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Nimmermüde Opernball-Lady - Lotte Tobisch mit 93 Jahren gestorben

Von nachrichten.at/apa, 19. Oktober 2019, 13:08 Uhr
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Bildergalerie Lotte Tobisch 93-Jährig verstorben
Bild: (APA)

BADEN/WIEN. Nach langer Krankheit ist die langjährige Opernballorganisatorin, Schauspielerin und Autorin Lotte Tobisch am Samstagfrüh im Alter von 93 Jahren verstorben.

Selbst in hohem Alter hat Lotte Tobisch viel Elan versprüht. "Ich habe noch 1.000 Gschäftl", sagte die Wienerin anlässlich ihres 90. Geburtstages zur APA. Tatsächlich wurde es erst in den vergangenen Jahren etwas ruhiger um die so prägende Persönlichkeit des Society- und Kulturlebens. Am Samstag ist die Grand-Dame des Wiener Opernballs nach langer Krankheit im Badener Künstlerheim gestorben.

"Oft werde ich gefragt: 'Sie sind so fröhlich, wie machen Sie das?' So fröhlich bin ich nicht. Es ist ein solches Glück, wenn es einem beschieden ist, dass man diese Zeit (Zweiten Weltkrieg, Anm.) irgendwie tatsächlich überlebt hat mit allem Drum und Dran und wenn man so halbwegs gesund ist und noch halbwegs sein Hirn beieinanderhat. Ich bin jeden Tag dankbar dafür", sagte Tobisch.

Auch jenseits des 90. Lebensjahres kannte die ehemalige Opernball-Lady - sie organisierte den Wiener "Ball der Bälle" von 1981 bis 1996 - weder Rast noch Ruh. So fungierte sie etwa als Präsidentin des Vereins "Künstler helfen Künstler", der in Baden jenes Alterswohnheim betreibt, in dem sie heute Früh verstorben ist. "Ich treibe Geld auf, ich verkaufe mich ununterbrochen für mein Altersheim - da schnorre ich. Das ist mühsam. Da sind Veranstaltungen, wo ich hingehe. Aber das hat Gründe, das ist kein Privatvergnügen", erklärte Tobisch, die sich auch für Alzheimer-Betroffene einsetzte.

Video: In memoriam Lotte Tobisch

"Mit 90 Jahren neuen Beruf anfangen ist toll"

Mit 90 Jahren heuerte sie auch noch als Kolumnistin bei der Zeitschrift "News" an. "Mit 90 Jahren noch einen neuen Beruf anzufangen, ist doch toll", sagte sie. Zuletzt hat sich die Tobisch auch noch auf einen Tanz mit den NEOS eingelassen. Bei den Nationalratswahl 2017 bekundete sie in einem Video ihre Sympathien mit der jungen Partei. Auch bei der jüngsten Wahl war sie im Unterstützungskomitee.

Tobisch - im vollen Namen hieß sie Lotte (von) Tobisch-Labotyn - war die Nachfahrin einer österreichischen k.u.k Patrizierfamilie, deren Wurzeln sich bis in das Jahr 1229 zurückverfolgen lassen. Ihre Ausbildung erhielt sie im Internat Schloss Marquartstein in Oberbayern und im Wiener Sacre Coeur. Ihre Leidenschaft zur Schauspielkunst führte sie nach Wien ins Konservatorium Horak.

Noch bevor sie diese Ausbildung abgeschlossen hatte, schaffte Tobisch schon den Sprung auf die Bretter des Burgtheaters. Mit ihrem Angebot, binnen kürzester Zeit für eine erkrankte Kollegin einzuspringen, rettete sie ihren ersten Abend am Ring - und legte den Grundstein zu ihrer Karriere. Es folgten Verträge mit allen Bundestheatern wie auch die Mitwirkung in zahlreichen Stücken im heimischen Fernsehen.

"Ich weiß, wenn was zu Ende ist"

Ihre größte Rolle spielte Tobisch allerdings in der Wiener Staatsoper: 16 turbulente Jahre lang voll mit Demonstrationen, Starrummel und Stornierungen prägte die Schauspielerin als Organisatorin den Ball. "Man muss es ernsthaft machen, es muss klappen, es muss in Ordnung sein. Aber ernst nehmen dürfen's das nicht." Mit dieser Zeit hatte sie jedoch in den vergangenen Jahren abgeschlossen: "Ich habe in meinem Leben eines immer gekonnt: Eine meiner wenigen guten Eigenschaften ist, ich weiß, wenn was zu Ende ist. Auch was ich gespielt habe, das interessiert mich nicht mehr - das ist ein anderes Leben." Tobisch bezeichnete sich als einen "Menschen ohne Blick zurück im Zorn".

