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Warum Menschen über ihre Krebserkrankung bloggen

Von Barbara Rohrhofer   24.Jänner 2020

"Ich war 32, als ich die Diagnose Brustkrebs bekam. Ich machte alle Therapien, sprach mit vielen Ärzten, fand aber nirgends das, was ich mir so sehnlichst wünschte: Erfahrungswerte von anderen Betroffenen, an denen ich mich orientieren konnte."

Zehn Jahre später hat Martina Hagspiel "die Kurve gekratzt" und ist zu einer Aktivistin in Sachen Krebs geworden. Die Marketing-Fachfrau aus Wien hat den Verein "Kurvenkratzer–InfluCancer" gegründet und sammelt Geschichten von Menschen, die Krebs als Lebensumstand "erleben", verarbeiten, bekämpfen und besiegen. Ihre Videos sind auf kurvenkratzer.at zu sehen.

Der Krankheit ein Gesicht geben

"InfluCancer" wie Martina Hagspiel nützen die Methoden der sogenannten "Influencer". Doch preisen sie im Gegensatz zu ihren Vorbildern keine Produkte an. "Vielmehr geht es ihnen darum, der Krankheit ein Gesicht zu verleihen und sie zu enttabuisieren", sagte Yvonne Prinzellner, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Campus Wien, die sich mit dem Umgang mit Krebs in der Welt von Instagram, Snapchat und Facebook beschäftigt.

Dank dieser neuen Möglichkeiten würden sich Krebspatienten ein soziales Netz mit Leidensgenossen aufbauen, das Mut und Unterstützung in der schweren Zeit bietet. Für viele Krebsblogger werde ihr Wirken im Netz sogar ein Teil der Therapie.

"Oft sind es sehr schonungslose Darstellungen des Krebsalltags. Aber gerade diese Offenheit führt zu einer starken Community-Bindung. Die Reaktionen im Netz sind oft sehr emotional. Es wird über Behandlungsmethoden diskutiert, über Überlebensprognosen und Perücken – und man sieht auch, dass es ein Leben neben der Krebserkrankung gibt, das man genießen kann", sagte Martina Hagspiel.

Das Geheimnis des Erfolgs von Martina Hagspiel: "Man hat – wenn man einem Krebsblogger folgt – oft das Gefühl, dass diese Person ein Freund ist, bei dem man im Wohnzimmer sitzt", analysierte Yvonne Prinzellner bei einer Veranstaltung der Krebsakademie des Ordensklinikums Linz.

Erfolgreiche Krebsakademie

"Diese Geschichten tragen dazu bei, den Krebsalltag der Betroffenen besser zu verstehen", sagte Sigrid Miksch, Leiterin der Krebsakademie im Ordensklinikum Linz, wo in den vergangenen sechs Jahren rund 500 Menschen aus den verschiedensten Berufsgruppen – von der Sprechstundenhilfe über Therapeuten bis zum Mediziner – eine Weiterbildung absolviert haben. "So wollen wir umfassend über das Thema informieren und sensibilisieren."

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29. März 2024