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Wenn einer einen Rappel kriegt

Von Manfred Wolf, 20. Juli 2019, 00:04 Uhr
Wenn einer einen Rappel kriegt
Der Alpenkönig (Thomas Hochrathner) schnappt den Menschenfeind (Joschi Auer) beim Krawattl. Bild: privat

Burgfestspiele Reichenau: "Der Alpenkönig und der Menschenfeind", ein Theaterabend mit Tiefgang.

"Alles ist gegen mich – und ich tu’ niemandem etwas!" Der Herr von Rappelkopf ist eine geprügelte Seele. Alle haben sich gegen ihn verschworen, wollen ihm Böses, ihn sogar ermorden. Er könnte einem fast leidtun – wäre er nicht so ein Scheusal. In seinem paranoiden Sein reagiert er mit dem einzigen ihm zur Verfügung stehenden Mittel: Hass und Verachtung – allem gegenüber: der Kunst ("Ich hasse sie, sie ist eine Verleumderin der Natur, weil sie s’verkleinert"), den Menschen ("Sie stehlen wie die Raben") und der Welt ("Sie ist nichts als eine giftige Bella Donna").

Und doch gibt Joschi Auer seinem Rappelkopf einen doppelten Boden mit auf die Bühne, der einen tief schlummernden Sanftmut vermuten lässt – der auch aus seinen Augen hervorblitzt. Diesen erkennt seine Frau (Elisabeth Stelzer) – längst in eine Affäre mit dem Alkohol geflohen – immer noch und verzweifelt dabei. Nicht einmal Tochter Malchen (Alina Hinterhölzl) vermag Rappelkopfs Seelenverwesung zu stoppen, im Gegenteil: Ihre Liebe zum Maler August (Jonas Maurer) befeuert diese noch.

Rappelkopfs Hass scheint endgültig die Oberhand zu gewinnen, als ihn Diener Habakuk (Michael Türk), der ein heiter-entzückendes Gespann mit der Kammerzofe Lisa (Hermine Touschek) bildet, vermeintlich ermorden will.

Doch dann gibt es noch den Alpenkönig (Thomas Hochrathner), eine Art Gutmensch. Ihm ist Rappelkopfs Treiben zuwider. Er schlüpft in den Geist des Rappelkopf, dieser wiederum in jenen eines erwarteten Besuchs. Nun muss er miterleben, wie der Menschenfeind sein Umfeld tyrannisiert und bekommt dabei einen Spiegel vors Gesicht gehalten.

Dieser Spiegel – Achtung Spoiler! – ist mehr als ein Erschütterungsexperiment. Es ist gleichsam komödiantisch wie wunderbar mitanzusehen, wie Rappelkopf in Gestalt des Besuchs nunmehr gegen sein Alter Ego Partei ergreift und dabei eine Läuterung erfährt. Ein Prozess der Selbsterkenntnis, der mit Wortwitz, spielerischer Freude und originellen Couplets vonstatten geht.

Der Regisseur und Obmann des Amateurtheaters Oberösterreich, Gerhard Koller, hat Ferdinand Raimunds Stück gelungen und einer Jubiläumsproduktion würdig (25 Jahre Burgfestspiele Reichenau!) auf die Bühne gebracht. Die Zuseher verabschiedeten das Ensemble mit stehenden Akklamationen, die aber auch dem gesamten Team auf und hinter der Bühne (und das teils seit 25 Jahren) galten.

Fazit: Ein gelungener Abend, der für alle etwas bereithält: für jene, die sich schlicht köstlich unterhalten lassen wollen, und für jene, die die negative Dynamik des Zwischenmenschlichen (inklusive Ausweg) veranschaulicht bekommen wollen.

Burgfestspiele Reichenau: "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" von Ferdinand Raimund, in einer Neufassung von Doris Happl, Premiere: 18. Juli, Termine: 20., 25., 26., 27., Juli; 1., 2., 3., 8., 9., 10. August. Premiere Kindertheater ("Robin Hood"): 23. Juli (ab 5 Jahren). Info/Karten: www.burgfestspiele.at, Tel: 0680/3125576.

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Autor
Manfred Wolf
Ressortleiter Lokales
Manfred Wolf
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