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"ORF vor einer der größten Finanzierungskrisen der Geschichte"

Von nachrichten.at/apa, 25. November 2022, 12:11 Uhr
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Bild: (APA/EVA MANHART)

WIEN. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann warnt vor einer der "größten Finanzierungskrisen" in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Medienhauses.

Ab 2024 könne auf Basis des bestehenden Finanzierungsmodells die Erfüllung der gesetzlichen Aufträge nicht mehr garantiert werden, hielt er in einem Schreiben an die ORF-Stiftungsräte fest. Um gegenzusteuern, sei eine gesetzliche Neuregelung der Finanzierung bis Ende März 2023 nötig.

"Der ORF steht ab 2024 vor einer der größten Finanzierungskrisen in seiner Geschichte", so Weißmanns Botschaft an das oberste ORF-Gremium. Als Ursachen für die düstere Prognose führte der ORF-Chef "die extreme Teuerung, die explodierenden Energiekosten, Rückgänge bei den Werbeerlösen und die steigenden GIS-Abmeldungen" an. Die heuer in Kraft getretene Gebührenerhöhung von acht Prozent für die Jahre 2022 bis 2026 mache pro Jahr eine durchschnittliche Steigerung von 1,55 Prozent aus, rechnete Weißmann vor. Damit könne die derzeitige Inflation nicht wettgemacht werden. Schon im ersten Jahr der Gebührenperiode befinde man sich mit der gegenwärtigen Inflation über der für fünf Jahre berechneten Programmentgeltanpassung.

Für die Jahre 2022 und 2023 erwartet Weißmann noch eine ausgeglichene Bilanz. Gelingen soll das mit einem Paket, das etwa Sachkostenreduktionen, Energiesparmaßnahmen oder auch eine moderate Lohnrunde und Aussetzen der Pensionskassenbeiträge beinhaltet. Maßnahmen, die nicht direkt das Programm betreffen, dürften damit aber ausgeschöpft sein. Mit 2024 droht nun ein Einschnitt, der auch für das ORF-Publikum seh- und hörbar wäre.

Dem Vernehmen nach ist gegenwärtig ein Minus von 70 Millionen Euro für 2024, ein Minus von 90 Millionen für 2025 und Verluste in der Höhe von 130 Millionen Euro für 2026 prognostiziert - bei einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Allerdings sind noch keine Gegenmaßnahmen eingerechnet, die die Beträge zwar schrumpfen lassen, aber auch Einschnitte beim Programm bedeuten würden. Auch für das heurige Jahr war zwischenzeitlich von einem Minus in Millionenhöhe die Rede, bevor mit dem skizzierten Sparpaket nun eine ausgeglichene Bilanz erreicht werden dürfte.

"Richtungsweisend"

Der ORF-Chef erachtet nun die kommenden Wochen und Monate als "richtungsweisend, in welcher Form der ORF seine mediale Leistung für die Österreicherinnen und Österreicher in Zukunft erbringen kann". Denn der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat die sogenannte Streaminglücke - das Streamen von ORF-Programm ohne dafür Programmentgelt zu entrichten - als verfassungswidrig erkannt. Eine Neuregelung der ORF-Finanzierung muss bis Ende 2023 erfolgen. Die derzeitige GIS-Gebühr könnte auf weitere Geräte wie Laptops erweitert, eine Haushaltsabgabe eingeführt oder der ORF aus dem Bundesbudget finanziert werden. Der Gesetzgeber hat sich diesbezüglich noch nicht festgelegt.

Weißmann drängt auf eine Lösung bis Ende März 2023, um die Umstellungsmaßnahmen auch zeitgerecht implementieren zu können. Bisherige Gespräche mit Stakeholdern wie Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) deuten für Weißmann darauf hin, dass der "enge Zeitrahmen" erkannt wird.

"Entscheidend für den Leistungsumfang ist aber natürlich auch die Höhe einer künftigen Finanzierung", schrieb Weißmann an die 35 Stiftungsrätinnen und -räte. Derzeit erhält der ORF rund 650 Millionen Euro aus Programmentgelten. In Zukunft wolle man weiterhin als "Kitt" der Gesellschaft "unverzichtbare Aufgaben für Österreich" erfüllen, so der ORF-Chef. Er verwies nicht nur auf den ORF als "verlässlicher medialer Begleiter" und dessen Informations- Orientierungsfunktion, sondern etwa auch auf dessen Funktion als Partner und Wirtschaftsmotor. Rund 120 Millionen Euro investiere der ORF jährlich in Kunst und Kultur, sei zudem größter Auftraggeber der österreichischen Film- und TV-Wirtschaft, zeige Premium- und Randsport, fungiere als "zentraler Motor" für den heimischen Werbemarkt und leiste mit jährlich rund 170 Millionen Euro für die Landesstudios und regionale Berichterstattung einen "wichtigen Beitrag zur Stärkung des Föderalismus und nationalen Zusammenhalts".

