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Wenn der Watzmann ruft

Von Eva Allerstorfer und Klaus Buttinger, 23. Juni 2012, 00:04 Uhr
Watzmann Klaus Eberhartinger
Im Einklang mit seiner weiblichen Seite: Klaus Eberhartinger als Gailtalerin Bild: Lukas Beck

Aufi oder nit aufi: Das rustikale Musical „Der Watzmann ruft!“ hat eine ganze Generation geprägt. Die Parodie eines Bergbauerndramas feiert heuer seinen 40. Geburtstag.

Der Ruf des Watzmann ist legendär. Wen das zentrale Bergmassiv in den Berchtesgardener Alpen lockt, es zu erklimmen, der kommt oft nicht mehr zurück. Die Tücke des Berges hat der österreichische Sänger und Kabarettist Manfred Taucher 1972 in der Ur-Version des nicht ganz ernst gemeinten Bergbauerndramas „Der Watzmann ruft!“ verarbeitet. Für Musik und Text waren alsbald Wolfgang Ambros und Joesi Prokopetz gefunden. Ein rustikales Musical war daraus entstanden, das eine ganze Generation prägen sollte.

Noch heute stehen Ambros und Prokopetz damit auf der Bühne. Mit dabei sind Kabarettist Christoph Fälbl als grantelnder Vater und tumber Knecht, Entertainer und EAV-Frontmann Klaus Eberhartinger verkörpert die Gailtalerin, die blonde, laszive Verführerin. Letzterer sprach mit den OÖNachrichten über Veränderung, das Alter und die Notwendigkeit, erworbene Bekanntheit als selbstverständlich zu betrachten.

 

OÖN: Blond, große Brüste, sexy Dirndl. Sie verkörpern die „Gailtalerin“ im Watzmann mit offensichtlichem Vergnügen. Stehen Sie auf Verkleidung?

Klaus Eberhartinger: (lacht schallend) Nein, das ist kein schräges Hobby von mir oder vielleicht sogar ein verstecktes Bedürfnis. Es ist ganz einfach eine Gaudi. Das ist nicht so wie im Fasching. Ich muss nicht unbedingt meine weibliche Seite ausleben. Ich habe aber auch bei der EAV in alten Shows immer wieder Fummel angezogen und Prinzessinnen gespielt. Das hat manches Mal zu sehr dubiosen, ja fast lasziven Situationen geführt.

Was macht die Gailtalerin aus?

Die Rolle hat sich gewandelt. Ursprünglich war die Gailtalerin eine sehr bedrohliche Figur, eine Matrone, die den Bauernsohn verführt, auf den Berg und damit in den Tod treibt. Natürlich interpretiert das jeder anders. Mir hat dieser Charakter aber gar nicht entsprochen. Da habe ich einfach eine kleine Hochalpinschlampe daraus gemacht. Ich habe eine Dreifachrolle zu spielen und die Gailtalerin ist nur ein kleiner Teil davon, aber sie macht irrsinnig Spaß.

Auch wenn das Stück Kultstatus erreicht hat, haben Sie und Ihre Kollegen die Möglichkeit, die bekannten Charaktere derart verändert zu interpretieren?

So wie der Christoph Fälbl den Knecht spielt – das muss einem ja erst einmal einfallen! Das entspricht der Figur aber auch. Jeder „ist“ seine Figur in gewisser Weise. Wir machen, was wir gut können. Der Joesi Prokopetz ist der polternde Vater und der saublöde Zweitknecht. Das sind seine Figuren. Das ist wie bei der Schauspielerei. Du kannst und musst als Darsteller eine gewisse Bandbreite mitbringen und einfließen lassen. Aber du musst auf der Klaviatur spielen, die dir zur Verfügung steht. Und das machen wir mit den Figuren.

Ist das nach so vielen Jahren noch eine Herausforderung?

Ich mache das jetzt schon die vierte und ziemlich sicher auch die letzte Saison. Das Aufwändigste ist dabei mittlerweile die Anzieherei, besonders bei der Gailtalerin. Zudem habe ich ja drei oder vier kleine Nebenauftritte. Das braucht Zeit. Herausforderung würde ich es nicht unbedingt nennen. Ich muss beim Watzmann im Gegensatz zur EAV ja nichts organisieren. Das ist ein großer Unterschied. Ich bin normalerweise immer derjenige, der Veto einlegen muss, der sich aufregen muss, wenn irgendetwas nicht hinhaut, der schauen muss, dass ich die Show als Frontmann trage. Beim Watzmann machen das andere. Da habe ich diese Verantwortung nicht. Ich kann mich ganz auf meine Rollen konzentrieren, und nachher sitzen wir sehr gerne zusammen. Wir haben so eine Gaudi dabei, dass man den Eindruck gewinnen könnte, wir machen beim Watzmann ein bisschen Urlaub. Die Show wird schon fast zur Nebensache. In der Zeit, in der wir auf der Bühne stehen, sind wir aber nach wie vor mit Herzblut bei der Sache.

Eberhartinger, Ambros, Prokopetz, Fälbl. Beim Watzmann stehen g’standene österreichische Kapazunder auf der Bühne. Sie sind es allesamt gewöhnt, selbstbestimmt zu arbeiten, zu bestimmen. Gibt es Reibungspunkte?

