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Sterben für die Fantasie vom "Endsieg"

Von Nora Bruckmüller, 29. Jänner 2022, 00:04 Uhr
Sterben für die Fantasie vom "Endsieg"
Einblick in die Stollen Bild: Hengster Prod.

"Lager des Schreckens" (heute, 20.15 Uhr, ORF 3) beleuchtet das KZ Ebensee.

34 Kilogramm wogen sie damals im Durchschnitt. Um die 16.000 Inhaftierte zählte man im KZ Ebensee am 5. Mai 1945, die am Tag darauf befreit wurden. Manche seien vor das Tor gegangen, erinnert sich ein Zeitzeuge im TV-Film "Lager des Schreckens". "Sie haben es nicht mehr begreifen können, sind zusammengebrochen und haben ihr Leben in Freiheit abgegeben." Davor mussten 8745 Menschen im KZ Ebensee sterben. Den Grund arbeitet Andreas Kurz in seiner Regiearbeit umfangreich auf (heute 20.15, ORF 3, danach auf tvthek.orf.at).

Stollen für die "Wunderwaffen"

Im Kern resultierten die Gräuel aus einem "Hirngespinst", an das sich die NS-Führung klammerte: den "Endsieg". Das KZ Ebensee sollte ihn mit sichern. Die Alliierten hatten 1943 die Raketenforschung in Norddeutschland beschossen, wo Wernher von Braun (1912–1977) an einer "Wunderwaffe" arbeitete, der "V2"-Rakete. Man beschloss, Forschung und Entwicklung unter Tage zu verstecken. Die Stollen schlugen ab 1944 Tausende Deportierte in den Dachsteinkalk. Benutzt wurden sie nie. Mehr als ein Jahr lang arbeitete Kurz (41) mit seinem Produzenten Mario Hengster aus Timelkam an seiner Doku – die erste, die sich umfassend mit dem geheimen Rüstungsprojekt "Zement" befasst, speziell mit seinen Opfern, Überlebenden, Zeugen.

Wolfgang Quatember, Leiter des "Zeitgeschichte Museums Ebensee", stellte Videointerviews mit Überlebenden zur Verfügung, die unter die Haut gehen. Gegenüber montiert Kurz Erinnerungen wie von Franziska Feichtinger, die als Mädchen in einen KZ-Trupp stolperte. "Das sind doch auch Menschen", dachte sie sich. "Denn uns wurde eingedrillt, es seien keine."

Sterben für die Fantasie vom "Endsieg"
Andreas Kurz (li), Mario Hengster Bild: Hengster Prod.

Kurz und seinem Team gelang es, viele solche Augen öffnende Geschichten zutage zu fördern. Die Recherchen in Prag zu jener des Überlebenden Drahomir Barta gipfelten sogar in einem Coup für die Quellenforschung: Im Privatarchiv des Lagerschreibers fand sich der originale Briefwechsel mit dessen späteren Frau Vera im KZ Auschwitz. Als Lagerschreiber gelang es Barta, unzensierte Briefe auf Tschechisch seinen Eltern zu schicken, die zur Brücke für jene von Vera aus Auschwitz wurden – in einer Zeit, in der KZ-Häftlinge an sich von ihren Familien isoliert waren.

Kurz hatte auch einen sehr persönlichen Grund für seinen Film. Seine Großmutter wuchs teils im Gasthaus "Zur Ebensee" (später "Ebenseer") auf, was ihm wunderbare Erinnerungen schenkte.

Als ihm die Dimensionen der Stollen bewusst wurden, "hat mich das härter getroffen als jemanden, dem der Ort fremd ist. Bekommt man so eine Jugendidylle präsentiert, schaut man genauer hin."

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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