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Wie Mozart und Benatzky

Von Helmut Atteneder   15.März 2019

Aus den Dialogen eines Heimkehrers: "Servus Horstl, kennst mi nu?" "Bist du da Lackner Loisi?" "Na, aber der kommt a nu."

Am Mittwochabend war die Galerie der Stadt Traun mit rund 200 Gästen gesteckt voll, weil sich mit Horst Haitzinger einer der großen Söhne der Stadt angesagt hatte. Der Star-Karikaturist, der unter anderem für die OÖNachrichten aktuelle Themen zeichnerisch meisterhaft zuspitzt, ist in Traun aufgewachsen, ehe er 1959 nach München übersiedelte.

Jetzt ist in seiner Heimatstadt eine von Alexandra Wolf-Zifferer kuratierte Ausstellung mit 50 Werken zu sehen. Darunter jene Aufsehen erregende mit den Jesus-Zwillingen, die einst in der Weihnachtsausgabe der Nürnberger Nachrichten erschienen war und zu wüsten Protesten samt Boykottaufrufen via Kirchenkanzeln geführt hatten. "Heute würde sich kein Mensch mehr darüber aufregen", sagt Haitzinger, der am 19. Juni 80 Jahre alt wird, mit dem ihm eigenen verschmitzten Lächeln. Das fortgeschrittene Alter hält ihn nicht vom Arbeiten ab: "Ich wache in der früh mit politischen Nachrichten auf, lasse mir dazu was durch den Kopf gehen und fange zur Mittagszeit zu zeichnen an", erzählt der Münchener.

Die Laudatio zur Vernissage hielt mit Gerhard Haderer ein weiteres honoriges Mitglied der Zunft. Beide begannen ihre zeichnerische Ausbildung in der einstigen Kunstgewerbeschule (heute Grafik-HTL) in Linz. Haderer, dessen Arbeiten derzeit in den Promenaden Galerien in Linz zu sehen sind, würdigte Haitzingers "grandiosen, überwältigenden Strich. Ich habe nie solche zeichnerische Brillanz erreicht und bin deshalb auf die Malerei ausgewichen."

Horst Haitzinger reichte die verbalen Rosen unter Kollegen zurück: "Wenn einer wie der Haderer mich lobt, dann ist es, als würde Mozart zu Ralph Benatzky sagen, ich find dich gut ..."

Danach ging es weiter zum Smalltalk mit ehemaligen Schulkollegen und der großen, stolzen Verwandtschaft. Darunter auch Günther Plakolm. Der Neffe Haitzingers und VP-Stadtpolitiker hatte die sehenswerte Ausstellung mit großteils originalen Werken eingefädelt.

Die Ausstellung "Karikatur" mit Arbeiten von Horst Haitzinger läuft als Teil des aktuellen NEXTCOMIC-Festivals in der Galerie der Stadt Traun. Die Schau ist bis 21. April täglich zwischen 8 und 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.


Drei Fragen an Horst Haitzinger, Karikaturist

Der 79-Jährige wuchs in Traun auf und war bei der Vernissage seiner Bilder am Mittwoch in der Galerie Traun zu Gast.

1 Herr Haitzinger, wie oft bekommen Sie Anrufe von empörten Politikern, die Sie karikiert haben?

Nach meiner Erfahrung hat es total abgenommen. Natürlich ist es immer noch ein Zeichen von Popularität, in einer Karikatur vorzukommen. Manche arbeiten ja fast darauf hin. Bundeskanzlerin Merkel zum Beispiel ist mein täglich Brot, und das politische Panoptikum rund um die Welt.

2 Gehen Ihnen bei den Themen Brexit und Trump nicht bald die Ideen aus?

Mir geht der Brexit schon so auf die Nerven. Da kann man sich die Sachen ja nur noch aus dem Daumen saugen. Das ist ja Realsatire, was wollen Sie denn da noch überbieten! Selbst gute, saftige Themen hängen einem irgendwann einmal zum Hals heraus. Also, ich kann einfach keinen Trump mehr karikieren. Am Anfang war der ja ein Gottesgeschenk – aber halt auch eine Gefahr für die Welt.

3 Gibt es eine Karikatur, bei der Sie sich gewünscht haben, dass Sie die nicht gezeichnet hätten?

Unwissentlich ist mir schon einmal was passiert. Ich habe in der Stunde, in der Uwe Barschel Selbstmord begangen hat, eine Karikatur geliefert, wo der sich selber auf der Müllhalde entsorgt. Ich hatte die fertige Karikatur losgeschickt und hab das dann in den Nachrichten gehört. Eine Katastrophe, aber ich hab das sofort erklärt und zurückgezogen.

 

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