Verdis Hauptwerk "Rigoletto" als Haupt-Werk-Spektakel
Bregenzer Festspiele: Regisseur Philipp Stölzl erweist sich wieder als Meister des massentauglichen Überwältigungsbildes
Mit einem gigantischen Haupt als zentralem Bühnenelement lieferte Regisseur Philipp Stölzl am Mittwoch bei der Eröffnungspremiere der Bregenzer Festspiele von Verdis Rigoletto das fraglos größte Spektakel am See seit Jahren ab. Dieser Rigoletto hat eine neue Zeitrechnung bei der Bühnentechnik in Bregenz eingeläutet.
Stölzl ist als Grenzgänger zwischen Videoregie und Bühneninszenierungen, Werbeclips und Filmarbeiten ("Der Medicus") ein Meister des massentauglichen Überwältigungsbildes. Für Bühne und Licht co-verantwortlich, ließ seine Inszenierung staunen und wurde vom Premierenpublikum einhellig bejubelt.
Der gut 13 Meter hohe Clownskopf in der Bühnenmitte erweist sich bereits mit den ersten Klängen der Ouvertüre als hochflexibles Gestaltungselement zwischen überdimensionaler Parabel auf das Libretto, origineller Spielfläche und Effektgenerator. Frappant, welche Vielzahl an Gesichtsausdrücken, welchen mimischen Reichtum diese Bühnenskulptur zu leisten imstande ist.
Zugleich überzeugt Stölzls Rigoletto auch, weil das Spektakel kein Selbstzweck bleibt, sondern zumeist stimmige Übersetzung des inneren Sinnzusammenhangs des Stückes ist. Letztlich ergeben sich nur zwei Kritikpunkte an dieser Verdi-Interpretation: In den leiseren Passagen muss man den einen oder anderen Ton der Hydraulik in Kauf nehmen. Und ein Nebeneffekt dieses Feuerwerks an Bildgewalt ist, dass das gute Sängerensemble gegen diese Macht der Wirkung einen schweren Stand hat.
Dabei wüssten allen voran Vladimir Stoyanov als sichere Bank in der Titelrolle und Melissa Petit als seine Tochter Gilda mit reifem Sopran auch ohne Pomp mit ihren sängerischen Fähigkeiten zu überzeugen.
Fazit: Ein Spektakel mit hohem Schauwert.
Bregenzer Festspiele: Premiere "Rigoletto", Seebühne, 18.7.