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"Penthesilea": Ein atemberaubendes und fulminantes Opernabenteuer

Von Michael Wruss   04.März 2019

Die atemberaubend direkte, sich auf das Wesentliche konzentrierende Inszenierung von Peter Konwitschny und die fulminante musikalische Umsetzung unter der Leitung von Dirigent Leslie Suganandarajah wurden mit Begeisterung aufgenommen. 1927 war die Oper von Othmar Schoeck in Dresden uraufgeführt worden.

Penthesilea, Königin der Amazonen, darf sich nur jenem Mann hingeben, den sie besiegt. Doch sie verliebt sich auf dem Schlachtfeld von Troja in Achill, sucht gezielt den Kampf mit ihm, unterliegt aber. Nun erkennt auch Achill seine Liebe. Gleichzeitig entfremdet sich Penthesilea immer mehr von der Realität. Als wahnsinnig von der Gesellschaft ausgegrenzt und die Königswürde verloren, zieht sie erneut in den Kampf und zerfleischt den sie liebend erwartenden und unbewaffneten Achill. Erst langsam erkennt sie ihre Tat und richtet sich selbst.

Bühne über Orchestergraben

Peter Konwitschny und Johannes Leiacker (Ausstattung) präsentieren das Drama auf einer blanken Fläche, die über den Orchestergraben ins Publikum hineinreicht und um die ein Teil des Publikums sitzt, unter das sich der Chor mischt. Dieser pendelt zwischen der Funktion des gebannten Zuschauers und des im Stück handelnden Volks. Auf der Bühne nur zwei Flügel, die wesentliches Element in Schoecks Orchestrierung sind, quasi als Alter Ego der beiden Protagonisten fungieren und die Pianisten (beeindruckend Andrea Szewieczek und Elias Gillesberger) ins Geschehen einbeziehen.

So entsteht eine ungemein dichte Personenführung. Dieses Fokussieren kann nur mit herausragenden Singschauspielern verwirklicht werden.

Große Leistungen

Allen voran Dshamilja Kaiser, die auch bei der Koproduktion in Bonn die Penthesilea gesungen hat. Ihr gelingt es nicht nur stimmlich und musikalisch über den Dingen zu stehen, sondern auch bedingungslos selbstverständlich und daher absolut natürlich das Regiekonzept umzusetzen und so in allen Facetten zu begeistern. Nicht minder beeindruckend Martin Achrainer als stimmgewaltiger und schauspielerisch überzeugender Achilles. Beeindruckend auch Julia Borchert als Prothoe, Katherine Lerner als Meroe, Gotho Griesmeier als Priesterin, Matthäus Schmidlechner als bestechend präsenter Diomedes sowie Vaida Raginskyte als ungemein intensive Oberpriesterin.

Ein großes Lob gebührt Chor und Extrachor, die die höchst herausfordernden musikalischen Aufgaben meistern und szenisch ideal agieren. Leslie Suganandarajah hat die Partitur mit dem bestens disponierten Bruckner Orchester akribisch umgesetzt und das absolut schwierige "Setting" perfekt gemeistert. Denn das Orchester saß auf der Bühne, hinter dem Geschehen.

Fazit: Eine dem Werk mehr als gerecht werdende, zum Nachdenken animierende Inszenierung, die durch die herausragende musikalische Umsetzung aller Beteiligten zu einem grandiosen, viel beklatschten Abend führte.

Musiktheater: Premiere von Othmar Schoecks Oper "Penthesilea", 2.3.

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