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Österreich ist Weltmeister bei Wahlduellen im Fernsehen

Von Helmut Atteneder, 11. September 2019, 00:04 Uhr
Elefantenrunde
Die Elefantenrunde der Bundesländerzeitungen vom 5. September wurde auch auf Servus TV und ATV gezeigt und erreichte in Summe 222.000 TV-Seher. Bild: APA

In keiner vergleichbaren Demokratie wird das wahlberechtigte Volk mit mehr TV-Duellen versorgt als in Österreich – insgesamt 526 Stunden Information und Konfrontation. Was und ob die inflationären Bildschirmauftritte der Spitzenkandidaten überhaupt etwas bringen, weiß Politologe Thomas Hofer.

OÖNachrichten: Österreich, Land der TV-Duelle. Warum eigentlich?

Thomas Hofer: Es ist tatsächlich ein österreichisches Spezifikum und geht in das Jahr 1994 zurück. Damals begann der ORF, das Prinzip jeder gegen jeden zu etablieren. Seither haben die Privatsender diese Möglichkeiten erkannt, und damit hat sich die Zahl der Duelle vervielfacht. Das nimmt mittlerweile Dimensionen an, wo auch ich sagen würde, dass diese Zahl mehr als an der Grenze ist.

Weil es keinen mehr interessiert?

Es birgt die Gefahr eines derartigen Overkills, dass man als Zuseher schon bei diversen Aussagen mitreden kann. Diese Dichte an Duellen und Elefantenrunden – das sucht weltweit seinesgleichen.

Alles nur wegen der Quote?

Für die Sender ist das ein Imagebringer, teilweise auch ein Quotenbringer, weil die Aufmerksamkeit sehr hoch ist. Andererseits will auch kein Politiker diese Spirale durchbrechen. Sebastian Kurz würde sicher gerne weniger oft ins Fernsehen, die Kleinen sind sicher froh über die vielen Möglichkeiten.

Verlieren die Politiker durch die vielen TV-Auftritte den persönlichen Kontakt zu den Menschen?

In Wahrheit kommt kaum ein Politiker in den letzten drei Wochen vor der Wahl aus Wien heraus. Da auszubrechen, wäre für die Kandidaten ganz schwer.

Früher konnte es wahlentscheidend sein, wenn Vranitzky geschwitzt oder Haider ein Taferl hergezeigt hat. Heute sind die Kandidaten derart gut gebrieft, dass kaum etwas Dramatisches passiert?

Ganz ehrlich, da müsste schon etwas ganz Großes passieren, dass diese Wahl im Platz-eins-Rennen noch umgedreht wird. Im Kampf um Platz zwei zwischen SPÖ und FPÖ könnte schon etwas passieren. Ein paar Prozentpunkte sind über die Konfrontationen schon drinnen. Auch zwischen ÖVP und Neos oder SPÖ und Grünen. Die Gefahr ist, dass es sich versendet, wenn es diesen Dauerton gibt, ohne Höhepunkte. Früher, als auf die großen Duelle jeder gewartet hat, war das etwas anders. Haiders-Taferl-Geschichte hat 1994 die Duelle dominiert. Da haben alle darüber gesprochen.

Wem gelingt es aus Ihrer Sicht, diesmal medial überraschend gut anzukommen?

Diese Konfrontationen sind immer ein Spiel mit der Erwartungshaltung. Pamela Rendi-Wagner hat insofern überrascht, weil viele erwartet haben, dass sie keinen Stich machen wird. Sie war bisher viel agiler und präsenter als erwartet.

Was halten Sie von Videoauftritten in den sozialen Medien, etwa vom Paartherapie-Video von Norbert Hofer und dem Kurz-Double?

Man muss schon aufpassen, dass man nicht zu sehr in Richtung Anbiederung – wie in diesem komischen Video – abdriftet. Das war aus meiner Sicht wenig gelungen. Die Idee war vielleicht okay, aber das Skript war schlecht. Das war so der fleischgewordene Kotau.

Das TV-Ranking*

  • 997.000 Seher: Sommergespräch Sebastian Kurz am 2. 9. ORF 2 Marktanteil (MA) 31 %
  • 221.000 Wahlarena mit Kurz am 1. 9. Puls 4; MA 7 %
  • 182.000 Spezial Talk mit Herbert Kickl, Servus TV; MA 10 %
  • 53.000 Reality Check „Die Grünen“, ATV; MA 2 %
  • Die Elefantenrunde der Bundesländerzeitungen am 5. 9. war bei den Aufzeichnungen auf Servus TV (151.000 Seher, MA 6%) und ATV 71.000, 3 %) Quotenbringer.

Wer sendet wie viel?

  • Der neue Info-Sender Puls 24 bringt nicht weniger als 386 TV-Stunden vor der Wahl. Der ORF (ohne ORF III) sendet 60 Stunden, Puls 4 43 Stunden, ATV 26 Stunden und Servus TV 11 Stunden.
  • 10,11 Millionen Menschen sahen die bisherigen Wahlsendungen aller Sender (durchschnittliche Reichweite).
  • Der ORF lockte (Stand gestern) 7,04 Millionen Menschen mit seinen Wahlformaten vor die TV-Schirme (durchschnittliche Reichweite). Puls 4 kommt hier (Stand vorgestern) auf einen Wert von 2,1 Millionen Sehern.
  • Wahlformate auf Servus TV kommen bisher auf eine durchschnittliche Reichweite von 809.000, ATV liegt bei Wahlformaten bei bisher 155.000 Sehern.

*Quelle: AGTT/Gfk

Quotenbringer: Sommergespräch mit Kurz

Das von Tobias Pötzelsberger mit Sebastian Kurz (ÖVP) am 2. September auf ORF 2 geführte Sommergespräch ist der Quoten-Spitzenreiter aller bisherigen Wahlsendungen. 997.000 Menschen waren dabei, der Marktanteil betrug 31 Prozent.

Wenn Elefanten diskutieren

Zwei Mal treffen sich sämtliche Spitzenkandidaten zur gemeinsamen TV-Diskussion: Die „Elefantenrunde“ der Privatsender ist am 22. September, 20.15 Uhr, zu sehen. Vier Tage später treffen sich die Spitzenkandidaten zur Elefantenrunde im ORF (20.15 Uhr, Moderation Claudia Reiterer und Armin Wolf). Dieses Format ist traditionellerweise auch in den Jahreswertungen der Sender ganz oben zu finden. Der Rekord geht ins Jahr 2002 zurück, als 1,84 Millionen Menschen die Diskussion von Alfred Gusenbauer, Wolfgang Schüssel, Herbert Haupt und Alexander Van der Bellen verfolgten.

Die Wahlduelle im ORF

Heute steht die zweite Speed-Dating-Runde (20.15 Uhr, ORF 2) auf dem Programm. Die jeweils rund 15 minütigen Duelle – vor Publikum – lauten heute: Kurz – Kogler, Hofer – Pilz, Rendi-Wagner – Meinl-Reisinger, Kogler – Pilz und Kurz – Hofer. Die erste Duell-Sendung sahen 709.000 Menschen.

Die Wahlduelle auf Puls 4

Moderatorin Corinna Milborn empfängt am Sonntag und Montag, jeweils 20.15 Uhr Spitzenkandidaten zu 45-minütigen Duellen. Am Sonntag stehen sich SPÖ und Grüne sowie SPÖ und Neos gegenüber. Am Montag folgen die Duelle ÖVP – Grüne, Grüne – Neos und zuletzt ÖVP – Neos.

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder

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16  Kommentare
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Betroffener127 (3.704 Kommentare)
am 29.09.2019 08:36

Hmm, ich bin immer wieder überrascht, wie diese Konfrontationen schlecht geredet werden.
Als Bürger sind sie aber eine der wenigen offensichtlichen Möglichkeiten, die Kandidaten etwas kennenzulernen. Wer liest schon Parteiprogramme oder kann sich Nationalratssitzungen ansehen ?

Dass natürlich die Fragen in den Veranstaltungen von Relevanz sein sollten, ist auch klar. Der ORF hat leider nur seine letzte Elefantenrunde etwas zum Kitsch werden lassen. Dies haben die Privatsender besser gelöst.

Aber bevor ich mir Tatort, Vorstadtweiber, Soko Irgendwas, DancingStars, andere schwachsinnige Shows und Müll ansehe, sind diese Diskussionen fast schon eine Wohltat.

Wer jetzt bemängelt, dass die Kandidaten im Wahlkampf nicht zu den Bürgern auf die Straße gehen können, sehe ich das viel unwichtiger.
Was bringt das Händeschütteln und ein paar nichtssagenden Floskeln ?

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 28.09.2019 12:29

Der ORF und angeschlossene Sender werden halt ihrem "Bildungsauftrag" gerecht.
---
Mit diesen sinnlosen Sendungen sparen sie eigene Ideen und kassieren trotzdem Gebühren.

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Zahnschleiferl (2.727 Kommentare)
am 20.09.2019 23:20

In keiner vergleichbaren Demokratie wird das Wahlvolk mehr verarscht als vom öffentlichen Rundfunk und den anderen Fernsehstationen:

Es treten an: 8 Parteien. Berichtet wird über: 6. Darunter eine Partei eines grenzwertigen Egomanen, der nach aller Voraussicht weniger Stimmen bekommen wird als die Parteien WANDL und KPÖ jeweils für sich.

