Plädoyer für eine "global-exotische" Kulturhauptstadt
Pianist David Wagner reagiert auf den Brief von Hannes Androsch, der das Proponentenkomitee verlässt
In einem offenen Brief an Elisabeth Schweeger, Intendantin von Salzkammergut 2024, hatte Hannes Androsch, Industrieller und Wahl-Altausseer, diese Woche seinen Ausstieg aus dem Proponentenkomitee der Europäischen Kulturhauptstadt 2024 erklärt (die OÖNachrichten haben berichtet).
Als Gründe hatte der 84-Jährige unter anderem das Programm angeführt, das "global-exotisch" sei und "überholte amerikanische Modeströmungen" beinhalte. Es mangle dem Programm "an jeglichem Verständnis für die Bedeutung dieser besonderen Region". Der in Linz lebende Pianist und Komponist David Wagner reagierte gestern mit einem offenen Brief an Androsch. "Wird man der Bedeutung der Region etwa nur gerecht, wenn ausschließlich regionale Protagonistinnen und Protagonisten zu Werke gehen, die keinerlei ,globale’ oder ,exotische’ Merkmale aufweisen?", fragt Wagner und erinnert an die Kulturhauptstadt Linz09, in der die Verantwortlichen ebenfalls für Kooperationen mit internationaler Künstlerschaft kritisiert worden seien: "Knapp 15 Jahre nach Linz09 wähnte ich das Missverständnis, dass der Titel ,Europäische Kulturhauptstadt’ gleichbedeutend sei mit ,Werkschau des lokalen Kulturschaffens’, längst ausgeräumt", schreibt er und fragt zudem, wie Androsch die von ihm erwähnten Projekte wie das Konzert des Bruckner Orchesters in Ebensee und eine Dauerausstellung zum Thema Salz in Bad Ischl mit "global-exotisch" in Verbindung bringe. Online lesen Sie den Brief von Wagner, der für das Kulturhauptstadt-Projekt "Sog’s uns, Soizkammerguat!" mit seinem Improtheater-Ensemble "WAGNER & CO" in Altaussee (26. 8. 2023) die Bevölkerung zu ihren Ideen und Anliegen befragt.