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Sprachlust und Melancholie

Von Christian Schacherreiter   07.August 2020

Im Vorwort zu seinem neuen Buch "Lautlöslich" bekennt sich Alfons Krieglsteiner zu seinem "Mitteilungsdrang". Er lebt ihn nicht nur als Journalist aus, sondern auch als Lyriker. Das Gedicht ist allerdings eine ganz andere Kommunikationsform, keinem bestimmbaren Adressaten zugeordnet, eher ein veröffentlichtes Selbstgespräch. Für "Lautlöslich" hat Krieglsteiner 88 Gedichte aus seinen letzten zwanzig Schaffensjahren ausgewählt, sozusagen eine Best-of-Sammlung erstellt.

Dass die Texte aus unterschiedlichen Phasen kommen, erklärt vermutlich die großen stilistischen Unterschiede. Da gibt es visuelle Texte in der Nachfolge der konkreten Poesie, überhaupt viel Sprachspielerisches und Lautmalerisches, denn Krieglsteiner liebt, wie er selbst sagt, "das lautlösliche Spiel mit der Sprache, ihrem Rhythmus und sinnlichen Klang". Andere Gedichte wiederum erinnern an den Expressionismus, seinen Hang zum strengen Versmaß und zur drastischen Metapher: "Von Osten rittert hoch zu Ross die Nacht / die ersten Sterne sondern vom Gemächte / des Himmels ihre gelben harten Zacken (…)".

Themen und Motive sind ähnlich breit gestreut wie die formalen und sprachlichen Verfahrensweisen. Manchmal sind es Momentaufnahmen aus dem Alltag, die aber durch die lyrische Gestaltung etwas Fremdes, ja Surreales bekommen. Manches Traumbild findet man, Erinnertes, Befürchtetes. Natur wird meist mit Assoziationen von Vergänglichkeit und Verfall thematisiert, bis hin zu apokalyptischen Bildern. Nicht ohne Grund stehen am Schluss der Sammlung Alfons Krieglsteiners lyrische Reaktionen auf Corona. "Dieser Tage / geht zu Ende / das Goldene Zeitalter." So spielerisch und formverliebt viele Gedichte wirken, die Grundhaltungen des Autors sind Zweifel und Melancholie.

Alfons Krieglsteiner: "Lautlöslich. Mit eigenen Worten", Bayerverlag, 97 Seiten, 14 Euro

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20. April 2024