Da stellt sich mir schon die Frage, für die ich berühmt wurde: "Sind Journalisten Huren."

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kpader (11.506 Kommentare)
am 19.09.2019 07:50

Gott sei dank ist der Wirbel bald beendet.

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snooker (4.426 Kommentare)
am 12.09.2019 08:48

Das Ganze zeigt ja nur, dass wir einen viel zu langen Wahlkampf haben.
Wir könnten das Ganze längst hinter uns haben, noch dazu, weil sich eh nichts ändert an der Machtverteilung.
Sogar der sonst so seriöse wie fade Prof. Filzmaier greift schon zu "blumigen" Aussagen, weil er ja sonst seine Aussagen zum dutzendsten Male wiederholen müsste.
Manchmal lohnt sich aber ein Klick zu ö.24tv, denn da ist recht oft Klamauk und Spaß dabei.

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Domin1k (383 Kommentare)
am 11.09.2019 14:50

Eigentlich müsste es ja heißen: "In keiner vergleichbaren Demokratie wird das wahlberechtigte Volk mittels mehr TV-Duellen belogen als in Österreich." Immer wenn ich den Kurz sehe, bekomme ich mittlerweile nur mehr einen massiven Brechreiz!

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scottie (84 Kommentare)
am 12.09.2019 08:12

Warum? Ist er Ihnen so sehr überlegen...

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scharfer (5.103 Kommentare)
am 11.09.2019 12:37

habe mir in mein tv gerät ein modul einbauen lassen, welches sofort auf einen v. mir programmierten sender umschaltet, sobald ein öst. politiker im orf ins bild kommt. schaltet wieder zurück, wenn der weg ist.

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scharfer (5.103 Kommentare)
am 11.09.2019 12:29

mit diesem dummen volk können sich die parteien alles erlauben.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.09.2019 21:28

SCHARFER

ES sind die Medien die darauf GEIL sind , aber es fehlt ihnen an Moderatoren die eine Debatte leiten können ...und ned dauernd dazwischen quaken ...sie sollten imstande sein zu beruhigen damit WIR auch was verstehen, statt durcheinander streiten lassen

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observer (22.199 Kommentare)
am 11.09.2019 11:50

Von den Wahlduellen gibt es viel zu viel in Österreich. Sie sind sowieso öde und die, die da kommen von A-Z gebrieft. Aber der ORF hat das gerne - erstens kann er sehr billig Sendezeit füllen, zweitens macht er sich samt Führung einen weissen Fuss bei den diversen PolitikerInnen, die meist ja gar nicht oft genug im Fernsehen sein wollen. Gott sei Dank haben die meisten FernseherInnen aber eine Möglichkeit, diesen öden Schauspielen zu entgehen, indem sie sich irgendeinen andere Sender ansehen. Das würde ich auch dem ORF gönnen, dass das viele machen, damit die Quoten in den Keller gehen. Wir denen aber eh egal sein, weil ihnen die ZuschauerInnen und Quoten sowieso weitgehend egal sind und es ihnen nur wichtig ist, dort gut dazustehen, wo es um Posten und Finanzierung durch das Budget geht und das ist nun mal die Politik. In Wahrheit gehört der ORF privatisiert und den Provatsendern gleich gestellt, also auch die Finanzierung desselben. Der öffentliche Auftrag ist ein Witz.

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 11.09.2019 11:10

auf den Punkt gebracht: „mehr belogen „
zur Haupt Sendezeit daß die zwangs GIS Beitragszahler zahlen

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pepone (60.622 Kommentare)
am 11.09.2019 21:23

GUGELBUA

die Besten Debatten sind die der Chefredakteure auf ORF III
oder wie gestern die der Wahlbeobachter/innen.
da wird Tacheles gesprochen .

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 11.09.2019 09:23

Eine Wiederholungsschleife aus heisser Luft.
So kann der Gebührenzaler und wäjWähler verschaukelt werden.

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ochristiano (61 Kommentare)
am 11.09.2019 07:56

ist doch logisch!
kostet dem ORF keine Programmgebühren

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.218 Kommentare)
am 11.09.2019 07:30

Die TV-Präsenz ist wirklich schon am Erbrechenslimit.
Relevante Informationen gibt es dennoch wenig. Jeder leiert seine Standard-Nichtsaussagesprücherl in Dauerrotation runter, garniert mit oft derben "Schenkelklopfern" weit unter der Gürtellinie.

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