Nein. Es gibt keine Diskussionen. Im Grunde geht es ja doch um eine Produktion, die schon erarbeitet ist. Bis sie allerdings fertig ist, bringt man sich natürlich ein. Manchmal auch nachdrücklich. Das ist im ganzen Leben so: Nur die fest und konsequent vertretene eigene Meinung ist auch umsetzbar. Aber keiner ist dabei starrsinnig oder egozentrisch, keiner spielt sich in den Vordergrund. Es muss alles der Produktion und der Rolle dienen, dann haben wir dort und da schon einmal was geändert. So wie „Der Watzmann ruft!“ jetzt auf die Bühne kommt, ist es ein Produkt vieler flexibler Kompromisse, die man eingegangen ist.

Sie stehen mit dem Ensemble des Watzmann auf der Bühne, mit der EAV bei „Best of Austria“ mit Rainhard Fendrich und den Seern. Fühlen Sie sich geehrt, wenn Sie und Ihre Kollegen zu den besten des Landes gezählt werden, oder ist Ihnen das peinlich?

Schauen S’, ich stehe jetzt seit 35 Jahren mit der EAV auf der Bühne. Wir spielen nach wie vor. Wenn man nach so langer Zeit nicht das Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit aufgebaut hat, dann muss man aufhören. Wer zählt uns denn zu den „Best of Austria“? Das ist eine Marketing-Idee. Wenn die Kombination der Bands, gut funktioniert, macht man halt damit weiter. Es ist eine gute Mischung. Die Seer singen über emotionale österreichische Befindlichkeiten, der Rainhard macht es genau wie wir ein bisschen politischer. Wir können auf Augenhöhe auch einmal die scharfe Klinge auspacken. Das Publikum wird sich mischen, das ist befruchtend. Jeder hat einen festen Fan-Stamm. Das kann nicht peinlich sein.

Wie haben Sie sich in 35 Jahren auf der Bühne verändert?

Das sagt einem das Spiegelbild ganz klar, wie man sich verändert hat. Wir sind alle älter geworden. Ich glaube, dass diese ganzen Urgesteine der Branche sich altersadäquat anpassen. Wenn man jung ist, ist man wilder, anarchistischer. Das ist das Vorrecht der Jugend. Wenn man das im Alter immer noch macht, dann ist es kindisch. Wenn man mit 60 noch Baggy-Jeans anzieht und die Unterhose rausschaut, finde ich das lächerlich. Wir sind jetzt in einem Alter, wo wir uns einfach eine gewisse Ernsthaftigkeit erlauben.

Inhalt und Termine

Das ewige Gerufensein, das immerwährende Getriebensein steht im Mittelpunkt des rustikalen Musicals „Der Watzmann ruft!“. Es gewährt einen ebenso ironischen wie sarkastischen Blick auf eine Bergbauernfamilie, beheimatet am Fuße des Watzmann in den Berchtesgadener Alpen in Bayern. Vater, Sohn, Knechte wie Mägde fürchten den Berg, der sie lockt, ihn zu besteigen, als „ob er sie rufen würde“. Der Sohn des Bauern gibt der Verlockung nach. Er trifft auf die laszive Gailtalerin, die ihm für die Bergbesteigung und ein Edelweiß die Erfüllung seiner sexuellen Träume verspricht. Der Liebestolle eilt „aufi“ auf den Berg und verunglückt tödlich.
Zu sehen ist das Musical am 12. Juli, 20 Uhr, im Kaiserpark Bad Ischl, am 15. Juli, 20 Uhr, auf Burg Clam und am 26. Juli, 20 Uhr, in der Dreiländerhalle in Passau.

 

Himmel, was waren wir deppert auf den Watzmann!
Jugenderinnerungen an prägende Hörerlebnisse

Fünf, sechs Jahre nach der Veröffentlichung 1974 schob sich der „Watzmann“ unaufhaltsam auf den Plattenteller und mächtig in das Auf und Ab unseres pubertierenden Lebens. Er bestimmte eine Zeit lang unsere Sprache, kodierte sie, unterschied sie von jener der Uneingeweihten. Wie stiegen zwar nicht „aufi“ auf den Schicksalsberg, sondern auf die frisierten Mopeds, mit denen wir genauso wenig „Einseh’n“ hatten wie der Berg mit den jungen Buam.

Mit einem fröhlichen Hollaröhdulliöh quittierten wir jede Anfrage, ob es eine nach Besteck-Utensilien war („Großknecht, gib’ ma sofurt mein’ Löffel!“ – Löffel, Hollaröhdulliöh ...“ oder jene nach einem Glaserl Ribiselwein, der damals verbreiteten Einstiegsdroge.
Den Ambros, den kannten wir schon. „Schifoan is des Leiwandste, was ma si nur vorstö’n kann!“, galt zumindest für die noch ausschließlich Sportinteressierten, die Weiterentwickelten hatten sich schon auf die Spuren dieser oder jener „Gailtalerin“ geheftet. Zu unserem großen Glück waren Edelweiß als Voraussetzung für erotischen Mehrwert in genderübergreifenden Freundschaftssachen in den proletarisch-agrarischen Kreisen des Zentralraumes kein Thema mehr, die Geschlechterannäherung für uns also risikoloser. Die lockenden Worte der Gailtalerin und des g’schamigen Buam eigneten sich aber allemal zur Anbahnung von Tiefergreifendem.

Laut sangen wir mit, wenn auf den Privatpartys des Vertrauens der Watzmann aufgelegt wurde. Die Texte hatte man selbstredend auswendig drauf – Hollaröhdulliöh. Spätnächtens fiel dann so macher Bua auch. Zwar nicht vom Berg, sondern unter der Last ungewohnter Getränke. Inquisitorische Befragungen daheim ob der Verantwortung dafür, begegnete man auch mit Ambros: „Der Hofa war’s, vom Zwanzgerhaus ...

 

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