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Österreich ist Weltmeister bei Wahlduellen im Fernsehen

Von Helmut Atteneder   11.September 2019

OÖNachrichten: Österreich, Land der TV-Duelle. Warum eigentlich?

Thomas Hofer: Es ist tatsächlich ein österreichisches Spezifikum und geht in das Jahr 1994 zurück. Damals begann der ORF, das Prinzip jeder gegen jeden zu etablieren. Seither haben die Privatsender diese Möglichkeiten erkannt, und damit hat sich die Zahl der Duelle vervielfacht. Das nimmt mittlerweile Dimensionen an, wo auch ich sagen würde, dass diese Zahl mehr als an der Grenze ist.

Weil es keinen mehr interessiert?

Es birgt die Gefahr eines derartigen Overkills, dass man als Zuseher schon bei diversen Aussagen mitreden kann. Diese Dichte an Duellen und Elefantenrunden – das sucht weltweit seinesgleichen.

Alles nur wegen der Quote?

Für die Sender ist das ein Imagebringer, teilweise auch ein Quotenbringer, weil die Aufmerksamkeit sehr hoch ist. Andererseits will auch kein Politiker diese Spirale durchbrechen. Sebastian Kurz würde sicher gerne weniger oft ins Fernsehen, die Kleinen sind sicher froh über die vielen Möglichkeiten.

Verlieren die Politiker durch die vielen TV-Auftritte den persönlichen Kontakt zu den Menschen?

In Wahrheit kommt kaum ein Politiker in den letzten drei Wochen vor der Wahl aus Wien heraus. Da auszubrechen, wäre für die Kandidaten ganz schwer.

Früher konnte es wahlentscheidend sein, wenn Vranitzky geschwitzt oder Haider ein Taferl hergezeigt hat. Heute sind die Kandidaten derart gut gebrieft, dass kaum etwas Dramatisches passiert?

Ganz ehrlich, da müsste schon etwas ganz Großes passieren, dass diese Wahl im Platz-eins-Rennen noch umgedreht wird. Im Kampf um Platz zwei zwischen SPÖ und FPÖ könnte schon etwas passieren. Ein paar Prozentpunkte sind über die Konfrontationen schon drinnen. Auch zwischen ÖVP und Neos oder SPÖ und Grünen. Die Gefahr ist, dass es sich versendet, wenn es diesen Dauerton gibt, ohne Höhepunkte. Früher, als auf die großen Duelle jeder gewartet hat, war das etwas anders. Haiders-Taferl-Geschichte hat 1994 die Duelle dominiert. Da haben alle darüber gesprochen.

Wem gelingt es aus Ihrer Sicht, diesmal medial überraschend gut anzukommen?

Diese Konfrontationen sind immer ein Spiel mit der Erwartungshaltung. Pamela Rendi-Wagner hat insofern überrascht, weil viele erwartet haben, dass sie keinen Stich machen wird. Sie war bisher viel agiler und präsenter als erwartet.

Was halten Sie von Videoauftritten in den sozialen Medien, etwa vom Paartherapie-Video von Norbert Hofer und dem Kurz-Double?

Man muss schon aufpassen, dass man nicht zu sehr in Richtung Anbiederung – wie in diesem komischen Video – abdriftet. Das war aus meiner Sicht wenig gelungen. Die Idee war vielleicht okay, aber das Skript war schlecht. Das war so der fleischgewordene Kotau.

Das TV-Ranking*

  • 997.000 Seher: Sommergespräch Sebastian Kurz am 2. 9. ORF 2 Marktanteil (MA) 31 %
  • 221.000 Wahlarena mit Kurz am 1. 9. Puls 4; MA 7 %
  • 182.000 Spezial Talk mit Herbert Kickl, Servus TV; MA 10 %
  • 53.000 Reality Check „Die Grünen“, ATV; MA 2 %
  • Die Elefantenrunde der Bundesländerzeitungen am 5. 9. war bei den Aufzeichnungen auf Servus TV (151.000 Seher, MA 6%) und ATV 71.000, 3 %) Quotenbringer.

Wer sendet wie viel?

  • Der neue Info-Sender Puls 24 bringt nicht weniger als 386 TV-Stunden vor der Wahl. Der ORF (ohne ORF III) sendet 60 Stunden, Puls 4 43 Stunden, ATV 26 Stunden und Servus TV 11 Stunden.
  • 10,11 Millionen Menschen sahen die bisherigen Wahlsendungen aller Sender (durchschnittliche Reichweite).
  • Der ORF lockte (Stand gestern) 7,04 Millionen Menschen mit seinen Wahlformaten vor die TV-Schirme (durchschnittliche Reichweite). Puls 4 kommt hier (Stand vorgestern) auf einen Wert von 2,1 Millionen Sehern.
  • Wahlformate auf Servus TV kommen bisher auf eine durchschnittliche Reichweite von 809.000, ATV liegt bei Wahlformaten bei bisher 155.000 Sehern.

*Quelle: AGTT/Gfk

Quotenbringer: Sommergespräch mit Kurz

Das von Tobias Pötzelsberger mit Sebastian Kurz (ÖVP) am 2. September auf ORF 2 geführte Sommergespräch ist der Quoten-Spitzenreiter aller bisherigen Wahlsendungen. 997.000 Menschen waren dabei, der Marktanteil betrug 31 Prozent.

Wenn Elefanten diskutieren

Zwei Mal treffen sich sämtliche Spitzenkandidaten zur gemeinsamen TV-Diskussion: Die „Elefantenrunde“ der Privatsender ist am 22. September, 20.15 Uhr, zu sehen. Vier Tage später treffen sich die Spitzenkandidaten zur Elefantenrunde im ORF (20.15 Uhr, Moderation Claudia Reiterer und Armin Wolf). Dieses Format ist traditionellerweise auch in den Jahreswertungen der Sender ganz oben zu finden. Der Rekord geht ins Jahr 2002 zurück, als 1,84 Millionen Menschen die Diskussion von Alfred Gusenbauer, Wolfgang Schüssel, Herbert Haupt und Alexander Van der Bellen verfolgten.

Die Wahlduelle im ORF

Heute steht die zweite Speed-Dating-Runde (20.15 Uhr, ORF 2) auf dem Programm. Die jeweils rund 15 minütigen Duelle – vor Publikum – lauten heute: Kurz – Kogler, Hofer – Pilz, Rendi-Wagner – Meinl-Reisinger, Kogler – Pilz und Kurz – Hofer. Die erste Duell-Sendung sahen 709.000 Menschen.

Die Wahlduelle auf Puls 4

Moderatorin Corinna Milborn empfängt am Sonntag und Montag, jeweils 20.15 Uhr Spitzenkandidaten zu 45-minütigen Duellen. Am Sonntag stehen sich SPÖ und Grüne sowie SPÖ und Neos gegenüber. Am Montag folgen die Duelle ÖVP – Grüne, Grüne – Neos und zuletzt ÖVP – Neos.

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