Briefe an Adorno

Bekannt war die Schauspielerin auch für ihre Freundschaften mit bedeutenden Intellektuellen wie Theodor W. Adorno, mit dem sie jahrelang einen intellektuellen Briefwechsel pflegte. Und trotz ihrer Lebensfreude gab sie sich manchmal auch nachdenklich: "Was mich heute noch wirklich interessiert: Diese Rätselhaftigkeit des Menschen, wie er sich verhält. Das einzig wirklich Interessante auf der Welt ist ja doch der Mensch. Zu was er imstande ist. Da erlebt man die erstaunlichsten Dinge, im Kleinen und im Großen."

Tobisch wurde für ihr Engagement in Kunst- und Kultur vielfach ausgezeichnet. So etwa mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und dem Goldenen Ehrenring des Burgtheaters. Zuletzt erhielt sie 2019 das "Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse". Heuer erschien unter dem Titel "Auf den Punkt gebracht. Ansichten einer Lady" auch das letzte Buch der Society-Lady und Schauspielerin.

Trauer: "Österreich ist um eine Institution ärmer geworden"

"Mit dem Tod von Lotte Tobisch ist Österreich um eine Institution ärmer geworden. Als legendäre Organisatorin des Wiener Opernballs war sie weithin bewundert und geachtet.", so Bundespräsident Alexander Van der Bellen angesichts des Ablebens der am Samstag im Alter von 93 Jahren verstorbenen Opernball-Lady, Schauspielerin und Autorin.

"Ihr dynamisches und offenes Wesen, ihre klare aber verbindliche Art verschafften ihr Anerkennung und Respekt. Auch soziales Engagement bis ins hohe Alter zeichnete diese besondere Persönlichkeit aus. Wir alle, die wir Lotte Tobisch kannten und schätzten, werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren", so Van der Bellen in einer Aussendung.

Auch Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein würdigte die Verstorbene: "Mit Lotte Tobisch verliert Österreich nicht nur eine hervorragende Schauspielerin und Künstlerin, sondern eine Ausnahmepersönlichkeit, die sich mit ihrem kulturellen, gesellschaftlichen und sozialen Engagement um Österreich besonders verdient gemacht hat. Wir trauern um einen überaus liebenswerten Menschen und eine große Österreicherin".

Mit Tobisch "hat uns eine große Botschafterin der österreichischen Kultur verlassen", so auch Kulturminister Alexander Schallenberg. Für den Minister hat die Grand-Dame des Opernballs "maßgeblich dazu beigetragen, Österreichs Renommee als Kunst- und Kulturnation vor allem in der schweren Nachkriegszeit mit aufzubauen. Sie wird eine Lücke hinterlassen, die nicht geschlossen werden kann."

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) strich u.a. ihr kulturelles, gesellschaftliches und soziales Engagement um Österreich hervor: "Wir trauern um einen überaus liebenswerten Menschen und eine große Österreicherin."

Der von Tobisch ins Leben gerufene Verein "Künstler helfen Künstlern" verabschiedete sich "in tiefer Trauer und großer Dankbarkeit" von der "Legende zu Lebzeiten", so Vizepräsidentin Gabriele Jacoby. Ihre "außergewöhnliche Popularität, die Lotte Tobisch in allen Schichten der Gesellschaft erlangt hat, verdankte sie ihrer authentischen nie verletzenden Schlagfertigkeit, ihrem Humor, ihrer Klugheit und nicht zuletzt ihrer fabelhaften Erscheinung und Eleganz", heißt es in einem Nachruf.

 Lugner: "Habe sie geschätzt und geliebt"

Richard Lugners Karrierestart am Wiener Opernball ist in die Ära der verstorbenen Lotte Tobisch gefallen. "Ich habe sie geschätzt und geliebt, es gibt ja verschiedene Arten von Liebe", sagte der Baumeister der APA. Sie sei eine "tolle Frau von Format und Charakter gewesen, das muss man ihr lassen".

Unter Tobisch sei er nie ein Outlaw am Ball gewesen. Es sei nämlich ihre Meinung gewesen, dass es keine 4.000 feinen Leute am Opernball gibt. "Natürlich sagte sie damit auch, dass der Lugner kein feiner Mensch ist, aber andere halt auch", so der Baumeister. Zudem habe sie stets betont, dass er eine "Bereicherung für den Ball" ist und ihm auch stets eine gute Loge zugedacht. "Sie war absolut meine liebste Opernball-Lady", unterstrich der Baumeister.

Dass Tobisch ihn als "Wurschtel" bezeichnet hat, hat ihr Lugner nicht verübelt. "Es war nicht böse gemeint, sie hatte eine pointierte Art", sagte der Baumeister.

Lugner selbst hatte zuletzt in Medienberichten ein wenig Opernball-Müdigkeit durchklingen lassen. "Irgendwann werde ich aufhören, ja", meinte der Baumeister. Für den kommenden Ball habe er aber einen "sehr großen Gast" in Aussicht. "Der ist aber ein harter Brocken. Also - schauen wir mal."

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12  Kommentare
12  Kommentare
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hintergrundleser (4.812 Kommentare)
am 20.10.2019 22:06

[url=https://www.zitate.eu/author/tobisch-labotyn-lotte/zitate/280758][/url]
Emanzipation?
Ich war schon eine Emanze, da waren die jetzigen Emanzen noch nicht einmal konzipiert.
Ich kann das nicht leiden, was jetzt ist - angefangen vom Binnen-I bis zur Rauch-Kallat ihrem blödsinnigen "Töchter-Söhne" in der Hymne.

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distefano (553 Kommentare)
am 19.10.2019 20:43

Jeder muss mal gehen zu seiner letzten Reise.
Sie war eine nette Frau,immer wieder schön SIE zu sehen.
Ruhe in Frieden und wache über uns.

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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 19.10.2019 20:10

Sie war eine Dame, nicht eine beifallheischende "Seitenblickerin" wie die Schiller, die Sarata, die Mausi Lugner,die Rueff und sonstige Damen der peinlichen Kunst.

Jedes Interview, das sie in den letzten Jahren zelebrierte, war ein Genuss, man wird ihrer noch lange gedenken.

RIP

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alpe (3.482 Kommentare)
am 19.10.2019 20:08

Eine Frau mit Format ist von uns gegangen.
Ruhe in Frieden.

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Adler55 (17.204 Kommentare)
am 19.10.2019 15:52

Eine wahrlich große Dame ist nicht mehr : Frau Tobisch hatte alles was eine echte Dame auszeichnet : Disziplin - Schönheit - Fleiß und Niveau ,und wird uns sehr fehlen : Ruhe Sanft Frau Lotte

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 19.10.2019 18:19

charme und witz hast vergessen...........
in meine erinnerung lebt sie weiter.

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woodywoodpecker (419 Kommentare)
am 19.10.2019 15:30

Einfach nur einzigartig, diese Frau!
Viel Freude bei der Unterhaltung unserer Liebsten im Jenseits!

Lotte Tobisch & Michael Pammesberger | E373 | Willkommen Österreich

https://www.youtube.com/watch?v=PrZxrJLz-EY

Guten Tag!

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( Kommentare)
am 19.10.2019 13:43

"Ihre "außergewöhnliche Popularität, die Lotte Tobisch in allen Schichten der Gesellschaft erlangt hat, verdankte sie ihrer authentischen nie verletzenden Schlagfertigkeit, ihrem Humor, ihrer Klugheit und nicht zuletzt ihrer fabelhaften Erscheinung und Eleganz", heißt es in einem Nachruf."

Dem schließe ich mich an: Vielen Dank, Lotte Tobisch. Ihr Humor war mehr als Goldes wert. R.I.P.

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Andrula (818 Kommentare)
am 19.10.2019 13:25

.. eine sehr kluge, warmherzige und sympathische Dame ..
Ich hab ihr sehr gern zugehört !

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fai1 (6.014 Kommentare)
am 19.10.2019 12:39

Als beim heurigen Opernball die Frau Lotte Tobisch gefragt wurde, warum sie heuer und nicht nächstes Jahr dem Operdirektor Meyer zum 10 Jährigen Jubiläum als Operndirektor gratuliere, sagte sie:

"Wenn ich in meinem Alter etwas auf das nächste Jahr verschiebe, dann lacht mich der liebe Gott aus"
Wie recht hatte sie doch.

Eine der letzten "Grand Madames" ist von uns gegangen.
Ich verneige mich vor der Frau Lotte Tobisch.
R.I.P.

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sznabucco (1.864 Kommentare)
am 19.10.2019 13:11

Fai1,
gestatten sie mir bitte, mich ihren Worten anschließen zu dürfen.

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Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 19.10.2019 12:27

eine der letzten „echten“ Damen, ruhe in frieden

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