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Spektakuläres Maschinenwunderwerk

14. September 2019, 00:04 Uhr
Spektakuläres Maschinenwunderwerk
Wuchtiges Überwältigungstheater von Regisseur Ulrich Rasche zum Auftakt: "Die Bakchen" (in der Mitte Franz Pätzold als Gott Dionysos). Bild: APA

"Die Bakchen": Viel Applaus für die erste Premiere des Burgtheater-Direktors Martin Kusej.

Eine Gruppe halbnackter junger Menschen brüllt: "Wir holen uns dieses Land zurück!" Die rhythmisch Marschierenden klingen entschlossen: "Diese Stadt gehört uns!" So klingt es, wenn griechisches Theater in den Dienst einer aktuellen politischen Warnung gestellt wird.

"Die Bakchen" eröffneten am Donnerstag die neue Burgtheater-Saison. Zum Auftakt stellt der neue Chef Martin Kusej das Spektakulärste vor, das es derzeit auf deutschsprachigen Bühnen zu sehen gibt: Ulrich Rasche verbindet rhythmisches Sprechen und ständige Bewegung in technisch extrem aufwendigen mechanischen Konstruktionen, deren Realisierung nur wenigen, mit entsprechenden Budgets ausgestatteten Theatern vorbehalten ist.

Rasche begeisterte schon an dem von Kusej zuvor geleiteten Haus, dem Münchner Residenztheater, ebenso wie im Vorjahr bei den Salzburger Festspielen. In Wien war sein wuchtiges Überwältigungstheater bisher noch nie zu sehen.

Rasche konzentriert und komprimiert das Geschehen auf drei große, in Höhe und Neigung verstellbare Laufbänder. Mittels Drehbühne und Hydraulik lassen sich so unterschiedlichste Konstellationen schaffen. An beeindruckenden Theaterbildern herrscht kein Mangel in dieser dreieinhalbstündigen Inszenierung.

Rasches Theater setzt aber nicht nur auf Optik, sondern auch auf Rhythmik. Schlagwerkerin Katelyn King gibt auf der rechten Bühnenseite den Takt an, links ist ein kleines Streicher-Ensemble postiert, dazu greifen auch ein Tenor und ein Bariton gelegentlich in das musikalische Geschehen ein.

Dass es dabei praktisch keine Atempause gibt, zählt zum Konzept. Es geht voran. Unablässig wird vorwärtsgeschritten. Der Abgrund ist mitunter nur einen einzigen Schritt entfernt. Das funktioniert mit dem überwiegend aus Studierenden des Max Reinhardt Seminars und der Musikuni Wien gebildeten Chor ausgezeichnet. Bei den Protagonisten, bei denen es in diesem Konzept, das auf Einheit und Geschlossenheit setzt, kein Miteinander, kein Gegeneinander, sondern nur ein Nebeneinander gibt, ist das schon problematischer.

Politische Konfrontation

Rasche hat in seiner gemeinsam mit dem Dramaturgen Sebastian Huber erstellten Stückfassung alles auf eine politische Konfrontation zugespitzt: Gott Dionysos (Franz Pätzold als aasiger, siegessicherer und mitunter zynischer Jüngling) ist ein Verführer mit Sendung und Sendungsbewusstsein, der von seinen begeisterten Anhängern unbedingte Gefolgschaft statt eigenständiges Denken einfordert. Thebens Herrscher Pentheus (Felix Rech bleibt unauffällig und ohne Willen zur Macht) dagegen argumentiert rational und verweist auf die Errungenschaften des geordneten zivilen Zusammenlebens. Martin Schwab als Pentheus’ Großvater Kadmos und Hans Dieter Knebel als Seher Teiresias wirken in dieser Konstellation wie verlorene Überreste einer untergegangenen Epoche.

Großer, wohlwollender Applaus, wenngleich in den Jubel nicht alle einstimmen wollten. (apa)

Fazit: Technisch extrem aufwendiges und mitreißend rhythmisches Theaterkonzept.

"Die Bakchen", Regie und Bühne: Ulrich Rasche. Premiere: 12. September, Wiener Burgtheater; Termine: 16., 19., 22.9, 2., 5., 6.10. Karten: Tel. 01 / 513 1 513, www.burgtheater.at

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1  Kommentar
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GunterKoeberl-Marthyn (17.946 Kommentare)
am 25.04.2021 21:48

Wir spielen für Österreich vom ORF III hat mir ein Kulturjahr geboten, was ich noch nie erlebte. Von Oper, Musical und Schauspiel wurden die besten Leistungen gezeigt. Zum Glück gibt es noch die ORF Theke, denn "Die Bakchen" musste ich mir auf 3 Teile aufteilen, welches 400 vor Christi geschrieben wurde und damals den 1. Preis beim Wettbewerb in Athen bekommen hat! Intendant Kusej leitete vorher das Münchner Residenztheater wo ich das Glück hatte das Stück "Der Streit" sehen zu können, da ging ein Stern auf, eine neue Welle des Theaters war geboren. Dem Kritiker muss ich entgegen halten, dass Felix Rech ebenbürtig mit Gott Dionysos Franz Pätzold den Herrscher Pentheus von Theben gespielt hat! "Rotz und Wasser" wurde in dieser Inszenierung geschwitzt, das TV zeigt einmal deutlich die enorme Leistung. Von der Regie über Technik und das grandiose Ensemble bis hin zu der Musik, zum Wort genau passend, auch die zwei Sänger sind zu erwähnen. Für jeden Handgriff Hochachtung und Respekt!

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