Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Ort der Vielfalt und der Widersprüche"

Von Peter Grubmüller, 29. Jänner 2020, 00:04 Uhr
"Ort der Vielfalt und der Widersprüche"
Ursula Brandstätter Bild: Winkler

LINZ. Rektorin Ursula Brandstätter über Profilschärfe, Budgets und Heiraten an der Bruckneruni.

Seit November 2012 ist Ursula Brandstätter Rektorin der Bruckner-Privatuniversität des Landes Oberösterreich. Mit 1. Februar ist die Institution für weitere sechs Jahre als Uni bestätigt. Mit den OÖN erörtert Brandstätter die nächsten Ziele der Bruckneruni, Abhängigkeitsverhältnisse und welche Renovierungsarbeiten im fünf Jahre alten Neubau am Fuße des Pöstlingbergs notwendig sind.

OÖNachrichten: Das Formulieren von Entwicklungszielen war Teil dieser neuerlichen Uni-Akkreditierung. Wohin soll sich die Bruckneruni entwickeln?

Ursula Brandstätter: Der Eckpfeiler unseres Profils sind die Durchlässigkeit von Studium und Beruf (Orchester-Akademie, Schauspiel- und Opernstudio jeweils mit dem Land, Zusammenarbeit mit dem Landesmusikschulwerk, Anm.) oder Kunst und Pädagogik, was bei uns im Vergleich zu anderen Kunstunis kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander ist. Bei uns können Studierende parallel auch zwei Abschlüsse machen. Das ist wichtig, weil man als Musiker nicht davon ausgehen kann, bei einem Orchester unterzukommen. Dann die Transdisziplinarität, weil wir drei Kunstsparten (Musik, Tanz, Schauspiel, Anm.) anbieten. Regionale Verankerung ist unsere Basis, unsere Kooperationen mit Institutionen in Oberösterreich bis national und international erweitern wir ständig.

Inwiefern ist es ein Vorteil, als Uni 100-prozentige Tochter des Landes Oberösterreich zu sein, inwiefern ein Nachteil?

Als Privatuni ist es für uns ungleich schwieriger, an Drittmittel heranzukommen. Ich spreche von Forschungsfonds und dergleichen. Lange Zeit war es Privatunis unmöglich, Geld von solchen Töpfe zu lukrieren, während Bundes-Unis eigene Abteilungen haben, die sich nur um das Schreiben von Anträgen kümmern. Diese Struktur müssen wir aufbauen – mit Ressourcen, die wir momentan nicht haben. Bei Bundes-Unis gibt es obendrein Leistungsvereinbarungen, in denen über drei bis sechs Jahre definiert wird, welche Projekte umgesetzt werden. Dafür gibt es auch Geld. Als Landes-Uni sind wir zu einem Budget-Verhandlungsverfahren gezwungen, das für Unis überhaupt nicht spezifisch ist.

Grundsätzlich sind Sie vom kulturpolitischen Wohlwollen abhängig…

…stimmt. Wenn sich politisch etwas ändert, kann unser Budget (2020: 16,7 Millionen Euro, Anm.) wieder ganz anders aussehen.

Also ist es ein Abhängigkeitsverhältnis?

Immer, wenn man von jemandem Geld bekommt, besteht eine Abhängigkeit. Die Frage ist, wie lebt man dieses Verhältnis. Konzeptionell gibt es keinerlei Einflussnahme von der Landesregierung. Auch dort weiß man, dass man einer Universität ihren Freiraum gestatten muss. Aber natürlich spielen die Verhandlungen übers Geld eine Rolle, und wir haben auch zu spüren bekommen, wie die politischen Prioritäten sind. Das bedeutet, alle Kulturinstitutionen hatten Kürzungen zu verkraften.

Wie ist diese Situation der Bruckneruni aktuell?

Diese Kürzungen haben sehr viel ausgelöst. Wir mussten uns intensiv mit finanziellen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten beschäftigen. Es ist klar geworden, dass wir neben der Finanzierung durch das Land auch andere Finanzierungsformen finden müssen. Für andere Universitäten ist das leichter, weil sie Kooperationsprojekte mit Wirtschaftsunternehmen vereinbaren können. Diese lukrativen Möglichkeiten wird es für uns nicht geben.

