Wie man sich von Adalbert Stifters Texten ein Bild macht
Beeindruckende Ausstellung "Stifter: Illustriert" im Linzer SifterHaus mit 1470 Illustrationen zu den Werken des Genius Loci
Es ist für ein Literaturhaus außergewöhnlich, dass es sich in einer Ausstellung am Text eines Autors vorbeimanövriert und die Illustrierung seiner Werke aus allen Richtrungen beleuchtet. Das Linzer StifterHaus bewältigt diese selbst gestellte Aufgabe in der Ausstellung "Stifter: Illustriert" inhaltlich und ästhetisch geradezu vorbildlich. Heute wird die Schau eröffnet.
Dem Kuratoren-Team Petra-Maria Dallinger und Georg Hofer ist es in Zusammenarbeit mit Gestalter Thomas Pauli behutsam gelungen, Ordnung und Überblickbarkeit in die insgesamt 1470 Arbeiten von rund 100 unterschiedlichen Künstlern zu bringen, deren Arbeiten Adalbert Stifters Romane/Gedichte/Briefe von dessen Todesjahr 1868 bis 2008 für rund 70 Verlage verbildlichten. In Werke gegliedert, öffnet sich auf diese Weise eine Chronologie der künstlerischen Moden und unterschiedlichen Lesarten von Stifters Werk im Laufe der Jahrzehnte – vom zarten Tuschestrich über Stiche bis zu Kreidezeichnungen und Aquarelle, durchzogen von einer schwarzen Karteikarten-Linie, die Werk, Jahr und Künstler ausweisen.
Inspiriert wurde die Ausstellung von einer Schau des Regionalmuseums Krumau, von dem prächtige Leihgaben zu sehen sind. "Es ist, als hätten wir es mit einem Stifter-Panini-Album zu tun", sagt Stifter-Institut-Direktorin Dallinger. Und doch kommt die Maler-Dichter-Doppelbegabung Stifter zu Wort: In einem wütenden Brief an Verleger Gustav Heckenast beschwert er sich über die bildliche Kinderdarstellung in seinem Erzählband "Bunte Steine". Final schreibt er: "Aber das bitte ich herzlich, kein Bild mehr machen zu lassen, ohne mir die Zeichnung zu zeigen."
StifterHaus Linz: "Stifter: Illustriert", bis 30. März; täglich, außer Montag 10–15 Uhr. stifterhaus.at