Die Grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger ließ unlängst damit aufhorchen, dass sie sich künftig eine Finanzierung des ORF aus dem Bundeshaushalt vorstellen könne. Allerdings knüpft sie dies an Bedingungen: eine Indexierung - also automatische Anpassung an die Teuerung - und einen gesetzlich festgeschriebenen Betrag, der mit einer Zweidrittelmehrheit im Nationalrat abgesichert ist. Auch eine Haushaltsabgabe ist für Blimlinger noch am Tisch. Diese müsste laut der Grünen Mediensprecherin gestaffelt nach sozialen Kriterien ausfallen. Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) äußerte sich bisher zurückhaltend und legte sich nicht fest. Konkrete Verhandlungen zur künftigen Finanzierung des ORF dürften erst anstehen.

"Durch die aktuelle Situation wird die kommende Stiftungsratssitzung eine der entscheidenden werden", reagierte Heinz Lederer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im Stiftungsrat, gegenüber der APA auf das Schreiben Weißmanns. Alarmismus habe man nun genug gehabt. "Mir fehlen die Lösungsvorschläge", so Lederer. Prinzipiell müssten die drei künftigen Finanzierungsmodelle - GIS-neu, Haushaltsabgabe und Budgetfinanzierung - am Leben bleiben. Zu einer potenziellen Budgetfinanzierung äußerte er sich aber skeptisch. Es sei fraglich, ob diese bis Ende 2023 auch umsetzbar sei, da sie von der EU "tiefergehend" geprüft werden müsste.

Auch stellen sich inhaltliche wie finanzielle Fragen. So befürchtet Lederer etwa, dass die Bundesländer, die derzeit über die Länderabgabe von der GIS-Gebühr profitieren, zu "Bittstellern" im Finanzministerium werden. Berücksichtige man die gegenwärtigen Gebührenbefreiungen, das angeordnete Schließen der Streaminglücke und die mit einer Budgetfinanzierung entfallende Berechtigung zum Vorsteuerabzug, müsste der ORF zudem zwischen 900 Millionen oder gar einer Milliarde Euro erhalten. Klargestellt möchte Lederer haben, dass nicht Budgetposten wie Kultur, Sport oder Wissenschaft finanziell leiden müssen.

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23  Kommentare
23  Kommentare
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StefanieSuper (5.157 Kommentare)
am 26.11.2022 10:46

Ist das alles was dem neuen Generaldirektor von Mikl-Leitners Gnaden einfällt? Sind seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse so klein, dass ihm nur eine Gebührenerhöhung einfällt? Was hat er denn dem Stiftungsrat präsentiert? Der ORF ist mit sich selbst so beschäftigt, dass für anderes nicht mehr Energie da ist. Alle Unternehmen mit Ränkespielen im Inneren können nicht erfolgreich sein. Die Lösung ist einfach - alle politisch besetzten Posten streichen. Qualität vor Parteibuch!!

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StefanieSuper (5.157 Kommentare)
am 26.11.2022 10:29

Kein Unternehmen kann erfolgreich geführt werden, wenn die Politik so intensiv mitreden kann. Es ist einfach ein aufgeblähtes Unternehmen, indem viele mitreden und versuchen ihre Günstlinge gegen ordentliche Gage unterzubringen. 5 Folgen der "Seitenblicke" reichen, um festzustellen, dass der ORF das "Familienunternehmen" einer ganz besonderen Clique ist. Das hat wenig mit den Zielen des ORF zu tun sondern mit den Seilschaften innerhalb des ORF zu tun. Nur weil sehr viele "Räte" an einem Tisch sitzen kann man nicht viele gute Vorschläge erwarten. Denn jeder "Rat" hat hinter sich viele Günstlinge, die etwas haben wollen. Alleine die Tatsache, dass die Sitzung im Nationalrat auf 3 Kanälen ausgestrahlt wird zeigt doch, wie wenig kompetent der ORF ist. Vielleicht soll der ORF mit anderen Sendern besser zusammenarbeiten und gemeinsame Produktionen auf höherem Niveau machen.

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Gugelbua (31.900 Kommentare)
am 25.11.2022 17:04

wieso - zahlt der XXXX sowie Großkonzerne Banken und Versicherungen nicht so viel für die Werbung?
die privaten haben da keine Probleme🥺

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hasta (2.848 Kommentare)
am 25.11.2022 15:31

Der Personalaufwand im ORF ist viel zu hoch. Hier müsste als erstes eine Einsparung erfolgen.