Eine Maßnahme zur Geldbeschaffung ist, dass man an der Bruckneruni jetzt heiraten kann…

…es ist interessant, welche Debatte das Thema "Hochzeiten an der Bruckneruni" ausgelöst hat. Wir haben ein neues Gebäude und eine tolle Location: Es liegt auf der Hand, dass wir das nutzen. Also haben wir der Anfrage des Standesamts entsprochen. Das wird kritisch gesehen, es wird darüber gewitzelt. Für mich ist eine Hochzeit ein positives Ereignis. Also warum nicht? Wir sind ja kein Elfenbeinturm und vermieten auch für andere Fremdveranstaltungen. Aber das Geld kann in diesem Punkt nicht so fließen, weil wir einen hohen Eigenbedarf an unseren Räumen haben. Auch deshalb sind wir ein Ort der Vielfalt und der Widersprüche.

Die Mitglieder des Opern- und des Schauspielstudios werden hier ausgebildet. Sie werden in Produktionen des Landestheaters auch auffallend oft besetzt, weil sie billiger als Ensemble-Mitglieder sind und unabhängig von Arbeitsverträgen sowie strengen Arbeitszeiten beschäftigt werden können. Wie achten Sie darauf, dass die Studios nicht zum preiswerten Ensemble-Reservoir verkommen?

Sie sprechen da wirklich ein Problem an, aber dafür gibt’s keine einfache Antwort. Es ist eine tolle Chance für junge Menschen, unterrichtet zu werden und sich auf professionellen Bühnen auszuprobieren. Auf der anderen Seite erscheint es wie Ausbeutung. Ich glaube, dass es darum geht, diese Spannung auszuhalten, aber immer wieder darüber zu reden.

Aktuell ist der Lift kaputt. Was muss fünf Jahre nach der Eröffnung des neuen Uni-Gebäudes bereits renoviert werden?

Erste Abnutzungen werden sichtbar, erste Erneuerungen notwendig. An den Liften sieht man es. Aber es geht auch um die Erneuerung des gesamten IT-Bereichs. Das betrifft auch die gesamte Medien- und Veranstaltungstechnik. Insofern steht eine enorme Investition bevor. Wenn ich jetzt einen Betrag sage, wird’s den einen zu viel sein und den Technikern zu wenig.

Zahlen und Fakten zur Linzer Brucker Privatuniversität:

  • 2004 wurde das ehemalige Bruckner Konservatorium erstmals als Privatuniversität akkreditiert. 2015 übersiedelte die Institution von der Wildbergstraße in Urfahr auf das Grundstück des ehemaligen Schlosses Hagen am Fuße des Pöstlingbergs.
  • Die Uni bietet 13 Bachelorstudien, 12 Masterstudien und seit 2019/20 zwei Promotionsstudiengänge an (akademisch-wissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Promotion, womit die Bruckneruni nach Graz erst die zweite Institution Österreichs dieser Art mit diesem Angebot ist).
  • 850 Studierende aus 50 Nationen werden aktuell unterrichtet, 53 Prozent kommen aus Österreich, davon 31 Prozent aus Oberösterreich. 200 Lehrende aus 24 Nationen sind an der Bruckneruni beschäftigt, 54 Personen arbeiten in der Verwaltung. Auf 8600 Quadratmetern Funktionsfläche stehen vier Veranstaltungssäle, knapp 100 Unterrichtsräume und 10 Unterrichtssäle samt einer Bibliothek mit 800 Quadratmetern zur Verfügung.
mehr aus Kultur

Seebühne am Wolfgangsee: "Hier kann jeder ein Heiliger werden"

Knalleffekt für #MeToo-Bewegung: Weinstein-Urteil aufgehoben

Komödie „Alles in bester Ordnung“: Wenn das "Lieber aufheben" überhand nimmt

Schiffbruch, Hunger, Kannibalismus und ein tödlicher Schuss

Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen