir haben es wieder geschafft. Da hat mir Ingrid unheimlich geholfen. Ich war plötzlich, von heute auf morgen, ein total verängstigter Mensch. Jetzt bin ich bin wieder der Alte. Ein bisschen vorsichtiger, aber genau in dem Maß, das sehr gescheit war. Und vielleicht endlich notwendig.

> Video: Peter Kraus über seinen 80. Geburtstag

Sie sprechen Ihre schwere Verletzung an, die Sie während der Live-Show "Spiel für dein Land" erlitten haben. Danach hatten Sie Panikattacken.

Ich habe es nicht glauben können. Meine Ärzte haben mir das so erklärt: Wenn man nie einen Unfall hatte, dann denkt man so wie immer: Ich bin blöd geflogen, es tut saumäßig weh, aber es wird schon wieder werden. Ich bin nachts um halb drei echt zusammengebrochen, als die Ärztin gesagt hat, der Arm ist gebrochen und die Schulter ist total verletzt. Da habe ich zu meinem Manager gesagt: So, jetzt ist mein Leben zu Ende. Das waren meine Worte damals.

Vielleicht das Bewusstwerden von einem ersten Anklopfen der eigenen Endlichkeit?

Ich habe bis dahin ein Gefühl der Unverletzbarkeit gehabt. Diese Unbeschwertheit war weg. Aber das halte ich jetzt für etwas Positives.

Was, wenn es wirklich nicht mehr geht?

Ich denke eigentlich nicht daran. Da bin ich nach wie vor etwas nachlässig. Ich tu so, als würde ich auf alle Fälle gesund 100 werden. Ich weiß, dass das nicht sein kann, aber ich tu so.

Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

In München bei meinem alten Freund Schuhbeck im Lokal. Ich freue mich wirklich auf die Feier, weil da Leute kommen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Frank Elstner kommt, die Kessler-Zwillinge, die Bibi Jones, die Paola, Mary Rose. Am 20. feiere ich noch einmal in Graz und dann werde ich in mein Auto steigen und mit meiner Frau ein paar erholsame Tage in Italien verbringen.

> Video: Höhepunkte der "Peter Kraus Gala"

 

Konzert: Peter Kraus gastiert am 17. November um 18 Uhr im Linzer Brucknerhaus.

Karten bei den OÖN-Verkaufsstellen in Linz, Wels und Ried und über die Ticket-Hotline: 0732/7805 - 805. Zwei Euro Rabatt für OÖNcard-Inhaber.

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