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Von einer Baukultur jenseits reiner Gebäude-Behübschung

Von Johannes Jetschgo, 23. September 2024, 00:04 Uhr
Von einer Baukultur jenseits reiner Gebäude-Behübschung
Rege Diskussionen bei der "Interventa" in Hallstatt Bild: Lena Kienzer

Interventa Hallstatt: Das Symposion beschäftigte sich mit Baukultur zwischen Tradition und Innovation

Es überrascht, dass gerade die chinesische Stararchitektin Xu Tiantian auf der "Interventa Hallstatt 2024" berichtet, auch China kenne das Problem des "overtourism" und suche, wie Hallstatt, Wege, gegenzusteuern. Etwa durch Aufteilung von Touristenmassen, die für einen Ort erdrückend wurden, auf mehrere, neue Ziele.

Sie präsentierte die Wiederbelebung traditioneller Industrie, eine Tofu-Fabrik als Beispiel, die den Produktionsort zum Ort macht, der Wissen an Touristen vermittelt. Was die Architektin als "acupuncture" bezeichnet, nennen die beiden Kuratorinnen der Tagung, Marie Theres Harnoncourt und Sabine Kienzer, "Intervention".

Die Projekte in den 23 Kulturhauptstadt-Gemeinden sollen neues Bewusstsein schaffen, denn "Baukultur" sei mehr als Gebäude-Behübschung. Und braucht zunächst viel Kommunikation.

Der Verein "Landluft" leistet diese, berät den ländlichen Raum österreichweit. Gemeinden wie Ottensheim, Hinterstoder oder Haslach haben Erfahrung und geben diese weiter. So soll es funktionieren. Das Bundesdenkmalamt würde sich ähnliche kommunale Nähe wünschen ("wir sehen uns nicht als Verhinderer und wollen die Koexistenz von ortsansässiger Industrie und schützenswerten Bauten").

Schließlich braucht es mehr Verwertung vorhandener Bausubstanz. Nur: Oberösterreich hat, anders als Nachbarbundesländer, kein Ortsbildschutzgesetz. Das wäre ein taugliches Planungsinstrument, denn Gemeinden kämpfen mit Leerständen und Zersiedelung. Seit 2000 wächst der Bodenverbrauch doppelt so schnell wie die Bevölkerung, aber die Länder haben vielfach auf regionale Raumordnungskonzepte verzichtet. Mit Konsequenzen, die jetzt Vereine und Aktivisten beschäftigen. Sie waren auch in Hallstatt am Wort, gemeinsam mit Wissenschaftern. Christiane Sauer aus Berlin zeigte, wie eine Metalllegierung, die man bisher nur im Maschinenbau kennt, klimaregulierende Fassaden ermöglicht, langlebig, ohne Elektromotor. "Textiles Denken" öffnet neue Maßstäbe. Oder Friedrich Idam, Bauphysiker, der Kalk als Baustoff favorisiert, weil Kalk CO2-neutral ist, im Unterschied zu Beton.

Die "Interventa Hallstatt 2024" verdient Zukunft. Weil sie Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, auf Kommunen und Kommunikation baut und zeigt, dass Nachhaltigkeit Chancen hat, wenn sie als ernster Auftrag verstanden wird.

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