Semperopernball: Wirbel um Hans-Joachim Frey über Orden für ägyptischen Präsidenten
DRESDEN. Heftig Reaktionen löste die Auszeichnung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi beim Semperopernball in Dresden aus. Die Auszeichnung hatte Ballorganisator Hans-Joachim Frey, ehemaliger Chef des Linzer Brucknerhauses, übergeben.
Ballleiter Frey hat am Wochenende in Kairo den St.-Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs an den ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi übergeben. Die Dresdner Semperoper hat die Entscheidung der Organisatoren des Semperopernballs scharf kritisiert. "Die Semperoper Dresden missbilligt ausdrücklich die Entscheidung", teilte der Semperopern-Intendant Peter Theiler mit, wie der MDR berichtet. Auch von mehreren Politikern gab es Kritik. Der Dresdner Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn (Grüne) erklärte, es sei beschämend, die Menschenrechtsverletzungen al-Sisis auszublenden. "Sie rollen einem Diktator den roten Teppich aus und beschädigen so 'die schönste Nacht des Jahres' in Dresden", kritisierte Kühn den künstlerischen Leiter des Balls, Hans-Joachim Frey, unter Verweis auf das Motto der Veranstaltung. In Ägypten würden Oppositionelle, Aktivisten und Journalisten inhaftiert und entführt, erklärte Kühn weiter. Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) übten scharfe Kritik.
Der Ballchef verteidigte die Entscheidung. Da man eine Kulturveranstaltung sei, handle es sich nicht um einen politischen Orden, sagte er und verwies auf die Eröffnung eines nationalen Museums in Kairo. "Wir wollen Kulturbrücken bauen, um darüber eine vermittelnde Sprache zwischen Regionen zu schaffen", erklärte Frey, wie der MDR berichtet. Die Kritik habe ihn nicht überrascht. Man habe sich aber vorher abgesichert, auch mit der Sächsischen Staatskanzlei. "Die Preisverleihung an Herrn al-Sisi wird als unproblematisch angesehen", so Frey. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) respektiert die Ordensverleihung als Angelegenheit des Balles. "Al-Sisi ist kein Demokrat, es gibt Rechtsverstöße, aber dieser Mann leistet eine wichtige stabilisierende Arbeit in der Region", sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber.