Uraufführung von Ebner-Ebschenbachs "Die Totenwacht" in Linz
LINZ. Die mit einem Nestroy ausgezeichnete Regisseurin Sara Ostertag inszeniert „Die Totenacht“ von Marie von Ebner-Eschenbach in Linz. Sie hat den Text für die Bühne adaptiert. Amadeus-Gewinnerin Clara Luzia zeichnet für die Livemusik verantwortlich. Premiere ist am Sonntag.
Während die Erzählungen Marie von Ebner-Eschenbachs als Schullektüre zunehmend an Bedeutung verlieren, erkundet die Literaturwissenschaft neue Ecken der Autorin, etwa ihre Beschäftigung mit Frauenschicksalen des 19. Jahrhunderts. In diese Kerbe schlägt auch die Adaption der Prosaerzählung "Die Totenwacht", die am 26. Jänner unter der Regie von Sara Ostertag Uraufführung in Linz feiert. Ihre Großmutter bezeichnete Ebner-Eschenbach einst als eine der "grauslichsten und schönsten Erzählerinnen", erzählte Regisseurin Sara Ostertag bei der Pressekonferenz am Dienstag in Linz. Während sie in jungen Jahren die Begeisterung für die Autorin nicht teilen konnte, erkennt Ostertag nun zunehmend den Wert im feministischen Ton Ebner-Eschenbachs, der auch in "Die Totenwacht" deutlich wird.
Die Handlung erstreckt sich über nur eine Nacht; ein "altes Mädchen" hält Totenwache am Sarg seiner Mutter. Unvermittelt tritt Georg Huber in den Raum, den die Protagonistin aus Kindheitstagen kennt und mit dem sie ihre ganz eigene Geschichte hat: Unterdrückung, Vergewaltigung, Schwangerschaft, Tod des Kindes. Nun, am Totenbett der Mutter kann sie alles aussprechen, was sie zuvor nie konnte. Es kommt zu einer Katharsis für die Frau und sie schafft es, sich aus ihrer Opferrolle zu befreien - denn Georgs Heiratsantrag, der seine Schuld tilgen soll, lehnt sie ab.
Besetzt ist die Theaterversion von Ebner-Eschenbachs Prosastück mit drei Hauptdarstellerinnen - 35, 23 und neun Jahre alt. Sie entführen in die Erinnerungen des "alten Mädchens" und stellen ihre Geschichte, ihre Perspektive, ihre Stimme dar. Dabei wurde in der Adaption auch viel von den Schauspielern mitentwickelt, die teils auch ihre eigenen Dialekte einbauen konnten. Und auch wenn die Kostüme Ebner-Ebschenbachs Zeit widerspiegeln, bringt die neunjährige Schauspielerin das Jetzt mit auf die Bühne.
Ostertags Schwerpunkt liegt darauf, assoziative Bilder zu zeichnen: nicht nur mittels Text, sondern auch mit Tanz und Musik. Die Nestroy-Preisträgerin, die seit 2015 auch die künstlerische Co-Leitung des Theaterfestivals Schäxpir innehat, will nachzeichnen, wie sich die Szene für die Protagonistin angefühlt haben könnte. Dabei strukturieren die Lieder der Singer-Songwriterin Clara Luzia die sich über eine knappe Stunde erstreckende Handlung.
Uraufführung des Prosastücks ist am 26. Jänner auf der Studiobühne Promenade des Landestheaters Linz. Weitere Aufführungen: 8., 19., 25. Februar, 7., 14., 21. März 2020, jeweils 20.00 Uhr, Infos unter www.landestheater-linz.at
"Uraufführung von Ebner-Ebschenbachs "Die Totenwacht" in Linz": Tippfehler in der Headline find' ich immer besonders amüsant und zugleich traurig. Insbesondere, wenn dabei ein Name verschandelt wird.
Die richtige Schreibweise eines Namens hat für mich etwas mit Respekt zu tun.