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„Odysseus’ Heimkehr“ feiert die Musik, für die Regie gab es einen Buhorkan

Von Michael Wruss, 03. April 2023, 19:30 Uhr
Kate Lindsey als „Penelope“ und Georg Nigl als „Ulisse“  Bild: Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Erstmals war Monteverdis barockes Dramma in musica „Il ritorno d’Ulisse in patria“ an der Wiener Staatsoper zu erleben.

Es ist schon erstaunlich, dass die Premiere von Claudio Monteverdis Dramma in musica „Il ritorno d’Ulisse in patria“ am Sonntag in der Staatsoper gleichzeitig auch die Erstaufführung an diesem Haus war. Eine, die musikalisch höchst erfreulich vonstattenlief, szenisch aber wenig bis gar nichts brachte und eher das Unterfangen mit vielen offenen Punkten fragwürdig erscheinen ließ.

Vor allem tat sich die Diskrepanz in der Herangehensweise auf. Denn auf der einen Seite bemühte sich das musikalische Team um Dirigent Pablo Heras-Casado, größtmögliche Sorgfalt beim Notentext walten zu lassen und zum Beispiel den nach historischen Überlieferungen groß besetzten Generalbass möglichst vielfältig und an die jeweilige Situation angepasst erklingen zu lassen. Also den Versuch zu unternehmen, möglichst alles in der einzigen erhaltenen Abschrift dieser Partitur zu entziffern und vor allem zu verstehen.

Scheitern an heutiger Sichtweise

Auf der anderen Seite bilden Jossi Wieler und Sergio Morabito ein Regieteam, das versucht, das Werk aus heutiger Sicht zu verstehen, und daran weidlich scheitert. Auf der Bühne: ein von Anna Viebrock kreativ arrangiertes Chaos aus (Schreib-)Tischen, Stühlen und sonstigen Sitzgelegenheiten, unter und zwischen denen sich das Nichtgeschehen abspielte. Das Faszinierende an Monteverdis nach dem Libretto von Giacomo Badoaro komponierter Oper ist der Facettenreichtum barocker Affekte, also jener Leidenschaften, die nach damaligen Erkenntnissen menschliches Erleben und Fühlen kennzeichneten. Das hat etwas mit Psychologie zu tun, aber nicht aus heutiger Sicht. Im Barock bilden Musik und Wort eine Einheit, die es szenisch umzusetzen gilt. Davon war wenig zu merken. Auch davon, was man eigentlich erzählen wollte: das innere Drama eines Heimkehrenden und sich in seiner Heimat nicht Zurechtfindenden, oder vielleicht doch den Konflikt des Einzelnen mit der Obrigkeit, jener Götterwelt, die scheinbar alles zu lenken scheint? In Flugzeugen reisen die Götter bequem in Business-Class-Sitzen mit Gottvater Zeus als charmantem Piloten. Für dieses Sesselchaos und jenes, das sich dazwischen abspielte, empfand das Publikum nur wenig Begeisterung und ließ einen gewaltigen Buhorkan erklingen.

Dafür wurde die musikalische Seite umso mehr bejubelt, und das zu Recht. Denn auch wenn die Akustik der Staatsoper nicht unbedingt ideal für ein Ensemble für Alte Musik ist, erlebte man die Musiker des Concentus Musicus Wien selten so präsent und klangprächtig aufspielend wie an diesem Abend.

Ideal besetztes Ensemble

Genau diese von Pablo Heras-Casado bewirkte Dynamik, die perfekt mit den Affekten und ihrer musikalischen Umsetzung spielte, begeisterte und ließ trotz des langweiligen Geschehens auf der Bühne einen spannenden Theaterabend entstehen. Dazu trug auch das in allen Facetten ideal besetzte Ensemble bei, allen voran Georg Nigl als phänomenaler Ulisse mit unglaublicher darstellerischer und sängerischer Präsenz.

Kate Lindsey brillierte musikalisch als Penelope, stand aber szenisch weit dahinter. Josh Lovell war ein hervorragender Telemaco, Isabel Signoret eine alles lenkende und famos agierende Minerva, und Andrea Mastroni stach als tief „hinunterorgelnder“ Nettuno heraus. Fein auch Jörg Schneiders Komödiantik als Iro. Die Chorakademie der Staatsoper und das restliche Ensemble trugen zur überzeugenden musikalischen Interpretation bei.

Fazit: Ein Odysseus, der konzertant ohne fragwürdige Inszenierung nicht weniger spannend gewesen wäre.

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Autor
Michael Wruss
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2  Kommentare
2  Kommentare
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nixnutz (4.122 Kommentare)
am 03.04.2023 21:13

DRAMMA könnte ein Tippfehler sein. Aber warum bitteschön gleich zweimal???

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nixnutz (4.122 Kommentare)
am 03.04.2023 21:11

"für die Regie gab es einen Buhorkan"

Die Staatsoper ist der Ort, wo auch die Hofratswitwen einmal die Sau rauslassen können.

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