Wie Kunst das Leben von Herbert Schager umkrempelte
Mit der Ausstellung "70" im Linzer Kunstverein Paradigma feiert der aus Aschach/Donau stammende Künstler seinen 70. Geburtstag.
Bis zum Alter von 25 Jahren verlief das Leben von Herbert Schager unspektakulär. Der Aschacher arbeitete nach der Handelsakademie in der Vertriebsabrechnung einer Leondinger Firma. Doch bald wurde ihm das zu langweilig. "Ich hatte jeden Tag in der Früh das Gefühl, ich will weiterfahren", sagt er.
Mit 25 hatte Schager sein Leben satt. Er kündigte und ging zwei Monate nach Amerika, bevor er sich ohne lange Vorbereitung an der Linzer Kunsthochschule (heute Kunst-Uni) bewarb. "Ich hatte Glück", sagt er. "Der Professor für Schrift- und Buchgestaltung suchte Studenten und nahm mich auf." Von da an war die Kunst die bestimmende Kraft: "In der Kunsthochschule hat das Leben begonnen." Fasziniert vom Siebdruck wechselte er in die Gebrauchsgrafik, 1982 schloss er das Studium ab und lebt seither als freier Künstler – mittlerweile in einer Künstlerdynastie: Ehefrau Helga, Tochter Oona Valarie und Schwiegersohn Ufuk sind künstlerisch tätig, Sohn Felix ist Rapper.
Nun ist Herbert Schager am Montag 70 geworden und feiert den Geburtstag mit einer Ausstellung im Linzer Kunstverein Paradigma, die gestern eröffnet wurde. Darin zeigt er exakt 70 Werke (im Wert zwischen 150 und 900 Euro) und kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Basis für den Zyklus "Neues Altes" sind blind gefertigte Bleistiftzeichnungen aus den frühen 1980er-Jahren. "Ich habe sie beim Übersiedeln im Keller gefunden und Potenzial gesehen", sagt Schager. So begann er weiterzuarbeiten: Er fuhr die Linien mit dicken Eddingstiften in Schwarz nach, malte die Flächen in Blau, Rot und Gelb aus. Geworden sind es plakative Bilder, deren packende Farbigkeit vor immer fettblauem Hintergrund sofort ins Auge springt. Zu sehen sind meist Frauen, mal als Porträt, mal einander zugewandt, mal fast brutal entblößt. Ein spannendes Experiment, das in einer Zeitreise von 40 Jahren entstand. Doch warum zeichnete er damals, vor 40 Jahren, blind? "Es war eine Übung", sagt er. "Ich konnte nicht zeichnen und hatte Scheu. Damit wollte ich meine Augen scharf machen."
Heute arbeitet Schager, der 1994 den Landeskulturpreis für Video erhielt, am liebsten mit dem Handy. Auf seinen Spaziergängen schießt er Fotos, sucht die besten aus und bearbeitet sie direkt am Smartphone mit verschiedenen Apps. Dann lässt er die Bilder auf einer Leinwand ausdrucken und ergänzt sie mit Pinsel und Stiften erneut. So sitzt der Künstler oft stundenlang vor einem Bild und betrachtet es. "Dann sagt mir mein Bauchgefühl, was noch zu tun ist."
"Da konnte ich nicht mitspielen"
Reich geworden ist Herbert Schager mit seiner Kunst nie. Vom Verkauf seiner Werke allein konnte er nicht leben. "Da hätte man sich anbiedern müssen, da konnte ich nie mitspielen." So war er auf private Förderer angewiesen. Bereut hat er seinen Lebensweg dennoch nie, sagt er: "Ich lebe für die Kunst."
- Die Ausstellung "70" von Herbert Schager ist bis 11. Februar jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel. 0650 / 66 24 636 im Linzer Kunstverein Paradigma, Landstraße 79, zu sehen.
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