Rechnungshof zerlegt Heeresgeschichtliches Museum
"Zahlreiche und gravierende Mängel": 90 Kritikpunkte an Museum und Verteidigungsministerium.
Ein gestern vorgelegter Rechnungshofbericht attestiert dem Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) eine Reihe schwerer Missstände. 90 Empfehlungen an das Museum in Wien sowie das Verteidigungsministerium werden aufgelistet.
Zu den Kritikpunkten zählt etwa das "Nichtbeachten rechtlicher Vorschriften" und das "Fehlen eines gesamthaften wirtschaftlichen Überblicks", dazu kommen Missstände im Bereich der Sammlungen sowie das Fehlen von "Compliance-Bewusstsein". Weiters kritisieren die Prüfer "die unzureichende Wahrnehmung der Dienst- und Fachaufsicht durch das Ministerium". Kritik wird am Umgang mit der HGM-Sammlung geübt. Das Haus verfüge über "keinen gesamthaften Überblick über seinen Sammlungsbestand", da seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs keine vollständige Aktualisierung des Inventars erfolgt sei. Teile des Sammlungsbestands seien nicht auffindbar, darunter drei Briefe von Egon Schiele aus dem Frühjahr 1918. Weiters fehle in der Sammlung "Waffen und Technik" ein Gesamtüberblick über den Sammlungsbestand an Panzern und anderem Großgerät.
- Video: Der Rechnungshof kritisiert die Verwaltung des Museums und macht 90 Verbesserungsempfehlungen, die Verteidigungsministerin Tanner (ÖVP) umsetzen will.
In den Depots am Garnisonsstandort Zwölfaxing sind die Prüfer auf mehrere Bunker, gefüllt mit Panzerersatzteilen unbekannter Herkunft, gestoßen. Auffallend sind auch die Krankenstände. "Diese betrugen im Schnitt im Zeitraum 2014 bis 2018 zwischen 27 Tagen und 52 Tagen pro Person und Jahr." Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) reagierte auf die Vorwürfe: "Wir werden hier nicht tatenlos zusehen." Man werde die Direktion des Museums "in Kürze neu ausschreiben und beurteilen, welche weiteren Maßnahmen zu treffen sind".
Warum sollten Museumspanzer nicht in einer Kaserne genauso aufbewahrt werden, wie es mit den Panzern der Truppe auch gemacht wird? Die Personalnot in diesem Haus führte dazu, dass seit dem letzten Krieg in den endlosen Gewölben des Arsenals Unmengen an Artefakten lagern, die keine Chance auf Inventarisierung haben, weil dazu das Personal fehlt. Das erklärt auch alle Mängel, wo es um rechtzeitiges Anfordern von Genehmigungen geht. Man kann dieses Haus bürokratisch lahmlegen: Im Museum sieht man nichts Interessantes mehr, aber perfekt genehmigt ist es. So aber wird laviert und improvisiert, dass einem schwindlig werden kann. Zu allem Überdruss kritisiert der Rechnungshof, dass da so viele Vereine am Werk sind, die sich personell mit dem Haus überschneiden. Beamte des Hauses schrauben in ihrer Freizeit (!) als Vereinsmitglieder an alten Panzern herum, machen diese fahrbereit. Was international hoch geachtet wird. Der Staat zahlts ja nicht.