Nobelpreis: Österreichischer Übersetzer "fast wahnsinnig" vor Freude
WIEN. "Ich bin fast wahnsinnig geworden, als ich das gehört habe", freut sich der Wiener Schriftsteller und Übersetzer Helmuth A. Niederle über die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an Abdulrazak Gurnah. Niederle hat dessen Roman "Die donnernde Stille" übersetzt und ihn 1999 zu einem Symposium nach Wien eingeladen.
Dort habe Gurnah in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur einen Vortrag mit dem Titel "Literatur: eine durchwachsene Geschichte" über den "Grenzbereich zwischen Oratur und Literatur" gehalten, wie sich Niederle im APA-Telefonat erinnert. "Wir Weißen neigen ja dazu, nur Verschriftlichtes 'Literatur' zu nennen. Dieser Sichtweise ist Gurnah entschieden entgegengetreten. Seine Großmutter hatte ihm Shakespeare-Texte als Geschichten erzählt, erst später hat er sie als Literatur begriffen", so Niederle.
In einem Essay des Autors heiße es: "Es ist mir auch wichtig, dass Fiktion anlocken und blenden und Freude und Schmerz geben kann und dass sie nach Wahrheit streben sollte." Es gehe Gurnah in seinen Texten in punkto Kolonialismus "um ein fein ziseliertes Bild wie sich die Menschen begegnet sind und einander erlebt haben". Er arbeite auch die Identifikation von Schwarzen - etwa in Filmen - heraus oder lasse seine Protagonisten Beziehungen zu Weißen eingehen, "die laut ihm glauben, sie müssen intensive Beziehungen zu einem Afrikaner eingehen, um irgendetwas gut zu machen", analysiert Niederle.
Dass Gurnahs Bücher seit einigen Jahren nicht mehr ins Deutsche übersetzt wurden, bedauert Niederle. Als Grund sei ihm aus der Verlagswelt vermittelt worden: "Es gibt eben Namen, die im deutschen Sprachraum nicht funktionieren."
Das ist leider schon sehr lang zu einem abgekarteten politischen Spiel verkommen.
Im deutschen Sprachraum funktionierte auch Karl. R. Poppers Buch Feinde der Offenen Gesellschaft nicht und
Viktor Frankl durfte sein erstes Buch nach WWII selbst kaufen, der Rest wurde eingestampft.
SO schauts aus.