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"Wie die Made im Speck"

Von Helmut Atteneder, 20. November 2019, 00:08 Uhr
18.000 Regalmeter Archiv, und er hat den Überblick: Historiker Walter Schuster, Leiter des Linzer Stadtarchivs (Weihbold)18.000 Regalmeter Archiv, und er hat den Überblick: Historiker Walter Schuster, Leiter des Linzer Stadtarchivs. Bild: Weihbold

Landeskulturpreis: Walter Schuster, der Leiter des Linzer Stadtarchivs, bekommt am 20. Dezember die Auszeichnung für Kultur- und Geisteswissenschaften.

„Ich habe Archivwissenschaften studiert. Das ist kein Studium, mit dem man gewöhnlich Karriere macht“, sagt Walter Schuster. Eine bedingte Wahrheit, bezogen auf ihn selbst. Der 59-Jährige leitet seit 15 Jahren das Archiv der Stadt Linz und hat sich mit zahlreichen zeitgeschichtlichen Büchern und Schriften einen international renommierten Namen gemacht. Jetzt wurde Schuster mit dem Landeskulturpreis für Kultur- und Geisteswissenschaften ausgezeichnet. Am 20. Dezember nimmt ihn der gebürtige Wiener neben Anna Mitgutsch, Sabine Scholl, Tatiana Lecomte und Auguste Kronheim entgegen.

18 Kilometer Archiv

Der Leiter des 18.000 Regalmeter starken Archivs der Stadt Linz – vom Schriftverkehr der Bauverwaltung bis hin zur Urkunde über die erstmalige Erwähnung von Linz als Hauptstadt durch Kaiser Friedrich III. aus dem Jahr 1490 – kommt oft erst in den Abendstunden und am Wochenende dazu, seine Liebe als Historiker zu pflegen.

Dann lebt er „wie die Made im Speck“, sucht nach Quellen und Belegen für seine ehrgeizigen Buchprojekte. Schuster und seinem Vorgänger Fritz Mayrhofer ist es auch zu verdanken, dass Linz bei der Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit eine führende Rolle eingenommen hat. 2001 präsentierten die beiden Historiker den Doppelband „Nationalsozialismus in Linz“.

„Da waren wir Vorreiter in Österreich, was Schnelligkeit und Qualität betrifft“, sagt der Archiv-Direktor. Seine Lust an der Zeitgeschichte sei erst in Linz entstanden, seine Motivation war, „dass in Linz nicht alles so aufgearbeitet war, wie es sich eigentlich gehört hätte.“ Deshalb räumt Schuster immer wieder mit Verve mit Irrtümern und Halbwahrheiten auf. Ein solcher, lange aus Unwissenheit gepflegter Irrtum war Franz Langoth. Der einstige Oberbürgermeister von Linz (1. Jänner 1944 bis 7. Mai 1945) genoss auch lange nach dem Zweiten Weltkrieg einen untadeligen Ruf. Wissenschaftliche Recherchen von Schuster zeichneten aber ein ganz anderes Bild Langoths, der 41 Todesurteile fällte, die sich gegen Menschen richteten, die mittels Flugblättern gewaltlosen Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.

1148 Straßen und ihre Herkunft

Derzeit wühlt sich Schuster mit Historikerkollegen des Stadtarchivs durch die Straßennamen von Linz. Anlassfall war der deutschnationale Politiker Franz Dinghofer, NSDAP-Mitglied. Geprüft werden die Namen von 1148 Straßen, von denen 510 nach Männern und 46 nach Frauen benannt sind.

All diese Bemühungen um eine historische Aufklärung sollten brauchbare Antworten auf jene Frage sein, die sich der bescheidene Historiker Walter Schuster seit Bekanntwerden seiner Preisträgerschaft immer wieder stellt: „Ich weiß immer noch keine Begründung für meine Auszeichnung. Es ist ja nicht die eine, bahnbrechende, sensationelle Arbeit, eher vielleicht ein Wirken auf hohem Niveau.“
Es wäre wenig verwunderlich, wenn die Laudatio am 20. Dezember im Linzer Landhaus ziemlich deckungsgleich lauten würde.

Bis zur feierlichen Überreichung der Auszeichnungen am 20. Dezember porträtieren die OÖN in dieser Reihe sämtliche Landeskulturpreisträger.

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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