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Strache und kritische Redakteure - "Die haben ihm halt nicht gefallen"

Von Helmut Atteneder   21.Mai 2019

Die FPÖ und die Medien – ein sehr ambivalentes Verhältnis, seit die Freiheitlichen im Dezember 2017 Regierungspartei geworden sind. Beliebtestes Angriffsziel war auch davor schon der ORF. Nach der Wahl feuerte Heinz-Christian Strache massiv auf Generaldirektor Alexander Wrabetz und zahlreiche Redakteure und Moderatoren. Allen voran ZiB-Anchorman Armin Wolf, den Strache in einem Facebook-Post der Lüge bezichtigte. Susanne Schnabl ("Report") wurde von Herbert Kickl wegen ihrer "unhöflichen" Fragen gerügt.

Der eilig nach der Wahl installierte Stiftungsratschef Norbert Steger (ehemaliger FPÖ-Vizekanzler, Anm.) richtete den Auslandskorrespondenten aus, er werde "ein Drittel streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten".

Ex-FP-Bezirksrätin im ORF

Auch in der Führungsetage des öffentlich-rechtlichen Medienriesen auf dem Wiener Küniglberg gab es bereits eine einflussreiche – und FP-nahe – Personalie. Kathrin Zierhut, ehemals FPÖ-Bezirksrätin im 15. Gemeindebezirk in Wien, leitet seit 2. Mai die ORF-Hauptabteilung "Strategische Planung und Administration".

Heinz-Christian Strache philosophierte im Ibiza-Video von der Privatisierung eines Senders und einer "Übernahme" der Kronen Zeitung. Welche Medienstrategie hat die FPÖ verfolgt? Während Sitftungsrats-Chef Norbert Steger auf Tauchstation ist, sprach FP-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein mit den OÖNachrichten. Wenn auch nur widerwillig.

OÖNachrichten: Herr Jenewein, der angedachten Privatisierung des Medienriesen ORF sowie der Abschaffung der von Ihnen als Zwangsgebühren titulierten GIS-Beiträge fehlt jetzt jegliche politische Schubkraft. Welche Auswirkungen hat das Desaster Ihrer Partei auf Ihre Arbeit?

Jenewein: Das ist jetzt so, wie wenn gerade ein Blitz in ein Haus eingeschlagen hätte und das Haus brennt – und Sie fragen, was wir mit dem Keller machen.

Sie sind für den Keller – die Medienpolitik – in der FPÖ als Sprecher zuständig.

Der Herr Strache ist ja nicht mehr Parteiobmann. Wir haben einen neuen Parteiobmann, und zur Stunde ist mir nicht einmal klar, ob wir Regierung oder Opposition sind. Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass kein Mensch jemals angedacht hat, dass wir den ORF privatisieren. Ich weiß nicht, woher Sie das haben.

Heinz-Christian Strache sagt in dem Ibiza-Video unter anderem: "Würden wir in einer Regierungsbeteiligung sein, würden wir uns sogar vorstellen können, einen Sender zu privatisieren."

Na ja …

Strache dachte auch laut darüber nach, dass "drei, vier Leute in der Krone abserviert" werden müssten. ORF-Stiftungsrats-Chef Norbert Steger äußerte sich ähnlich über einen Teil der ORF-Auslandskorrespondenten, wenn diese sich nicht korrekt verhalten würden. Warum ist eine Einflussnahme in die Personalpolitik der Krone und des ORF Ihrer Partei so wichtig?

Da müssen Sie den Herrn Strache fragen, was er mit der Kronen Zeitung gemeint hat. Faktum ist, dass die Krone momentan vor einer feindlichen Übernahme steht (durch den Immobilieninvestor René Benko, Anm.) und sich intern dagegen wehrt. Das ist ja nichts, was rein aus den Gedanken vom Herrn Strache oder sonst wem kommt. Das sind ja reale Dinge.

Herr Benko ist aber keine vermeintliche russische Oligarchennichte.

Welchen Unterschied sehen Sie da?

Herr Benko wird wohl kaum so agieren können, wie es Strache im Video angekündigt hat.

Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.

Warum also sind der FPÖ genehme Redakteure in Krone und ORF so wichtig?

Na ja, die haben ihm halt nicht gefallen. Sie werden von mir jetzt keine Kommentierung zum Video von Herrn Strache hören. Das interessiert mich jetzt nicht. Das ist für mich Vergangenheit. Das Einzige, was mich interessiert, ist, wie es jetzt weitergeht mit der Innenpolitik in diesem Land. Warum der Herr Strache vor zwei Jahren im Suff gemeint hat, er will drei oder vier Krone-Redakteure entlassen, dazu müssen Sie ihn fragen.

Ist die aktuelle Entwicklung nicht ein Beweis dafür, wie notwendig ein unabhängiger geführter öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Österreich ist?

Das hat ja nie jemand in Frage gestellt. Faktum ist, dass der ORF ein Medienunternehmen ist, bei dem es an vielen Ecken krankt. Unter anderem auch daran, dass es keine äquidistante Berichterstattung gibt. Das ist kein Befund, der nur von mir kommt. Dass der ORF unabhängig bleiben soll, das hat niemand in Frage gestellt. Dass der ORF nicht unbedingt damit zufrieden ist, dass man sich andere Finanzierungsformen überlegt, ist mir klar. Wenn man weiß, dass es dort ein jährliches Durchschnittseinkommen von 110.000 Euro gibt, dann weiß man auch, worum es geht. Da geht es darum, dass viele sich ihre Pfründe erhalten wollen.

Viele haben die Berichterstattung des ORF in der "Ibiza-Affäre" als ausgewogen und professionell erlebt. Sie auch?

Also, die Berichterstattung vom ORF habe ich mir nur am Rande angesehen. Der ORF ist in Summe mehr als die Berichterstattung über einen Nachmittag lang. Das wäre extrem unseriös zu sagen, der ORF macht eine gute Berichterstattung, und damit sind alle Probleme gelöst. Das ändert ja nichts an der Tatsache, dass wir im Jahr 2018 450 Millionen an Personalkosten dort haben. Mir geht es immer um den Problemfall ORF als Ganzes.

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