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Shakespeares Intrigantenstadel im Dauerfeuer der Dialoge

Von Peter Grubmüller   11.Mai 2019

William Shakespeare hat für seine bei Sommertheatern bis zum Abwinken gespielte Komödie "Viel Lärm um nichts" eine verworrene Kuppel- und Intrigenshow ausgeheckt. Diese Fassung wollte Autor, Musiker und Regisseur Gernot Plass im Linzer Theater Phönix nicht wie üblich stehen lassen und dichtete raffiniert heutig daran herum. Am Donnerstag hatte seine Version eines ausgewachsenen spanisch-italienischen Mafia-Wickels Premiere – wie bei Shakespeare auf einer prächtig arrangierten Arenabühne im Stile eines sizilianischen Lustschlosses (Bühne/Ausstattung: Alexandra Burgstaller).

Prinz Pedro von Aragorn kehrt mit seinen Spezis Benedikt und Claudio nach irgendeinem Krieg beim alten Leonato ein. Der Kerl ist nicht bloß Gouverneur des sizilianischen Sündenpfuhls Messina, sondern auch Vater der verführerischen Hero. Pedros zwiderer Halbbruder Don Juan hängt in der Nähe der Bagage herum, während sich Claudio in Hero verknallt, seine Liebe bei einem Maskenball gesteht – und sogar der überzeugte Junggesellen-Macho Benedikt bei Heros Cousine Beatrice weich wird.

Eine Finte Don Juans soll das Liebesglück zerfleddern – "ich bin lieber Brennnessel im Dickicht als Rose in meines Bruders Gunst", sagt er bei Shakespeare. Das Text-Tuning von Plass dampft nicht nur die Monologe zu delikaten Wortspielen ein, es korrigiert die zarten Frauenfiguren zu Feministinnen und wehrt sich gegen das Genre: Don Juan widert die Leichtigkeit der Komödie an. Blut muss fließen.

Geistreiches und Preiswerteres fliegen im Dialog-Stakkato durch den Raum. Die Rasanz setzt enormes Gespür für Timing voraus – und das brillierende Ensemble lässt Plass in keinem Moment hängen. David Fuchs (Don Pedro) und Marion Reiser (Don Juan) sind großartig als manipulative Dämonen gegenüberliegender Pole. Tom Pohl hat mit Leonato eine seiner Glanzrollen gefunden, und Felix Rank bewältigt Claudios Fallhöhe vom verknallten Bubi zum rachelustigen Mafia-Killer ohne Blessuren. Markus Hamele steht der Benedikt-Macho genauso gut wie das angestrengte Werben um Beatrice, die Elisabeth Veit mit stufenloser Suffragetten-Attitüde auf die Bühne stellt. Nadine Breitfuß gibt sich als Hero hin und packt um nichts weniger überzeugend zu. Adrian Hildebrandt hält der verlotterten Rasselbande als Pater und Postbote den Rücken frei. Zwei Stunden entfesselte Komik, unterlegt mit Gernot Plass’ musikalischen Preziosen, langer Applaus.

Fazit: Ein Abend, der Shakespeares Vorlage unverbeult runderneuert: schnell, scharf, sinnlich.

Theater Phönix, Linz: "Viel Lärm um nix!", Komödie, frei nach William Shakespeare von Gernot Plass. Premiere: 9. Mai. Termine: 11., 12. Mai, 14.-19. Mai, 29. Mai-2. Juni, 5.-9. Juni, 12.-14. Juni, 16.-21. Juni. Info/Karten: www.theater-phoenix.at, 0732/66 65 00

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