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soling (7.432 Kommentare)
am 25.11.2022 19:27

Ganz genau - gleich einmal halbieren, dann schaut das schon viel freundlicher aus.

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sternad100 (41 Kommentare)
am 25.11.2022 14:25

Armin Wolf feuern wäre ein erster, guter Schritt. Niemand braucht einen ORF-Inquisitor im täglichen Aufguß neu!

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marjak (8 Kommentare)
am 25.11.2022 13:22

Kein Wunder - zu einer Sportsendung werden mindestens 2 manchmal sogar 3 sogenannte Experten eingeladen und natürlich auch fürstlich bezahlt. Wenn man schon Experten bezahlt, benötigt man keinen gutbezahlten ORF-Sportreporter mehr.
Was soll dieser ganze Unsinn mit SPORTEXPERTEN. Lauter rausgeschmissenes Geld.
Einer solcher Experten wie z. B. Prohaska, Mählich usw. verdient beim ORF pro Monat mehr, als z.B. ich nach 45 Dienstjahren an Pension pro Jahr beziehe.
Also bitte in Zukunft keinerlei Cokommentatoren und Experten mehr

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.198 Kommentare)
am 25.11.2022 13:17

Politik-Stellvertreter in Gremien nicht mehr bezahlen, keine Politikberichterstattung mehr... und schon gibt's mehr Geld (-;

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glingo (4.970 Kommentare)
am 25.11.2022 13:16

Kaum ist Schwarz an der Macht geht alles dem Bach runter!

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Juni2013 (9.768 Kommentare)
am 25.11.2022 13:08

1. Formel 1: weg
2. Co-Moderatoren (Fußball, Skirennen,Skispringen usw.) weg

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angleitner3 (305 Kommentare)
am 25.11.2022 12:58

Entpolitisieren, die Landes ORF Stellen streichen oder es sollen gleich die Landeshauptleute deren Sender selber bezahlen. Einfach den Auftrag einhaltrn. Keine teuren Sportveranstaltungen, Filme,.. sonder unabhängige Information, Bildung, Kultur.
Aber besonders wichtig ist die Enpolitisierung

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erich71 (1.044 Kommentare)
am 25.11.2022 12:55

Keine Finanzierungskrise sondern einfach nur zuviel Geld ausgeben!

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.11.2022 12:44

Ich gehe davon aus, dass der ORF 150 Millionen pro Jahr (15% vom Umsatz) einsparen kann.
Das Potential dazu muss enorm sein.
Alleine schon bei den Gehältern/Boni/... der oberen 5% der Belegschaft.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.11.2022 12:51

Laut Standard/Rechnungshof:
248.000 Euro beträgt laut Rechnungshof das jährliche Durchschnittsgehalt der 14 ORF-Direktorinnen und -Direktoren, die 2020 vier Frauen erhielten im Schnitt 255.800 Euro, die zehn Männer 244.900 Euro. Alle Daten verstehen sich laut Rechnungshof inklusive aller Sozial– und Sachleistungen (jeweils ohne Dienstgeberanteil).

Insgesamt gibt der ORF für 3100 fixangestellte Mitarbeiter pro Kopf 88.000€ aus.
Macht 264 Millionen im Jahr.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.11.2022 12:52

https://www.derstandard.at/story/2000132076246/chefs-von-orf-gis-und-medienbehoerden-im-gehaltscheck-des-rechnungshofs

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0x00 (2.048 Kommentare)
am 25.11.2022 12:43

"ORF vor einer der größten Finanzierungskrisen der Geschichte". Endlich mal gute Nachrichten! ORF zerschlagen, privatisieren, entpolitisieren. Wir brauchen keine GIS und für unsere Politiker keine Medienschergen am Küniglberg.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.11.2022 12:44

GIS gäb es unverändert auch ohne ORF.

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erich71 (1.044 Kommentare)
am 25.11.2022 12:58

Nein! Der Großteil davon geht direkt an den ORF. Rest an Länder.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.198 Kommentare)
am 25.11.2022 13:18

Genau, wo sollte man sonst Wandern gehen. (:

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maierei (1.158 Kommentare)
am 25.11.2022 12:41

Abdrehen was nicht alleine lebensfähig ist. Ganz einfach…

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steve08 (234 Kommentare)
am 25.11.2022 12:37

Die sollen den öffentlich-rechtlichen Schwachsinn endlich einstellen.
Programm verschlüsseln und dann bezahlt nur mehr, wer dieses Programm sehen will.

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kawox (582 Kommentare)
am 25.11.2022 12:36

Möglichst zeitnah privatisieren!

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holzofen (628 Kommentare)
am 25.11.2022 12:31

Einfach auflassen den Regierungsfunk, früher Rotfunk!

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