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Tödliche Familienaufstellung

Von Michael Wruss, 16. Dezember 2020, 00:04 Uhr
Tödliche Familienaufstellung
Vera-Lotte Boecker (Fusako Kuroda) und Bo Skovhus (Ryuji Tsukazaki) Bild: Pöhn

Henzes großartiges „Das verratene Meer“ in leerer Staatsoper.

Hans Werner Henzes Oper "Das verratene Meer" nach Yukio Mishimas Roman zeigt die Hin- und Hergerissenheit des pubertierenden Noboru, der einerseits seit dem Tod des Vaters ganz auf die Mutter fixiert ist und andererseits sich einer fragwürdigen Gang anschließt, die in jugendlich-politischem Eifer auch zu Gräueltaten – schließlich zum Mord – bereit ist.

Das Fass zum Überlaufen bringt der Seemann Ryuji, mit dem Noborus Mutter Fusako den zweiten Frühling erhofft, der aber als neuer "Vater" die fragile Situation vollends sprengt.

Jossi Wieler und Sergio Morabito inszenieren in der düsteren, aber sehr flexiblen und aussagekräftigen Ausstattung von Anna Viebrock ein minutiös offengelegtes Familiendrama, in dem Sexualität und in gewisser Weise auch Homoerotik genauso ihren Platz finden wie die alltägliche, als unerträglich erlebte Welt des Adoleszenten, der sich seinen Platz erst erkämpfen muss.

Vielfältige Klangfarben

Henzes Musik spielt sich überwiegend im dicht instrumentierten großen Orchester ab, die in seiner engmaschig gewebten Faktur beinahe Wagner’sche Ausmaße annimmt. Dirigentin Simone Young und das Staatsopernorchester nutzen die vielfältigen Klangfarben weidlich aus. Überzeugend auch das junge Ensemble, das großteils aus Staatsoperndebütanten und Mitgliedern des Opernstudios zusammengesetzt war. Etwa Erik Van Heyningen als der Anführer "Nummer eins", Countertenor Kangmin Justin Kim als "Nummer zwei", Stefan Astakhov und Martin Häßler als Nummer vier und fünf. Die "Nummer drei" ist Noborus Bandenname, und der fand in Josh Lovell einen stimmlich und schauspielerisch höchst überzeugenden Interpreten.

Die einzigen "Erwachsenen" waren mit Vera-Lotte Boecker (Fusako) und Bo Skovhus (Ryuji) bestens besetzt. Beide überzeugten als Sänger und intensive Singschauspieler.

Zu sehen ist der Stream der Produktion am 21. Dezember auf play.wiener-staatsoper.at.

Fazit: Eine ungemein starke Produktion, die zumindest den Versuch unternommen hat, Henzes "Verratenes Meer" aus der Versenkung zu holen.

Staatsoper: Premiere von Hans Werner Henzes Oper "Das verratene Meer", 14. 12.

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Autor
Michael Wruss
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