Thomas Feichtners Liebe zu den Dingen
Der international gefragte Designer zeigt in den Linzer Promenaden Galerien seine Arbeiten.
Ob es Sessel, Obstschüssel, Lampe oder Regenschirm-Ständer sein soll – "was ich schon immer hatte, ist die Liebe zu den Dingen", sagt Thomas Feichtner. Mit dieser emotionalen Grundausstattung steht der Linzer Design-Star vor seinen Studierenden an der FH Joanneum in Graz, wo er Chef der Design-Lehrgänge ist. Parallel zu seinen unzähligen Projekten – von Auftraggebern wie Adidas bis Thonet und LG Electronics – lehrt der 50-Jährige derart leidenschaftlich, dass man sich fragt, woher der Mann diese Energie nimmt. Dass ihm Kategorien wie "Work-Life-Balance" fremd sind, mag eines seiner Geheimnisse lüften. Work bedeute auch immer Life – und umgekehrt. Feichtner: "Wer nicht liebt, was er tut, für den wird es langfristig schmerzhaft."
Klare und vielfältige Sprache
Zusammen mit Kunstuni-Rektorin Brigitte Hütter schlenderte Feichtner gestern durch die Präsentation seiner Arbeiten in den Linzer Promenaden Galerien. "Sein Design spricht eine gleichsam klare wie vielfältige Sprache und erreicht dadurch die unterschiedlichsten Menschen. Als Absolvent und früherer Lehrender ist Thomas Feichtner ein wertvoller Botschafter für die Kunstuniversität Linz", sagt Hütter. Feichtner habe damals die Angewandte in Wien und die Linzer Kunstuni in Betracht gezogen, "und die Angewandte war das blanke Chaos – in Linz war alles sauber und aufgeräumt, deshalb wollt ich eben in Linz Industriedesign studieren."
Er habe alles ausprobiert, was die Uni hergab – von Malerei bis Film/Video bei Janusz Kondratiuk. Warum er sich dennoch nicht als freischaffender Künstler ausprobiert hat, liege daran, "dass es ein hartes Pflaster ist, erst recht ein brutal kapitalistisches, auf dem nicht bloß die Regeln der Kunst gelten, sondern alles folgt dem Fluss des Geldes – noch gnadenloser als in der Architektur oder im Produktdesign." Die Kenntnisse über Kunst erleichtern ihm heute das Aufstöbern konzeptioneller Tiefe. Feichtner spricht auch von der "Intelligenz der Dinge", die voraussetzt, Gegenstände so zu gestalten, dass sie nicht unbedingt auf dem ersten Blick überzeugen, sondern in einem Kreislauf funktionieren. Es war auch Feichtner, der unter anderem der Firma TON in Bistritz am Hostein in Tschechien Möglichkeiten eröffnete. In zwei Standorten der Fabrik, die von Michael Thonet, dem Vater der Möbeldynastie, vor 150 Jahren gegründet wurde, wird Holz gebogen und gepresst. Feichtner hat diese beiden Techniken erstmals im "TRAM Chair" vereint.
Zum längst legendären "Linz Hocker" aus recyceltem Kunststoff habe ihn der frühere Kunstuni-Rektor Helmuth Gsöllpointner angestiftet. Basierend auf dessen "Forum Design" von 1980 hätte Linz zu Österreichs Design-Hauptstadt werden müssen. "Diese Chance hat Linz vergeigt, das ist nun Graz", sagt Feichtner. "Aber Linz hat sich blendend als Medienkunst-Zentrum etabliert. Die Stadt hat ihre zweite Chance genutzt."
Ein Porträt über Thomas Feichtner