Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wie man einen Fundamentalisten mit den eigenen Waffen schlägt

Von Peter Grubmüller, 26. Juli 2019, 00:04 Uhr
Wie man einen Fundamentalisten mit den eigenen Waffen schlägt
Okan Cömert (verschleiert), Markus Subramaniam, Soffi Schweighofer (v.l.)

Premieren-Gaudi bei Michael Niavaranis Liebeskomödie "Manche mögen’s verschleiert" in der Kulturfabrik Helfenberg.

Stellen Sie sich einen Pariser Studenten (Armand) vor. Er ist der Sohn von vor 40 Jahren aus dem Iran vor den Ajatollahs geflüchteten Eltern (Mitra und Darius), die nie aufgehört haben, gegen schreiendes Unrecht auf die Straße zu gehen. Und dann ist da Leila, eine allem Weltlichen zugewandte Muslimin. Sie hat studiert, das Praktikum in New York wurde ihr gerade bewilligt. Die beiden sind ein Paar, und ihre Liebe könnte Mauern einreißen. Außer, Leilas älterer Bruder (Mahmoud), der sich seit dem Tod der Eltern als Familienoberhaupt wähnt, hat den Beton dafür angerührt. Soeben ist er als Fundamentalist aus dem Jemen zurückgekehrt. Er sperrt Leila ein, verbietet ihr den Kontakt zu Armand und verbrennt ihren Pass. Also schleicht sich Armand bis auf Augen wie Nase verschleiert als fistelstimmige Scheherazade ein, um Leila nahe zu sein. Blöd nur, dass sich Mahmoud in die vermeintlich Strenggläubige verknallt.

Das ist der Stoff, den die französische Filmemacherin Sou Abadi 2017 ins Kino brachte (deutscher Titel: "Voll verschleiert"). Michael Niavarani schneiderte daraus die Liebeskomödie "Manche mögen’s verschleiert", die am Mittwoch im Theater in der Kulturfabrik Helfenberg in Anwesenheit des Autors Premiere feierte.

Es öffnet sich eine Migrationsgeschichte, die so chaotisch wie witzig und der "1001 Nacht"-Erzählerin Scheherazade entsprechend märchenhaft ist. Der Abend hätte Potenzial, subtiler einzusickern, wäre nicht Regisseur John F. Kutil der Versuchung erlegen, in jeder Szene kurze Pointenlunten auszulegen. Das Publikum amüsiert sich dennoch und hüpft gerne mit, wenn die deftige Verwechslungsgaudi über die Bühne springt.

Markus Subramaniam und Soffi Schweighofer sind die belastbaren Darsteller-Anker. Er – ein glänzender Mahmoud zum Fürchten und von Überzeugung durchwirkt. Sie – eine hinreißende Kämpferin für die Werte der Aufklärung und die Liebe. Okan Cömert ist Armand/Scheherazade mit schönem Klamauk-Gefälle. Einzig seine Sätze schaffen es ob der ins Weibliche verstellten Stimme oft nicht in die dritte Reihe. Manfred Stella (Darius) und Brigitta Waschnig (Mitra) drücken als bekümmerte Eltern zu stark auf die Tube. Wenzel Brücher karikiert sowohl den Fundamentalisten-Spezi Farid als auch den Polizisten (im Duo mit Dominik Revertera). Mirkan Öncel ringt als Leilas kleiner Bruder Sinna um Profil. Johnny Mhanna ist als Armands Freund Jafar eine Entdeckung. Viel Gelächter und Applaus für die komische Kost, die leichter als nötig serviert wird.

Fazit: Krachendes Unterhaltungstheater, das seine dramaturgischen Schwächen mit einem Pointen-Feuerwerk überblendet.

mehr aus Kultur

Anton Bruckners Meistersinger

Wolfgang Gurlitt: Kunsthändler und Profiteur

 "Kottans Kiberer" und dieFröschinnen der Fledermaus

Neues Werk von Banksy mit Plastikschutz und Absperrung versehen

Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen