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Was uns Kunst über Realität und Fake News zu sagen hat

Von Peter Grubmüller, 19. November 2019, 00:04 Uhr
Was uns Kunst über Realität und Fake News zu sagen hat
Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder mit Eric Fischls „The Krefeld Project: The Bedroom, Scene 1“ (2002) Bild: Landesmuseum/2, pg/3

Linzer Schlossmuseum, Pop Art: Gestern wurde die gewaltige Albertina-Ausstellung "Andy Warhol bis Cindy Sherman" eröffnet

Tom Wesselmanns Ölgemälde "Smoker" begrüßt den Besucher im Untergeschoß des Südflügels im Linzer Schloss zur Ausstellung "Andy Warhol bis Cindy Sherman. Amerikanische Kunst aus der Albertina". Und dieser üppige, rote Mund aus dem es qualmt, entwickelt im Gefolge des Nichtrauchergesetzes ungewollte gesellschaftspolitische Dimension. Die Arbeit stammt aus dem Jahr 1973. Vom Psychologen und Pop-Art-Haudegen Wesselmann, der 2004 in New York 73-jährig starb, weiß man jedoch, dass er künstlerisch der zur Schau gestellten Welt des Sex- und Starkultes hinterher war.

Einst belächelt, heute sauteuer

Beim ersten Blick nach links breitet sich der knapp drei Meter breite Siebdruck "Wallpaper With Blue Floor Interior" von Roy Lichtenstein (1923–1997) aus – und ohne wortreiche Erklärung ist auch der jüngeren Generation klar, wie die einst belächelten und heute in zweistelligen Millionen-Dollar-Bereichen gehandelten Pop-Art-Stars den entnaturalisierten Expressionismus Anfang der 60er-Jahre mit neuer Realitätskunst überwanden. Mit überheblicher Selbstverständlichkeit verleibten sie sich schillernde Motive aus Konsumwelt, Werbung und Comics ein. Überhöhte Ikonografie aufs Neue überhöht, Fake News künstlerisch veredelt, Alltägliches zur Kunst erhoben – wie etwa in Warhols legendären "Cambell’s Soup"-Arbeiten, die gegenüber seiner Mao-Serie zu sehen sind.

Nach Robert Rauschenbergs Collagen landet der Besucher bei Alex Katz. Dessen flächige, schablonenhafte Malereien einer feinen amerikanischen Gesellschaft bedeuten einen Bruch der gewaltigen Schau, die danach unter anderem mit Arbeiten von Robert Longo, Cindy Sherman und Eric Fischl als Ausläufer dieser Kunstrevolution bis in die Gegenwart begleitet.

Was uns Kunst über Realität und Fake News zu sagen hat
Cindy Sherman: „Untitled # 412“ (Fotografie 2003) Bild: Landesmuseum/2, pg/3

Es ist ein pompöser Premierenreigen, der in dieser Schau mit mehr als 100 Werken verpackt ist. Erstmals kooperiert die Albertina mit einem Landesmuseum und stellt ebendort Maßgebliches der eigenen Sammlung aus. "Und viele Arbeiten haben wir noch nicht einmal in der Albertina gezeigt", sagt Klaus Albrecht Schröder, der Generaldirektor des Bundesmuseums. Als der 64-jährige Linzer 1999 die Leitung der Albertina übernahm, war diese ein hervorragend sortiertes, aber eben nur ein grafisches Kabinett. Wegen Schröders Gespür und geschliffener Verhandlungsrhetorik verbreiterte sich die Sammlung gewaltig – erst jüngst mit den Zuwächsen der privaten Sammlungen Essl und Jablonka.

Die Präsentation in Linz sei Schröders Gelegenheit, jener Stadt, in der er aufwuchs, etwas zurückzugeben. Seine persönliche Geschichte ist das eine, die Kunst das andere: Es sind tatsächlich kraftvolle Werke der künstlerischen Rückkehr zur Wirklichkeit ab 1960, die Schröder hier zusammengestellt hat. Nicht einmal das Kuratieren wollte er sich nehmen lassen.

Katalog: "Andy Warhol bis Cindy Sherman", Fotos/Beschreibungen sämtlicher Werke, 232 Seiten, 27 Euro.

Linzer Schlossmuseum

„Andy Warhol bis Cindy Sherman. Amerikanische Kunst aus der Albertina“ Ausstellung bis 29. März 2020 im Südflügel des Linzer Schlossmusems. Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Feiertag 10–18 Uhr, Kombiticket Schlossmuseum und „Toulouse-Lautrec“ in der Landesgalerie Linz, regulär: 9 Euro, ermäßigt: 7 Euro. Info, Tel: 0732/7720 522 70-22

Pop Art im Linzer Schlossmuseum

Die Wiener Albertina gastiert mit mehr als 100 Werken amerikanischer Kunst in der Ausstellung ?Andy Warhol bis Cindy Sherman? noch bis März 2020 in Linz.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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5  Kommentare
5  Kommentare
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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 19.11.2019 17:37

Kunst ist relativ und liegt im Auge des Betrachters 🤑
Sogenannte Kunst wird auch von Galerien erschaffen da gehts um viele Millionen, sGeld stinkt nicht, Kritik gibst meist keine weil sich die wenigsten zu sagen traun was Mist ist.

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JohannBrunnbauer (3 Kommentare)
am 19.11.2019 13:22

Ich finde die Mao Bilder entbehrlich. Das Leid der Millionen Menschen damals und heute die radikal verfolgten Christen und anderen Religionen in China sollten einen diffenrenzierten Umgang mit sochen Kunstwerken in Europa bewirken meiner Meinung nach.

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ichauchnoch (9.795 Kommentare)
am 19.11.2019 10:06

Na hoffentlich hat man bei der Eröffnung nicht die oberösterreichische Landeshymne gesungen - wie bei Eröffnungen in Oberösterreich üblich. Da hätte es nämlich den Herrn Schröder vor Ekel wieder geschüttelt. Aber vielleicht hat er das ja schon als Bedingung in den Vertrag geschrieben, dass man das zu unterlassen hat.
Die Ausstellung selbst ist grandios, einmal etwas Neues für Linz. Dafür ist den maßgeblichen Herrschaften (oh ich vergass: gendern muss man) und Frauschaften zu danken. Ein Museum etwas wegzubringen von dem verstaubten Image ist im mer gut.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 19.11.2019 11:06

@ICHAUCHNOCH: Weil ja bei dieser Ausstellung die Raiffeisenbank der große Sponsor ist, wird man wahrscheinlich eine Giebelkreuz/Schaller-Hymne gesungen und gespielt haben.

Ich weiß es nicht genau, weil ich ganz am Anfang beim "Festakt" immer schwänze. Aber ich habe einen Teil von Schröders Ansprache gehört und die war wirklich interessant und mitreißend - ganz im Gegensatz zu so vielen anderen Einführungs-Ansprachen bei Vernissagen, vor allem jene der Politiker...

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 19.11.2019 07:44

Klasse, dass das Schlossmuseum, dessen Sammlung etwas verstaubt wirkt und dessen Bestand nicht so atemberaubend wirkt, diese wuchtige Sonderausstellung zustande bringt. Das bringt Schwung in das Museum und wird hoffentlich viele Besucher anlocken.

Zitat: "Nicht einmal das Kuratieren wollte er sich nehmen lassen." Das hört sich ja so an, als wäre Kuratieren eine lästige, unliebsame Arbeit. Ich hätte geschrieben: "Auch das arbeitsintensive Kuratieren wollte er sich nehmen lassen."

Ich finde es Schade, dass auch Redakteur Grubmüller hier nur die bekannteren ausgestellten Künstler nennt und vorstellt, aber den wirklich eindrucksvollen und wirkungsmächtigen "Außenseiter" Jim Dine und dessen hier ausgestellten Werke mit keinem Wort erwähnt. Ich kannte den Künstler bisher gar nicht, aber seine vielfältigen und vielschichtigen Werke sind mir gestern sofort ins Auge gesprungen.

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