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Vergnüglicher Roman zur Weltverbesserung

Von Klaus Buttinger   17.August 2019

Konrad Sammer (52), abgeklärter bis abgehalfterter Journalist, hat schon viel gesehen, aber so etwas noch nicht: Da verwandelt sich ein Mann vor seinen Augen in einen stattlichen Baum – mitten auf einem Zebrastreifen. Die Story um den Baummenschen macht Sammer berühmt. Bis nach Afrika reicht sein Ruf. Dorthin eingeladen, beobachtet er, wie eine Hütte aus dem Nichts auftaucht und ein hungerndes Dorf mit Speis und Trank versorgt. Höchst seltsam. Noch seltsamer ist, dass in Sammers Kopf plötzlich eine Stimme auftaucht, die ihm suggeriert, er sei ein Auserwählter, ein Prophet. Ja, und dann brennt auch noch die Forsythie in Sammers Garten und erinnert an das Dornbusch-Gleichnis in der Bibel.

Jemand – ist es Gott? – oder etwas – sind es Halluzinationen? – spukt in Sammers Denkstube herum und verleitet ihn zu einem bis dahin undenkbaren Aktionismus. Sammer stößt damit einen weltweiten Wandel an: weg von jedermanns Gier, die laut Mahatma Gandhi die Welt ohnehin nicht bedienen kann, – hin zu einer friedlichen, sozial ausgewogenen und klimagesunden Kugel.

Für Sammers engstes Umfeld ist es wenig überraschend, dass er das Ungewöhnliche anzieht. Sein Erdenleben begann mit einem Tusch. Just in jenem Augenblick, als er aus der Mutter schlüpfte, schlug ein Blitz ins Haus ein und traf den Säugling. Auf dessen Popo prangt seitdem eine "wunderschöne, verästelte Narbe". Ein Zeichen des Teufels? Wer weiß? Als Vorsichtsmaßnahme flößte man dem Knaben jeden Morgen einen Schluck Weihwasser ein. Hilft’s nix, schadet’s nix, befand die Großmutter.

Unterhaltung mit Tiefgang und Aktualität

Der Wahl-Ansfeldner Hermann Knapp (55) hat ein Schreibhändchen für Unterhaltung mit Tiefgang und Aktualität. Dabei scheut er sich nicht, die drängendsten Fragen der Zeit kritisch anzusprechen. "Der Auserwählte" ist Knapps bisher reifster Roman, er verarbeitete darin sein Theologiestudium auf herzeigbare und humorige Weise. Dass sein Sprachrepertoire mehr der Verständlichkeit denn der Brillanz zugeneigt ist, tut der guten Sache keinen Abbruch. Schließlich geht es um nichts anderes, als mit einem Lächeln im Gesicht die Welt zu retten, und das sollten wir doch alle – irgendwie.

Hermann Knapp: „Der Auserwählte“, Verlag Wortreich, 424 Seiten, 15,90 Euro

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20. April 2024