Staatspreisträger Jancar: "Gute Nachricht in dieser schwierigen Zeit"
WIEN/LJUBJLANA. Der 71-jährige slowenische Autor Drago Jancar erhält den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2020.
Die APA erreichte ihn am Mittwoch kurz nach der Bekanntgabe per Mail in seinem Home-Office in Ljubljana. Von dort schickte er folgendes Statement: "Eine gute Nachricht für mich in dieser schwierigen Zeit. Die Zeiten sind so besorgt, dass alles auf der Welt weitaus wichtiger ist als die Literatur. Dennoch hat die Literatur immer von dem armen Menschen gesprochen, seiner Verletzlichkeit. Aber auch über Trotz", schreibt der neue Staatspreisträger.
"Was für ein Zufall: Vor einigen Tagen brachte ein Postbote Kopien einer französischen Übersetzung meines Romans 'Der Galeerensträfling'. Darin widersetzte sich mein Held Johannes Ott im 16. Jahrhundert der Inquisition, floh vor den Menschen und vor der Pest, die Europa verschlang. Bis zum letzten Satz des Buches hält mein lieber Johannes seine Vitalität am Leben. Ich habe diesen Roman geschrieben als ich jung war, und die Pest war nur in Literatur- und Geschichtsbüchern zu Hause. Jetzt ist plötzlich alles um uns herum. Mein Held bedient sich an Medikamenten dieser Zeit, Knoblauch, Kräutern und Wein. Er sagt es nur am Ende, und dies ist der letzte Satz im Buch: 'Ich werde am Morgen nüchtern sein und es wird keine dieser verdammten Träume mehr geben.' Ich hoffe wirklich, dass wir bald aus diesen seltsamen Träumen aufwachen. Und wir werden uns wieder auf das Leben und die Literatur freuen", schließt Drago Jancar.