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"Nur mit Startups im Computerbereich werden wir die Welt nicht retten"

Von Hannah Winkelbauer, 21. November 2019, 00:04 Uhr
"Nur mit Startups im Computerbereich werden wir die Welt nicht retten"
Galerist Stefan Brunnhofer in der Ausstellung von Ronald Kodritsch Bild: hw

Galerist Stefan Brunnhofer im Gespräch über die mangelnde Kunst-Kauflust in Österreich

1997 gründeten Elisabeth und Stefan Brunnhofer ihre Galerie. Laut eigenen Angaben mit dem Vorhaben, junge, zeitgenössische Kunst zu fördern. Der Schwerpunkt liegt auf Malerei, Skulptur und Installation. 2017 hat das Ehepaar Brunnhofer zum zwanzigjährigen Galeriejubiläum einen neuen Ausstellungsraum und ein Schaulager eröffnet. Die OÖNachrichten haben beim Besuch der aktuellen Ausstellung des Malers Ronald Kodritsch mit Galerist Stefan Brunnhofer (60) über die Entwicklungen am heimischen und internationalen Kunstmarkt gesprochen.

OÖN: Was hat sich die (ober-) österreichische Galerienszene verändert, seit Sie 1997 begonnen haben?

Stefan Brunnhofer: Das Kaufverhalten hat sich verändert. Es fehlt der Nachwuchs, der Kunst kauft. Ich habe schon mit 20 Kunst gekauft. Gut, das war nicht Standard, aber es gab 35-, 40-Jährige, die Kunst gekauft haben. Unsere Kunden sind uns sehr treu, aber junge Leute, die auch ein bisschen Geld ausgeben, gehen ab.

Und am internationalen Kunstmarkt?

Dasselbe ist auch in Deutschland zu beobachten. Ich war gerade in München, bei der "Paper Positions"-Messe, und da gab es auch keine jungen Leute. Die haben das Interesse verloren, und das ist schade. Ohne Kunst und Kultur geht die Welt zugrunde. Nur mit Startups im Computerbereich werden wir die Welt nicht retten.

Was für Unterschiede haben Sie bei internationalen Kunstmessen noch bemerkt?

Gerade in München ist extrem schlecht verkauft worden. Wir hatten einen Projektstand, sind also nicht zum Verkaufen hingekommen, aber ich habe es bei den Nachbarn um mich gesehen. Wir haben uns mittlerweile fast komplett vom Messemarkt zurückgezogen, weil wir bemerkt haben, dass nur mehr etablierteste Kunst verkauft wird. Das habe ich auch in Amerika oder in Basel gemerkt.

Also fahren Sie gar nicht mehr auf Messen?

Doch, aber wir überlegen uns gut, wo wir hinfahren. Zu Höchstzeiten haben wir acht Kunstmessen mitgemacht, jetzt beschränken wir uns auf zwei. Aber ich muss sagen, die Linzer Kunstmesse, der Kunstsalon, ist für uns immer die beste. Auch heuer haben wir da wieder gut verkauft. Aber es ist dasselbe Publikum, auch eher 55+.

Sie haben vor zwei Jahren den neuen Galerieraum und das Schaulager eröffnet. Haben Sie weitere Pläne zu Expansionen?

Na, expandieren bitte nicht mehr (lacht). Aber es gibt ein paar Überlegungen zu neuen Ideen, wir wollen Ausstellungen mehr im "Salon"-Charakter gestalten, vielleicht auch in Kombination mit anderen Veranstaltungen. Ich glaube, die typische Galerie-Ausstellung im Sinn von "Wir hängen ein paar Bilder auf, bitte kommt’s", geht dem Ende zu.

Welches Kunstwerk war das teuerste, das Sie je verkauft haben?

Das war ein Werk von Bernd Zimmer um 60.000 Euro. Im Vergleich zu den Global Playern ist das Kleingeld. Das klingt zwar provokant, aber es ist so.

Welchen aufstrebenden, jungen Künstler oder welche Künstlerin würden Sie gerne vertreten?

Unsere aktuell jüngste Galeriekünstlerin, Oktavia Schreiner, habe ich über eine Kooperation mit der Keramikklasse der Kunstuni entdeckt. Solche Zusammenarbeiten kann ich mir weiterhin gut vorstellen, aber ich erwarte auch ein bisschen, dass da wer kommt und sagt, "machma wieder was", das geht mir etwas ab. Denn nur so kann man jungen Künstlern auf den Weg helfen.

Denken Sie an die Pension?

Ja, aber nicht ans komplette Aufhören. Aber es wird in den nächsten zwei, drei Jahren sicher Änderungen geben. Aus wirtschaftlichen Gründen mach ich das schon lange nicht mehr, sondern weil es mir riesigen Spaß macht.

Eine verlockende Idee

Es ist die fünfte Einzelausstellung von Ronald Kodritsch in der Galerie Brunnhofer. Der 1970 geborene Steirer zeigt unter dem Titel „Irgendwann, ja, die Idee klingt jedenfalls verlockend“ seine typischen unprätentiösen Gemälde.

Zu sehen sind Hundeporträts mit Perücken, expressiv gemalte Blumenarrangements und kleinformatige Arbeiten, auf denen tiefe Horizonte unter weiten Himmeln in Violett, Türkis und Orange zu sehen sind und darunter einsame, winzige Traktoren. Das Traktormotiv kommt überhaupt öfter vor, stilisiert und mit skurrilen Figuren drauf.

Auch eigenwillige Skulpturen stehen im Ausstellungsraum: Sie wirken menschlich, haben aber die Form von Kakteen. Kodritsch nennt sie „Schwarze Geister“.

Kodritsch nimmt seine Arbeit nicht todernst, macht aber dennoch Kunst auf hohem Niveau. Die Bilder sind eher in düster-melancholischen Farben gehalten, Violett- und Blau-Grün-Töne gehen ineinander über. Auch viel Grau kommt vor, insgesamt bleibt er bei eher dreckigen, gemischten Farben.

Kodritschs Malerei zeigt, dass dieses Medium nicht veraltet ist. Seine Bilder sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch eigenwillig. Diese Mischung macht es aus. 

Ausstellung: bis 30. 11., Di bis Fr, 14–18 Uhr, Hafenstraße 33, 4020 Linz.
 

 

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Autorin
Hannah Winkelbauer
Redakteurin Kultur
Hannah Winkelbauer
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1  Kommentar
1  Kommentar
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7buerger (179 Kommentare)
am 21.11.2019 13:56

Wenn der Wohnraum immer teurer, aber dafür kleiner wird fehlt halt vielen Jungen einerseits das Geld um Kunst zu kaufen, und andererseits auch der Platz sie zu präsentieren. Die Alten haben ihr Geld damals noch mit Zinsen über 1% (!) veranlagen können, und leisten sich jetzt vielleicht Kunst weil das Ersparte auf der Bank eh nichts bringt, oder kaufen Vorsorgewohnungen, die dann für Junge immer schwieriger zu bezahlen sind, somit bleibt noch weniger Budget für Kunst.

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